Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
mehr als nur Wissenschaft.
Es war um Macht gegangen, und um eine ganz besondere Liebe.
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19. Februar
Die Pressekonferenz am Donnerstagmorgen fand unter freiem Himmel statt, da sehr viele Besucher erwartet wurden, von denen die meisten mit Kameras und Galgenmikrofonen und anderem technischen Gerät bewaffnet waren. Die ganze Sache entwickelte sich jedoch zu einer makaberen und jämmerlichen Veranstaltung, genau wie Sam und das Team es von vornherein befürchtet hatten.
Die Detectives der City of Miami, in deren Zuständigkeitsbereich man die Resslers aufgefunden hatte, waren ebenso anwesend wie das Team von Miami Beach und Special Agent Duval, aber den Anfang machten der Polizeichef und Captain Kennedy. Unter anderen Umständen wäre Sam derjenige gewesen, der die Pressekonferenz geleitet hätte, da er aber vorhatte, in naher Zukunft zu verreisen, hatte Chief Hernandez befürchtet, es könne ein schlechtes Licht auf das Department werfen, wenn Sam Becket heute im Blickpunkt der Öffentlichkeit stand und dann plötzlich verschwunden war - es sei denn, die Verbrechen konnten vorher gelöst werden. Aber das erschien sehr unwahrscheinlich.
Sam, der dies natürlich wusste, fühlte sich mieser als der mieseste Schurke.
»Guten Morgen«, begann der Chief. »Ich bin Hector Hernandez vom Miami Beach Police Department. Ich bin heute hier mit Captain Tom Kennedy, Sergeant Michael Alvarez, Ermittlungsleiter Detective Samuel Becket, Special Agent Joseph Duval und dem Rest des Teams, das sich mit den Morden befasst, die unsere Bürger im Lauf der letzten zwei Wochen so schockiert haben.«
Das Lautsprechersystem heulte auf, und Sam und Martinez tauschten besorgte Blicke, während Hernandez ein paar Sekunden wartete, ehe er fortfuhr.
»Außerdem begrüßen wir heute von der City of Miami ...«
Das Heulen setzte wieder ein und steigerte sich zu einem schrillen Kreischen. Sam zuckte zusammen, wobei ihm bewusst war, dass just in diesem Moment einige Kameras auf ihn gerichtet waren. Er hätte sein letztes Geld darauf verwettet, dass eine dieser Aufnahmen, die ihn scheinbar verunsichert zeigten, zusammen mit der Erklärung veröffentlicht wurde, dass er der Ermittlungsleiter sei.
Scheißegal, sagte er sich, konzentrierte sich wieder auf den Big Boss und bereitete sich darauf vor, den Fragen zu lauschen, mit denen der Captain und Alvarez es gleich zu tun bekommen würden.
Tom Kennedy hatte bereits übernommen und nannte die Namen der Opfer.
»Susan und Michael Easterman.« Er hielt zwischen den einzelnen Namen jeweils einen Moment inne, um jedem die genau richtige Dosis an Nachdruck und Respekt zu verleihen. »Elizabeth Price ... André Duprez ... Evelyn Ressler ...«
Mitten aus der Menschenmenge auf dem Platz war ein Laut zu hören, der unterdrückte Aufschrei einer Frau. Sam konnte zwar nicht sehen, wer ihn von sich gegeben hatte, wusste aber, dass es nichts Gutes verhieß. Sie hatten mit aller Macht versucht, die Angehörigen von dieser Pressekonferenz fernzuhalten, aber ...
»Und Frank Ressler.«
Eine Zeitlang herrschte Stille; dann reichte der Captain das Mikrofon an Sergeant Alvarez weiter, der kurze, zensierte Berichte über jedes Verbrechen verlas, in denen über die jeweiligen Fundorte nur ungefähre Angaben gemacht wurden.
Anschließend appellierte Alvarez an die Öffentlichkeit: »Jeder, der über Informationen verfügt, die zur Festnahme des Täters führen - oder der Täter -, wird gebeten, sich bei uns zu melden. Wir werden alles mit strengster Vertraulichkeit behandeln.«
Es wurden mehr Fakten ausgelassen als erwähnt: Vom Klebstoff war keine Rede, auch nicht von der Plastikkuppel oder dem Aquarium oder dem Brennofen. Man hielt es im Hinblick auf die Ermittlungen für klüger, denn man wollte Sensationsjournalismus unbedingt vermeiden. Die grundlegenden Fakten waren auch so schon düster und beängstigend genug.
Alvarez fuhr mit dem Persönlichkeitsprofil fort, das Joe Duval erstellt hatte.
»Wir gehen davon aus, dass es sich um die Morde eines Serientäters handelt und dass die Paare entweder zusammen oder einzeln entführt wurden. Der oder die Täter haben ihre Opfer ermordet und anschließend an Orten zurückgelassen, an denen man sie eher früher als später finden musste. Es gab in sämtlichen Fällen eine Art von Zurschaustellung. Auch die Zeitspanne zwischen dem Verschwinden der Opfer und dem Auffinden ihrer Leichen war in allen drei Fällen ähnlich, was darauf schließen lässt, dass der oder
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