Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
ihnen jetzt beinahe harmlos vor.
Es war die gleiche Vorgehensweise, aber grausamer.
Wieder waren den Opfern die Kehlen durchschnitten worden. Das Entsetzen, das Grauen und der Schmerz standen Evelyn und Frank Ressler auf schreckliche Weise in den erstarrten Gesichtern geschrieben, obwohl ihre Augen nicht zu sehen waren. Es ließ sich nicht einmal sagen, ob ihre Augen sich überhaupt noch in den Augenhöhlen befanden, denn die Leichen des alten Ehepaares waren von Angesicht zu Angesicht positioniert worden.
Man hatte ihre Brillen zusammengeklebt. Und soweit es der Gerichtsmediziner, die Spurensicherung und die Detectives derzeit beurteilen konnten, hatte man ihnen die Brillengläser an die Augen geklebt.
Auch die Hände waren zusammengeklebt. Evelyns rechte Hand hielt die linke ihres Mannes.
Wie die anderen Opfer waren auch diese beiden nackt. Ein Paar in den Siebzigern.
Sam konnte sich nicht erinnern, jemals erlebt zu haben, dass Martinez sich an einem Tatort übergeben hatte, aber dieses Mal tat er es.
Sam selbst war den Tränen nahe. Als er sich umschaute und die anderen Männer und Frauen im Hof sah, stellte er fest, dass er nicht der Einzige war.
Dann kam die Wut.
Lodernder Zorn, vermischt mit dem Gefühl der Machtlosigkeit.
56
Jetzt war alles anders.
Jetzt hatten sie es mit einem Serientäter zu tun - und mit einem spektakulären Mordfall. Jetzt war es an der Zeit, die Fakten ViCAP zu melden, einer Datenbank des FBI, in der sämtliche in den USA verübten Gewaltverbrechen registriert, verglichen und analysiert wurden.
Und sie brauchten jede zusätzliche Hilfe, die sie bekommen konnten.
Eine Sonderkommission wurde eingerichtet und ein Raum bezogen, der für die Dauer der Ermittlungen als Krisenzentrum dienen würde. Joe Duval, ein Special Agent des Florida Department of Law Enforcement, schloss sich dem Team an. Unter anderen Umständen wäre die Anwesenheit des »Neuen« den Detectives sauer aufgestoßen, aber sie hatten bereits in der Vergangenheit mit Duval gearbeitet. Er war ein ehemaliger Beamter des Morddezernats, der zuerst in Chicago und anschließend in Miami tätig gewesen war, und er hatte Erfahrung mit der Erstellung von Persönlichkeitsprofilen. Duval, ein schlanker Mann mittleren Alters, war mit Sicherheit eine große Hilfe. Außerdem befanden sie sich in einer Lage, in der sie nicht nörgeln durften.
Die Kollegen von der Spurensicherung hatten erneut Reifenspuren gefunden; aber das musste erst noch genauer überprüft werden.
Interessanter war der Brennofen, in dem man die Leichen zur Schau gestellt hatte, und die Verbindung zur Kunst - eine Tatsache, die die Detectives vermutlich zu Beatty und Moore zurückgeführt hätte, nur hatte das Labor dem neuesten Fall Priorität gegeben und alles andere zurückgestellt. Außerdem hatte Ida Lowenstein vom Gerichtsmedizinischen Institut mitgeteilt, dass das Blut, das man in der ehemaligen Galerie gefunden hatte, weder von Beatty noch von Moore stammte.
»Was aber nur bedeutet, dass die beiden nicht ihr eigenes Blut vergossen haben«, sagte Martinez gereizt.
Es erschien nun immer unwahrscheinlicher, dass sie auf der Suche nach nur einem Killer waren, der allein arbeitete, denn es war nahezu unmöglich, dass ein einzelner Mensch, wie stark er auch sein mochte, die Leichen von Evelyn und Frank Ressler in ihre von Angesicht-zu-Angesicht-Position in den Brennofen gehoben hatte.
»Vielleicht hat Doc Sanders recht, und sie benutzen eine Seilwinde«, gab Beth Riley zu bedenken.
Sand war auch wieder gefunden worden, zum zweiten Mal, in den Radspuren und im Gras. Der gleiche weiße, feine Sand wie beim letzten Mal.
»Ich möchte mir den Garten der Galerie noch einmal genau ansehen«, sagte Sam.
Um fünf Uhr nachmittags aßen sie bei Markie's auf die Schnelle ein Sandwich, denn trotz der Gräuel des Nachmittags hatten sie Hunger.
»Glaubst du, unsere Jungs könnten den Sand in der Galerie übersehen haben?« Was das betraf, hatte Martinez seine Zweifel.
»Wahrscheinlich ist das nicht«, antwortete Sam. »Es hat seitdem aber nicht mehr geregnet. Deshalb kann es nicht schaden, noch mal nachzuschauen.«
Sie klammerten sich an Strohhalme, und das wussten sie.
»Ich würde gern auch in den Wohnungen von Beatty und Moore nach diesem feinen weißen Sand suchen lassen«, sagte Martinez. »Und bei Anthony Christou.«
»Nur haben wir leider keine Durchsuchungsbefehle«, sagte Sam.
»Ich weiß. Und dass Christou ein unausstehlicher Mistkerl ist,
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