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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Mann sah gefährlich aus, der andere fies.
    Sable ergriff als Erster das Wort. »Reizend, Ihre Welt. Ist sie immer so einladend?«
    Hess’ Mund verzog sich zu einem süffisanten Grinsen. »Ich wollte Sie vorhin nicht überfordern.«
    Aria erkannte, dass es sich um die Aufzeichnung des zweiten Treffens der beiden handelte. Aber da ihr keine Zeit blieb, zu der anderen Aufzeichnung zu wechseln, ließ sie sie weiterlaufen.
    »Wäre Ihnen das hier lieber?«, fragte Hess.
    Mit einem kurzen Ruck veränderte sich die Welt, und die beiden fanden sich in einer strohgedeckten Hütte mit offenen Seiten wieder, die auf Pfählen zu stehen schien. Eine goldene Savannenlandschaft erstreckte sich bis zum Horizont, und das Gras wiegte sich sanft in einer warmen Brise.
    Doch Hess hatte sich geirrt. Der Anblick hatte eine Beleidigung sein sollen, eine Spitze gegen den primitiven Mann, für den er Sable hielt. Aber für einen langen Augenblick konnte Aria – und auch Sable – nur voller Staunen auf die sonnendurchflutete Szenerie starren. Auf das viele Jagdwild, den offenen, ruhigen Himmel, auf Erde, die sanft getrocknet und nicht brutal vom Äther verbrannt war.
    Sable wandte sich Hess wieder zu. »Das ist mir in der Tat lieber, vielen Dank. Was haben Sie in Erfahrung gebracht?«
    Hess seufzte. »Meine Ingenieure haben mir versichert, dass die Fahrzeuge für jede Art von Gelände geeignet sind. Sie sind mit Schutzschilden ausgestattet, allerdings haben die nur einen begrenzten Wirkungsgrad. Jede stärkere Ätherkonzentration setzt sie außer Kraft.«
    Sable nickte. »Ich denke da an eine andere Lösung. Wie viele können damit transportiert werden, Hess?«
    »Achthundert Personen. Und das ist eigentlich schon mehr als das Maximum.«
    »Das reicht nicht«, entgegnete Sable.
    »Wir hatten nie vor, Reverie zu verlassen«, erwiderte Hess knapp und fast schon verärgert. »Auf einen Exodus dieser Größenordnung sind wir nicht vorbereitet. Sie etwa?«
    Sable lächelte. »Wenn dem so wäre, würden wir beide diese Unterhaltung wohl nicht führen.«
    Hess seufzte erneut. »Entweder teilen wir die Kapazität in zwei gleich große Hälften, oder die Abmachung ist geplatzt.«
    »Schon gut«, knurrte Sable ungeduldig. »Wir haben die Bedingungen ja bereits besprochen.«
    In der Realität kehrte Roar auf den Balkon zurück. »Wir müssen los«, flüsterte er und zog sie am Arm.
    Aria schüttelte den Kopf. Sie konnte jetzt nicht abbrechen.
    »Wie schnell können Sie startklar sein?«, fragte Sable.
    »Eine Woche, um die Fahrzeuge aufzutanken und zu beladen und um die … Überlebenden zusammenzubringen. Die Auserwählten.«
    Sable blickte nachdenklich über die Grasebene. »Achthundert«, wiederholte er leise. Dann wandte er sich wieder Hess zu. »Was machen Sie mit dem Rest der Bewohner?«
    Sämtliche Farbe wich aus Hess’ Gesicht. »Was
kann
ich denn schon machen? Ihnen wird mitgeteilt, sie sollen auf den nächsten Transport warten.«
    Sables Lippen formten sich zu einem Lächeln. »Sie wissen allerdings, dass es keinen zweiten Transport geben wird. Das Ganze ist eine einmalige Überfahrt.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Hess knapp. »Aber sie wissen es nicht.«
    Aria bekam weiche Knie und stieß mit der Schulter gegen Liv. Hess und Sable würden diejenigen auswählen, die mitkommen durften. Die beiden entschieden darüber, wer
leben
und wer
sterben
würde. Aria konnte kaum atmen, und ihr wurde übel: Es widerte sie an, wie kalt die Männer darüber sprachen, Menschen ihrem Schicksal zu überlassen.
    Roar packte sie fester am Arm. »Aria, du musst aufhören!«
    Plötzlich drangen Geräusche aus dem Gang auf den Balkon. Sie erstarrte und raste durch die Befehle, um das Eye herunterzufahren.
    »Hier drin!«, schrie jemand.
    Roar zückte sein Messer. Aria hörte, wie die Tür aufgestoßen wurde und anschließend Holz gegen Stein krachte. Dann nahm sie schnelle Bewegungen in der Dunkelheit des Zimmers wahr. Eine schwarze Flut, die auf sie zuströmte.
    Sie wich zurück, hantierte an ihrem Beutel herum. Ihre Beine stießen gegen die Balkonbrüstung, während sie das Smarteye tief in die Ledertasche schob. Schritte kamen näher, wurden lauter, und dann tauchten Wächter auf und brüllten laut, sie sollten stehen bleiben. Stahl blitzte auf.
    Liv zog ihr Halbschwert aus der Scheide und schob sich an Roar vorbei.
    »Liv!«, schrie er.
    Der vorderste Wächter hob eine Armbrust und zielte auf sie. Liv stand ein paar Schritte vor Aria und Roar, bereit, ihr

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