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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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daran festgeklammert.
    »Aria!« Er streckte die Hand nach ihr aus und zog sie zu sich heran.
    Aria griff nach dem Holz. Abgebrochene Zweige bohrten sich in ihre gefühllosen Hände. Sie zitterte unkontrolliert am ganzen Leib. An den großen Ast geklammert, trieben sie unter der Brücke hindurch und sausten an den Häusern am Ufer vorbei, die still und dunkel dalagen.
    »Zu kalt«, brachte Aria hervor. »Wir müssen aus dem Wasser raus.« Ihre Zähne klapperten so heftig, dass ihre Worte fast nicht zu verstehen waren.
    Zusammen strampelten sie in Richtung Ufer, aber sie wusste nicht, woher sie die Kraft nahm. Sie konnte ihre Beine kaum noch spüren. Als ihre Füße den Kies des Flussbetts berührten, ließen sie das Treibholz los. Roar legte den Arm um sie, und aneinandergeklammert wateten sie durch das Wasser. Mit jedem Schritt kehrte die Realität zurück.
    Liv.
    Liv.
    Liv.
    Bis jetzt hatte sie Roar noch nicht ins Gesicht geschaut. Denn sie fürchtete sich vor dem, was sie dort sehen würde.
    Als sie sich triefend ans rettende Ufer schleppten, hatte Aria das Gefühl, eine halbe Tonne zu wiegen. Stolpernd und einander stützend taumelten sie zwischen zwei Häusern hindurch, überquerten ein Feld und schlugen sich dann in den dahinterliegenden Wald.
    Aria hatte keine Ahnung, wo sie waren. Sie konnte nicht geradeaus gehen, nur torkeln, und keinen klaren Gedanken mehr fassen.
    »Gehen … kann nicht mehr … kalt.« Es war ihre Stimme, aber sie klang undeutlich, und ihre Worte schienen keinen Sinn zu ergeben. Dann lag sie im hohen Gras auf der Seite, konnte sich aber nicht daran erinnern, dass sie gestürzt war. Sie zog die Beine an und krümmte sich zusammen, versuchte gegen den Schmerz anzukämpfen, der sich wie Messerstiche in ihre Muskeln und in ihr Herz bohrte.
    Über ihr tauchte Roar kurz auf. Einen Augenblick war er da, dann verschwand er wieder, und Aria sah nur noch den Äther, der über sie hinwegströmte.
    Aria wollte ihm folgen, wollte nicht allein sein. Ein überwältigendes Gefühl der Einsamkeit erfasste sie. Sie brauchte einen Ort mit geschnitzten Falken auf der Fensterbank, einen Ort, an den sie gehörte.

    Als sie die Augen öffnete, bewegten sich über ihr dünne Äste im Wind, und das erste Tageslicht färbte den Himmel. Ihr Kopf lag auf Roars Brust. Er hatte eine dicke, raue Decke über sie ausgebreitet, die warm war und nach Pferd roch.
    Aria setzte sich auf, und jeder Muskel ihres Körpers schmerzte, zitterte vor Schwäche. Ihre Haare waren noch immer feucht. Sie sah, dass sie sich am Boden einer kleinen Schlucht befanden. Roar musste sie hierhergetragen haben, während sie geschlafen hatte. Oder bewusstlos gewesen war. In der Nähe qualmte ein Feuer, neben dem ihre Jacken und Stiefel trockneten.
    Roar schlief mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Seine Haut war eine Spur zu blass. Aria prägte sich seinen Anblick genau ein, denn sie wusste nicht, wann sie ihn wieder lächeln sehen würde.
    Er war wunderschön, und das Ganze war nicht fair.
    Zitternd holte Aria Luft. »Roar.«
    Wortlos sprang er auf die Füße. Diese abrupte Bewegung verblüffte sie, und sie fragte sich, ob er überhaupt geschlafen hatte.
    Er starrte sie wie durch einen Nebel an, schaute durch sie hindurch. So hatte Aria sich gefühlt, als ihre Mutter gestorben war. Von allem abgetrennt, als sei nichts, was sie sah, mehr so wie früher. An einem einzigen Tag hatte sich ihr ganzes Leben verändert. Alles, von der Welt um sie herum bis zu den Gefühlen tief in ihrem Innern, war fremd geworden und nicht wiederzuerkennen.
    Aria rappelte sich auf. Sie wollte ihn halten, mit ihm zusammen weinen.
Gib ihn mir. Gib mir deinen Schmerz
, wollte sie schreien.
Lass mich ihn von dir nehmen
.
    Roar wandte sich ab. Mit dem Fuß schob er Asche ins Feuer, um die Flammen zu ersticken. Dann nahm er seine Jacke und ging los.
    Als sie den Snake River hinter sich ließen, zogen Wolken auf und warfen dunkle Schatten auf den Wald. Arias rechtes Knie pochte – sie hatte es sich wohl beim Sturz vom Balkon verstaucht –, aber sie mussten weiter. Sable würde sie bestimmt verfolgen lassen. Sie mussten von Rim fort und sich in Sicherheit bringen. Das waren die einzigen Gedanken, die sie sich erlaubte – die einzigen, zu denen sie imstande war.
    Schweigend zogen sie über den Bergrücken und machten am Nachmittag in einem dichten Kiefernwäldchen Rast. Unter ihnen schlängelte sich der Snake River durch das Tal, und in der Ferne sah Aria eine Wand aus

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