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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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hatte vermutlich schon sein ganzes junges Leben lang geangelt. »Kann ich mitmachen?«
    Er schaute nicht gerade begeistert, meinte aber: »Klar.«
    Aria nahm die zweite Angel und setzte sich neben ihn. Sie konnte kaum glauben, dass sie nach ein paar Tagen in einem Fischerdorf jetzt in den Welten angelte. Als sie die hölzerne Stange in ihrer Hand betrachtete, wurde ihr klar, dass sie keine Ahnung hatte, wie man eine Angel auswarf. Ihre Angelkenntnisse beschränkten sich auf eine andere Welt, eine Weltraum-Angelwelt, wo man Haken auf Fische abfeuerte, während man durch den Kosmos schwebte. Talon fischte nach der Methode der Alten.
    »Hm … Du musst das so machen«, sagte er und nahm ihr die Angel aus der Hand. Dann warf er die Schnur ganz langsam aus, damit sie sehen konnte, was er tat, und reichte ihr anschließend die Angel zurück.
    »Danke.«
    Er zuckte die Schultern, ohne sie anzusehen, und ließ die Beine über den Steg baumeln. Er schwang sie nach links und nach rechts, hin und her.
Wenn ich ruhig sitze, werde ich müde
, hatte Perry ihr einmal gestanden. Offensichtlich lag das in der Familie.
    »Zu Hause benutzen wir eher Netze«, erklärte Talon nach einer Weile.
    »Ach so?« Aria suchte krampfhaft nach einer weiteren Frage. Der Zähler zeigte dreiundzwanzig Minuten. »Was machst du lieber, angeln oder jagen?«
    Talon schaute sie an, als sei sie nicht ganz dicht. »Ich mag beides gern.«
    »Das hätte ich mir eigentlich denken können. Du siehst nämlich auch so aus, als könntest du beides gut.« Der Junge wirkte jetzt kräftiger und gesünder als im Herbst.
    Talon kratzte sich an der Nase. »Ich kann hier einen Fisch nach dem anderen fangen, aber diese Welt erlaubt es einem nicht, sie zu braten. Ich hab’s ein paarmal ausprobiert. Hab Holz gesammelt und Feuer zu machen versucht, aber es funktioniert einfach nicht. In den Welten gibt es kein Feuer. Ich meine, es gibt schon welches, aber das ist nur nachgemachtes Feuer, verstehst du?«
    Aria biss sich auf die Lippe und nickte. Sie verstand nur zu gut.
    »Man muss in eine der Koch-Welten, um den Fisch zuzubereiten, aber die sind echt doof. Und selbst wenn man den Fisch dann isst, füllt er den Magen nicht. Sobald man die Welten verlässt, hat man wieder Hunger. Es macht keinen richtigen Spaß, Fische zu fangen, wenn es zu nichts gut ist«, fuhr er fort.
    Aria lächelte. Wenn er redete, baumelte er nicht länger mit den Beinen, und zwischen seinen Augenbrauen erschien eine Falte. »Ich bin mir sicher, es gibt Orte, an denen du dich mit anderen messen kannst«, versuchte sie ihn zu trösten.
    »Wozu?«
    »Für eine Rangliste. Da könntest du auf dem ersten Platz stehen.«
    »Bedeutet der erste Platz, dass ich braten und essen kann, was ich fange?«
    »Wahrscheinlich nicht«, gestand Aria lachend.
    »Vielleicht probiere ich das trotzdem mal aus.« Talon blickte hinaus aufs Meer und baumelte eine Weile mit den Beinen, ehe er die Stille durchbrach. »Ich will nach Hause. Ich will meinen Onkel sehen.«
    Aria spürte, wie ihr seine Worte die Kehle zuschnürten. Er hatte sich nicht nach seinem Vater erkundigt. Ob er herausgefunden hatte, was zwischen Vale und Perry geschehen war? Aber es stand ihr nicht zu, ihn danach zu fragen. Ihr wurde bewusst, dass er keine Eltern mehr hatte und genau wie sie ein Waisenkind war.
    »Bist du unglücklich in Reverie?«, fragte sie.
    Talon schüttelte den Kopf. »Nein. Ich möchte einfach nur nach Hause. Es geht mir besser. Die Ärzte hier haben mich gesund gemacht.«
    »Das ist gut, Talon.« Perry hatte ihr erzählt, dass Talon in der Außenwelt krank gewesen war. »Ich werde dich hier herausholen und nach Hause zu den Tiden bringen, das verspreche ich dir.«
    Er kratzte sich am Knie, schwieg aber.
    »Angelst du auch manchmal mit einem Freund?«
    »Clara ist immer mitgekommen. Sie ist Brookes Schwester. Kennst du Brooke?«
    Aria musste ein Lachen unterdrücken. »Ja, ich kenne Brooke. Warum kommt Clara nicht mehr mit?«
    »Es wurde ihr zu langweilig. Sie findet, dass diese Welt zu langsam ist. Keinem gefällt es, auf diese Art zu angeln.«
    »Mir gefällt es. Vielleicht können wir das bald mal wiederholen?«
    Talon warf ihr einen Seitenblick zu und lächelte. »In Ordnung.«
    Während der restlichen Zeit, die ihnen noch blieb, erzählte Talon Aria alles über die Fische, die er gefangen hatte. Welchen Köder er benutzt hatte, welche Tageszeit er gewählt und welche Wetterbedingungen geherrscht hatten.
    Er neigte den Kopf zur

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