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Geteiltes Geheimnis

Geteiltes Geheimnis

Titel: Geteiltes Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, lag er zwischen schlecht zusammenpassender Bettwäsche und schnarchte leise.
    Ich rollte genervt mit den Augen und ging in die Küche.
    Später bestellte er bei mir Rühreier, Würstchen und Toast. Er verschlang sein Frühstück innerhalb weniger Minuten. Nachdem ich das Geschirr abgeräumt hatte, bestellte er noch einen großen Salat des Hauses. »Zur Verdauung. Wie bei den Italienern«, erläuterte er.
    Nach dem Salat fragte er nach der Suppe des Tages.
    »Es war Blumenkohlsuppe mit Curry, aber die ist aus«, sagte ich genau in dem Augenblick, als Dell mit einem Teller vorbeiging.
    »Ich taue noch etwas von der Minestrone auf. Dauert keine Minute«, bot sie an.
    »Klingt perfekt«, antwortete er.
    »Sie sind heute aber sehr hungrig, Mr. Drury.«
    »Ich hab heute Abend einen Gig. Das macht mich immer hungrig. Warum kommt ihr nicht vorbei und schaut euch unseren Auftritt an? Wir sind im Spotted Cat.« Er zog einen Flyer aus der Tasche und reichte ihn mir in dem Moment, als Will, von Kopf bis Fuß in weißen Staub gehüllt, um die Ecke bog und dann nach oben lief.
    Ich war nicht sicher, ob er das Ende unseres Gespräches mitbekommen hatte, deshalb redete ich jetzt lauter. »Ich will versuchen, heute Abend zu kommen, Mark. Danke für die Einladung.«
    »Großartig!«, antwortete Mark, von meiner plötzlichen Begeisterung ganz verwirrt. »Ich sollte jetzt wahrscheinlich besser gehen.«
    »Doch keine Suppe mehr?«
    »Nein, nur die Rechnung. Ich muss mal meine Wohnung aufräumen, falls ich nach meinem Auftritt noch Gäste habe.«
    »Das ist unwahrscheinlich«, antwortete ich, diesmal etwas leiser.
    »Das werden wir ja sehen.«
    Als er mich ansah, war von seiner jugendlichen Arroganz plötzlich nichts mehr übrig. Einen Augenblick lang war er nichts weiter als ein junger Mann, der ein wenig Zeit mit mir verbringen wollte. Und doch … und doch … sehnte ich mich nach nichts weiter als einem langen Lauf, gefolgt von einem Kuschelstündchen mit meiner Katze, meiner Couch und der Fernbedienung.
    Ich kassierte, und Mark gab mir ein viel zu hohes Trinkgeld. Dann lief ich in den ersten Stock, um Will mitzuteilen, dass ich Feierabend machte. Ich war jetzt seit einer Woche nicht mehr oben gewesen. Die Verwandlung war erstaunlich. Aus dem dunklen, schmuddeligen Lagerraum hatte Will ein luftiges Speisezimmer gemacht, mit neuen Flügelfenstern zur Straße, Mauervorsprüngen an zwei Wänden und frisch abgeschliffenen, perfekt geölten Böden. Er strich gerade die Wände der Herrentoilette direkt oben an der Treppe neben den neuen Dachfenstern. Ich steckte den Kopf hinein, um ihm hilfsbereit das Licht einzuschalten, weshalb wir erst einmal beide blinzeln mussten.
    »Wow, ist mir gar nicht aufgefallen, wie dämmrig es geworden ist. Wie viel Uhr haben wir?«
    »Zeit für mich, Feierabend zu machen. Ich wollte dir nur sagen, dass Dell jetzt allein ist, bis Tracina kommt.«
    »War viel los?«
    Es störte mich, dass seine Stimme mir immer noch Schauer über den Rücken jagen konnte. Immerhin war es jetzt fast fünf Monate her.
    »Ja, schon …«
    Außerdem konnte ich kaum übersehen, dass sein Oberkörper durch die harte körperliche Arbeit definierter war als vorher, besonders die Oberarme. Er hatte Mörtel im Haar, den ich sehr gern herausgepflückt hätte.
    »Hast du für heute Abend schon Pläne?«, fuhr er fort, als ich aus dem Waschraum heraustrat, um die restlichen Renovierungsarbeiten zu begutachten.
    »Ja, habe ich.«
    »Mit dem mageren Jungen, den ich gerade da unten gesehen habe?«
    »Vielleicht«, antwortete ich. »Kaum zu glauben, wie toll das hier oben geworden ist. Ich bin mehr als beeindruckt.«
    »Geht ihr beiden miteinander?«
    »Hmm … er ist nur ein Freund, Will«, sagte ich, weigerte mich, näher darauf einzugehen, obwohl ich mich über die Frage freute.
    Der Speisesaal raubte mir den Atem: Wandleuchter aus Rauchglas, polierte Hängelampen aus Metall über der Bar. Ich konnte mir bereits vorstellen, wie schön es aussehen würde, wenn alles möbliert und voller geschäftigen Treibens war, bevölkert von eleganten, attraktiven Gästen, die sich bei Kerzenschein ineinander verliebten. In diesem Augenblick entdeckte ich etwas Seltsames hinter der Bar aus Walnuss-Holz – eine nagelneue Doppelmatratze, die zwischen Wand und Kühlschrank eingezwängt war. Darauf lag eine Decke ohne Bezug.
    Will stolperte ins Zimmer und rieb sich die Hände an seiner Jeans ab. Ich drehte mich zu ihm

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