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Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged

Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged

Titel: Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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und Frank waren nie so gewesen. Sie hatten immer gewusst, was wirklich wichtig war und was nur wichtig erschien.
    Hier und jetzt aber war geschändet das richtige Wort.
    »Was hat das zu bedeuten, Evie?« Franks Stimme bebte.
    Ihr wurde bewusst, dass sie kein Wort gesprochen hatte, seit er sie geweckt hatte, aber jetzt klang er auf einmal dermaßen verängstigt, dass sie das dringende Bedürfnis verspürte, ihn zu beschützen. Jetzt war es an ihr, die Starke zu sein, und sie wünschte sich aus tiefster Seele, ihm das hier ersparen zu können.
    »Am besten, Schatz«, sagte sie zu ihm, »denken wir gar nicht darüber nach, was es zu bedeuten hat.«
    »In Ordnung«, sagte Frank. »Ich liebe dich.«
    »Ich liebe dich auch«, erwiderte sie.
    »Und ich bin sehr stolz auf dich«, erklärte er ihr, »weil du so tapfer bist.«
    »Es würde ja nichts bringen, zu kreischen und Theater zu machen«, erwiderte sie. »Obwohl ich gegen ein bisschen Kreischen nichts einzuwenden hätte, wenn ich ehrlich bin.«
    »Nur zu«, sagte Frank. »Wenn du meinst, dass es dir hilft.«
    Evelyn schüttelte den Kopf. »Diese Befriedigung gönne ich denen nicht.«
    »Denen?«
    »Wer immer uns das hier antut«, erklärte sie, »könnte uns in genau diesem Augenblick beobachten.«
    »Ja. Er könnte uns dabei zuschauen, wie wir uns selbst anschauen«, entgegnete Frank, und dabei klang seine Stimme wieder etwas kräftiger.
    »Es ist alles gut, Frank«, sagte Evelyn. »Mehr können wir nicht tun. Wir müssen tapfer sein und das Beste daraus machen.«
    »Woraus, Evie?«
    »Aus der Zeit, die uns noch bleibt.«

51
    Am Spätnachmittag warnte man sie schon einmal vor, weil wieder ein Paar vermisst wurde.
    Evelyn und Frank Ressler, zwei Rentner aus Surfside, waren weder von Familienangehörigen noch von Freunden oder Nachbarn gesehen worden, seit sie am späten Montagnachmittag nach einem Tanztee die Synagoge B'nai Torah auf dem Isaac Singer Boulevard verlassen hatten.
    Im Anschluss an den Tanztee, kurz nach ihrer Rückkehr in ihr Haus auf dem Bay Drive, hatte die Tochter der Resslers, Barbara Herman, mit ihrer Mutter gesprochen, und Evelyn hatte ihr erzählt, dass sie und Barbaras Vater wie immer viel Spaß gehabt hatten. Als Mrs. Herman heute Morgen versuchte, die Eltern anzurufen, hatte jedoch niemand abgenommen. Da sie aber wusste, dass ihr Vater um elf Uhr einen Termin für eine Kontrolluntersuchung bei seinem Kardiologen hatte, ging sie davon aus, dass ihre Eltern bereits früher aus dem Haus gegangen waren und sie später von ihnen hören würde.
    Um zwölf Uhr hatte sich die Sprechstundenhilfe der Arztpraxis bei ihr gemeldet.
    Eine Stunde später hatte Barbara Herman begonnen, die Krankenhäuser im Umkreis anzurufen, und ihr Mann Simon hatte sein Büro verlassen und war nach Hause gekommen, um seine Frau zu beruhigen.
    Um fünfzehn Uhr wussten die Hermans, dass etwas nicht stimmte, und Simon rief bei der Polizei an.
    Jeder Gesetzeshüter im Miami-Dade County hielt nun Ausschau nach dem vermissten Ehepaar, bislang jedoch vergeblich.

52
    Trotz der Hiobsbotschaft, die Sam erhalten hatte, war das Abendessen im Opera Café großartig. Zu Anfang war es ihm schwergefallen, die Gedanken an den Fall zu verdrängen und nicht an die Resslers zu denken, denn die Vorstellung, dass man zwei alte Leute entführt hatte - ganz zu schweigen davon, dass man sie möglicherweise terrorisierte und ermordete -, war unerträglich. Andererseits verschwanden ständig Leute, oft nur für kurze Zeit, ohne dass es mit Entführung oder gar Mord zu tun hatte, sondern mit Krankheiten, Unfällen und - insbesondere bei älteren Menschen - Vergesslichkeit.
    Nur traf Letzteres auf die Resslers nicht zu. Ihre Tochter beharrte darauf, dass beide geistig fit seien.
    Trotzdem - das hier war Cathys Abend und wichtig für sie, also tat Sam, was er konnte, um diesen Abend zu genießen. Dooley hatte die Musik ausgewählt: eine Prise Schubert, ein paar Scheibchen Verdi und jede Menge Puccini - Hauptsache romantisch, sodass es zu den Kerzen und den zartrosa Rosen passte, die ihren Tisch schmückten und sich durch das gesamte Café rankten.
    Das Essen konnte man nur als großartig bezeichnen. Nach einer leichten Vorspeise, Ravioli mit Krabbenfleisch, gab es Kalbsleber mit Rösti und zartem Blattsalat mit einem Dressing, bei dem es Grace einfach nicht gelingen wollte, die genaue Zusammensetzung herauszuschmecken.
    »Tut mir leid«, meinte Cathy, als sie zwischendurch kurz zu ihnen nach draußen

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