Geteiltes Geheimnis
Schokolade, die Trauben und den Käse, nickten, wenn er einen Song für mich spielte oder ich einen für ihn. Wir waren hingerissen von der Musik und hingerissen voneinander.
SIEBZEHN
Cassie
Ich muss zugeben, dass es etwas seltsam war, Angela Rejean dabei zuzusehen, wie sie – in Sommerkleid und Schürze – einen Kuchen mit Zuckerguss überzog, das jetzt glatte Haar in einem niedrigen Pferdeschwanz im Nacken zusammengefasst. Zuletzt hatte ich sie durch die Spiegelwand dabei beobachtet, wie sie sich Mark Drury einverleibt hatte.
Dauphine hatte gestern Abend ihre Fantasie mit ihm durchlebt, und ich nahm an, dass alles gut gelaufen war, weil ich nichts von ihr gehört hatte. Wenigstens hoffte ich das. Der Gedanke, dass sie S.E.C.R.E.T. verärgert und widerwillig verlassen würde, machte mich traurig. Und ic h wollte gern bestätigt wissen, dass ich mit Mark eine gute Wahl getroffen hatte.
Angela erlaubte mir, mich ein wenig in ihrem Heim umzusehen, während sie letzte Hand an Tracinas Kuchen für die Babyparty legte und Kit Schleifen um die kleinen Geschenke für die Gäste band. Das schmale Wohnzimmer in ihrem minzfarbenen, für New Orleans typisch kreolischen Cottage war an den Fenstern mit rosa und blauen Papierblumen geschmückt, denn niemand kannte das Geschlecht des Babys. Aber die alberne Deko konnte den ansonsten sehr erwachsenen Einrichtungsstil der Wohnung nicht beeinträchtigen: Rote, orientalische Teppiche lagen im Wohnzimmer auf den ursprünglichen Böden aus Kiefernholz, wo zwei überraschend bequeme, kleine, antike Sofas einander gegenüberstanden. Sie waren mit einem leuchtend purpurnen Paisleymuster bezogen. Die Wände waren in dunkler Koralle gestrichen, ähnlich der Farbe des Lippenstiftes, den Angela immer trug. Gerahmte Fotografien von Nina Simone und Billie Holiday zierten den schmalen Flur zu ihrem Schlafzimmer. Hier stand ein imposantes Himmelbett, über dem sich ein weißes Netz bauschte. In der Mitte saß Boots, ihre schwarz-weiße Katze wie ein fettes, fest vertäutes Boot in einem weißen Meer. Auf dem antiken Ankleidetisch befand sich eine Sammlung haitianischer Puppen und darüber eine schwarz-weiße Luftaufnahme von Port-au-Prince in den Sechzigern. Daneben hing ein an der Wand befestigter Flatscreen-Fernseher. Die ganze Wohnung war feminin, aber nicht mädchenhaft. Sie war gemütlich, ohne vollgestopft zu wirken.
»Gib mir doch mal das Küchenhandtuch, Cassie«, sagte Angela, als ich von meiner Tour durch ihr Haus zurückkam. Sie wischte überschüssigen Zuckerguss mit dem Finger von der Servierplatte. »Würde es dir was ausmachen, kleine Teller zu verteilen? Es gab nur blaue, aber deshalb muss sie ja noch lange keinen Jungen kriegen. Ich hoffe, dass jetzt nicht alle denken, sie bekäme einen Jungen. Ich meine, wir wissen doch, wie das dann ist. Ich sollte etwas dazu sagen. Findest du nicht auch? Oder ich sage nichts dazu. Nein, ich sage nichts dazu.«
Es war süß, sie so aufgeregt zu sehen, denn normalerweise hatte sie sich extrem unter Kontrolle. Sie war eine gute Freundin von Tracina und wollte offensichtlich die perfekte Babyparty für sie ausrichten. In diesem Augenblick war ich aufrichtig froh darüber, dass Tracina eine Freundin wie sie hatte, denn ich war ihr ganz sicher keine gute Freundin gewesen. Neben meiner mangelnden Bereitschaft, ihre Abwesenheit aufgrund der Umstände zu entschuldigen, und meines dummen Techtelmechtels mit Will, das immer noch geheim war – Gott sei Dank –, hatte meine Anwesenheit in Tracinas Leben nur zu Komplikationen geführt. Während ich eine Schachtel mit Neugeborenenwindeln mit einer großen, gelben Schleife versah, schwor ich mir, ihr und dem Baby in Zukunft eine bessere Freundin zu sein, egal, was ich für Will empfand. Dieser Schwur wurde durch die Anwesenheit von Jesse Turnbull in meinem Leben deutlich erleichtert. Das war sein Nachname, wie ich erfahren hatte. Eine kleine Tatsache, die wieder dazu beitrug, dass er für mich wirklicher wurde.
Seit unserem ersten Treffen hatten wir uns noch zweimal gesehen. Einmal zu einer Nachmittagsvorstellung im Kino, bei der er mich in der hintersten Reihe damit überrascht hatte, dass er mir die Zunge ins Ohr und die Hand in die Jeans gesteckt hatte und mich ganz leise, oh so leise , kommen ließ. Danach hatte er mich auf dem Bürgersteig draußen auf die Stirn geküsst und war gegangen, um seinen Sohn abzuholen. Bei unserem zweiten Treffen waren wir nach Metairie gefahren, um uns ein Motorrad
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