Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
fort. »Das ist ja geradeso, als würdest du mit dem Schlimmsten rechnen. Als hättest du schon aufgegeben.«
    »Ich
rechne
nicht mit dem Schlimmsten«, stellte Perry klar. »Das Schlimmste
passiert
bereits. Wenn ihr Beweise wollt, dann geht nach draußen und schaut euch den Himmel an oder die Äcker, die in den letzten Monaten verbrannt sind. Und das hier ist nicht mit der Situation im Winter zu vergleichen. Wir werden das nicht überstehen. Früher oder später bekommen wir es mit einem anderen Stamm oder einem weiteren Sturm zu tun, der uns vernichten wird. Wir müssen den ersten Schritt tun – und zwar, bevor das passiert. Wir müssen jetzt handeln, solange wir noch handeln können.«
    »Du hast gesagt, du würdest uns zur Blauen Stille führen«, erinnerte ihn Rowan.
    »Sobald ich weiß, wo sie sich befindet, werde ich das auch tun.«
    Rowan schüttelte frustriert den Kopf. »Was ist, wenn wir gezwungen sind, die Höhle zu verlassen?«
    »Dann werde ich mir etwas anderes überlegen.«
    Nachdem er sich eine Stunde lang die gleichen Beschwerden und Einwände angehört hatte, beendete Perry die Versammlung. Er wies einen Teil von Bears Männern an, Marron in der Höhle zu helfen. Dann sah er zu, wie Bear hinausstürmte und auch der Rest des Stamms das Kochhaus verließ. Wie benommen überquerte Perry den Dorfplatz zu seinem Haus. Er brauchte einen Moment für sich allein, um über seine Entscheidung nachzudenken.
    Er trat an das Fenster, wo Talons Schnitzereien standen. Auf die Fensterbank gestützt, betrachtete er die sieben kleinen Figuren, die alle in dieselbe Richtung wiesen. Nachdenklich drehte er die Holzfigur in der Mitte um, sodass sie nach außen zeigte. War er als Kriegsherr verpflichtet, sich dem Willen der Mehrheit zu beugen? Oder musste er seine Leute nicht in die Richtung führen, von der er wusste – von der er
überzeugt
war –, dass sie das Beste für sie alle war? Er hatte sich für Letzteres entschieden und betete, dass er sich nicht geirrt hatte.

    Den Rest des Nachmittags verbrachte er in der Höhle. Marron war gut organisiert, effizient und versiert in der Leitung eines großen Projekts. Bear ließ sich nicht blicken, aber die Männer, die Perry zur Arbeit hier eingeteilt hatte, erwärmten sich sofort für Marron. Als Perry den einstündigen Weg zum Dorf mit ihm zurücklegte, erzählte er Marron von seinen Eindrücken.
    »Sie vertrauen mir, weil du mir vertraust. Du hast ihnen den Weg gezeigt. In allem, was du tust, gehst du mit gutem Beispiel voran, Peregrine.«
    Dann unterhielten sie sich über Leute, die in Delphi in Marrons Diensten gestanden hatten. Slate und Rose wurden dort gefangen gehalten. Gemeinsam überlegten Perry und Marron, ob es wohl einen Weg gab, diese beiden und auch die anderen zu den Tiden zu holen. Sie redeten, bis Reef über den Pfad in der Nähe des Dorfes auf sie zugeeilt kam.
    »Was ist los?«, fragte Perry.
    Reef kratzte sich am Kinn. Er schien nur mühsam ein Lächeln unterdrücken zu können. »Warte, bis du siehst, was gerade eingetroffen ist«, antwortete er, während sie weitergingen.
    Kaum hatten sie das Dorf erreicht, wanderte Perrys Blick sofort über den Dorfplatz. Am östlichen Zugang stand ein Mädchen mit kupferrotem Haar, und hinter ihr sah er im letzten Licht des Tages eine Karawane von Wagen. Perry schätzte, dass es ungefähr vierzig Leute sein mussten, entweder zu Pferd oder zu Fuß. Sie sahen aus wie Krieger – stark und bewaffnet.
    »Das ist die zweite Hälfte von Sables Bezahlung für Liv«, erklärte Reef neben ihm.
    Twig trabte heran und stieß einen hohen Ton aus, der sich fast anhörte wie ein Kichern. »Perry, das ist alles
Essen

    Langsam ging Perry auf die Karawane zu. Verblüfft zählte er acht Pferdewagen und zehn Rinder. Er hörte Ziegen. Eine Brise trug den Geruch von Kräutern, Hühnern und Getreide heran. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als er plötzlich die ganze Wucht des nagenden Hungers spürte, den er ständig unterdrückt hatte.
    »Ich bin Kirra«, stellte sich das rothaarige Mädchen vor. »Ich wette, du bist froh, mich zu sehen. Sable schickt dir eine Botschaft. Er ist erfreut, der Vereinbarung nachkommen zu können, die er mit Vale getroffen hat, im Tausch für Olivias Hand – obwohl er das nicht müsste. Diesen letzten Teil hat er zwar nicht gesagt, aber ich finde, das wäre angebracht gewesen.«
    Perry hörte ihr kaum zu. Sein Herz raste, als ihm klar wurde, dass alles, was er da vor sich sah, für die Tiden

Weitere Kostenlose Bücher