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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Bogen fester und begann zu laufen. Gerüche wehten ihm entgegen, als er sich durch die Bäume schlängelte. Der satte, verheißungsvolle Duft nasser Erde. Der Rauch von Arias Lagerfeuer. Und
ihr
Duft. Veilchen, süß und kostbar.
    Perry genoss das Brennen in seinen Oberschenkeln und die frische, kalte Luft, die durch seine Lungen strömte. Der Winter war die Zeit, in der man Schutz in den Häusern suchen musste, weil dann die Ätherstürme tobten, und er hatte sich viel zu lange nicht mehr mehrere Tage im Freien aufgehalten. Jedenfalls nicht, seit er Aria auf der Suche nach ihrer Mutter zur Siedler-Biosphäre gebracht hatte. Damals hatte er sich gesagt, sie sei wieder dort, wo sie hingehörte, bei ihren Leuten, und er musste sich schließlich um seinen eigenen Stamm kümmern. Aber dann, vor nur wenigen Tagen, war Roar mit Cinder im Dorf aufgetaucht und hatte ihm erzählt, sie sei in der Außenwelt. Von diesem Augenblick an hatte er an nichts anderes mehr denken können, als wieder mit ihr zusammen zu sein.
    Nun lief er einen grasbewachsenen Hang hinunter, der vom Regen aufgeweicht war, und bog in den Wald ein. Unter den Bäumen war es dunkler, denn das Ätherlicht wurde durch das Blätterdach gefiltert, aber dank Perrys hervorragender Nachtsicht, hoben sich jeder Zweig und jedes Blatt deutlich ab. Mit jedem Schritt wurde der Geruch von Arias Lagerfeuer stärker. Vor seinem inneren Auge blitzte die Erinnerung an ihre Kussattacken auf, bei denen sie sich leise wie ein Schatten angeschlichen und ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt hatte. Unwillkürlich musste er lächeln.
    Plötzlich nahm er vor sich eine Bewegung wahr – etwas huschte zwischen den Bäumen hindurch. Dann sah er Aria. Geschmeidig, leise und vollkommen konzentriert suchte sie die Gegend ab. Als sie ihn erblickte, weiteten sich ihre Augen vor Überraschung, aber sie dachte nicht daran, ihre Schritte zu verlangsamen. Genauso wenig wie er. Perry warf seine Sachen ab, ließ sie einfach fallen, und rannte los. Und schon im nächsten Augenblick fielen sie einander in die Arme.
    Perry drückte sie fest an sich und atmete ihren Duft ein. »Du hast mir gefehlt«, flüsterte er ihr ins Ohr. Er konnte sie gar nicht nahe genug bei sich haben. »Ich hätte dich nie gehen lassen dürfen. Du hast mir so gefehlt.«
    Die Worte sprudelten förmlich aus ihm heraus. Er sagte ein Dutzend Dinge, die er gar nicht hatte sagen wollen, bis Aria einen Schritt zurücktrat und lächelnd zu ihm hochschaute. In dem Moment konnte er überhaupt nichts mehr sagen. Er betrachtete ihre elegant gewölbten Augenbrauen, so schwarz wie ihr Haar, sah die Klugheit in ihren grauen Augen. Ihr fein geschnittenes, zartes Gesicht. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte.
    »Du bist hier«, sagte sie. »Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest.«
    »Ich bin sofort aufgebrochen, als ich …«
    Aber weiter kam er nicht, denn sie schlang die Arme um seinen Hals, und dann küssten sie sich – ein unbeholfener, hastiger Kuss. Sie atmeten zu heftig und lachten zu viel. Perry hätte sich gern etwas mehr Zeit genommen und jede Sekunde ausgekostet, aber er brachte nicht die Geduld dafür auf. Und er wusste nicht, ob er selbst oder ob Aria zu lachen angefangen hatte.
    »Das kann ich eigentlich viel besser«, sagte er im gleichen Augenblick, als sie verkündete: »Du bist größer. Ich könnte schwören, dass du gewachsen bist.«
    »Größer?«, wiederholte er ungläubig. »Ich hoffe nicht.«
    »Doch, du bist echt gewachsen«, beharrte Aria. Sie betrachtete sein Gesicht ganz genau, als wolle sie alles über ihn erfahren.
    Dabei gab es kaum noch etwas, was sie nicht wusste: In den Tagen, die sie gemeinsam verbracht hatten, hatte er ihr Dinge anvertraut, über die er noch mit niemandem gesprochen hatte.
    Arias Lächeln verblasste, als ihr Blick auf die Kette um seinen Hals fiel. »Ich habe gehört, was passiert ist.« Sie streckte die Hand aus, und das Gewicht auf seinem Schlüsselbein ließ nach. »Du bist jetzt ein Kriegsherr.« Sie sprach leise, eher zu sich selbst als zu ihm. »Das ist … einfach großartig.«
    Er schaute an sich hinab und sah zu, wie ihre Finger über die silbernen Kettenglieder streiften. »Sie ist schwer«, meinte er. Seit ihm die Kette vor einigen Monaten überreicht worden war, hatte er keinen besseren Moment erlebt als diesen.
    Aria schaute ihm in die Augen und wurde ruhiger. »Das mit Vale tut mir leid.«
    Perry starrte in den schattigen Wald und musste

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