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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Sable als auch Liv auf der gegenüberliegenden Tischseite bemerkten die Geste. In diesem Raum blieb nichts verborgen. Jedes Flüstern war zu hören, jede Veränderung der Stimmungslage zu spüren.
    Livs grüne Augen verdüsterten sich. War das etwa
Eifersucht
? Was gab ihr das Recht, zu glauben, Roar würde ihr gehören? Schließlich heiratete sie Sable.
    Diener brachten Platten mit Bratenscheiben und Gemüse. Aria fühlte sich hungrig und angewidert zugleich. Sie nahm ein Stück Brot.
    Alle vier aßen eine Weile in unbehaglichem Schweigen. Arias Augen wanderten immer wieder zu Roars Hand an dem Messer neben ihr. Roar und Liv vermieden es, einander anzusehen. Und Sable hatte alles im Blick.
    »Hat sich Perry über die Lebensmittel gefreut, die wir ihm geschickt haben?«, fragte Liv schließlich.
    »Die zweite Hälfte der Bezahlung?«, hakte Roar überrascht nach.
    »Man nennt es Mitgift«, korrigierte Liv ihn scharf. »Du hast sie ihm doch geschickt, Sable?«
    »Am vereinbarten Tag«, antwortete Sable. »Ich bin mir sicher, dass die Tiden sie bekommen haben. Die Sachen müssen eingetroffen sein, nachdem deine Freunde das Dorf verlassen haben. Ich habe auch vierzig meiner besten Krieger geschickt. Sie werden dortbleiben und helfen, wo immer dein Bruder sie braucht.«
    Liv schaute ihn an. »Wirklich?«
    »Ich wusste, dass du dir Sorgen um ihn machst«, sagte Sable lächelnd.
    Arias letzte Hoffnung für Roar schwand. Der Handel war abgeschlossen. Liv gehörte zu Sable. Die beiden mussten nur noch offiziell vermählt werden. Eine reine Formalität.
    »Hat euch Perry eine Nachricht für mich mitgegeben?«, erkundigte sich Liv.
    Roar schüttelte den Kopf. »Wir mussten sehr plötzlich aufbrechen, er hatte gar keine Gelegenheit dazu. Aber selbst wenn, bin ich nicht sicher, ob er dir etwas mitteilen wollte.«
    »Warum nicht? Hat es ihm die Sprache verschlagen?«
    »Er gibt sich selbst die Schuld für das, was mit Vale passiert ist, Liv.«
    Sie blickte finster. »Ich
weiß
, was Vale getan hat. Ich
weiß
, wer mein Bruder war. Aber ist es denn so schwer, eine Nachricht zu schicken?«
    »Das ist eine gute Frage«, meinte Roar. »
Ist es denn so schwer
,
eine Nachricht zu schicken?
Perry hat ein Jahr lang nichts von
dir
gehört. Vielleicht fürchtet er ja, dich verloren zu haben. Vielleicht glaubt er, dass er dir inzwischen egal ist. Ist er das, Liv?«
    Liv und Roar starrten einander unverwandt an. Ganz offensichtlich ging es hier nicht mehr um Perry. Aria kam es vor, als seien sie und Sable gar nicht mehr im Raum.
    »Natürlich liebe ich ihn«, wehrte sich Liv. »Er ist mein Bruder. Ich würde alles für ihn tun.«
    »Wie rührend.« Roar rückte vom Tisch ab und stand auf. »Ich bin sicher, Perry wird sich freuen, das zu hören.« Und dann verließ er mit leisen Schritten den Saal.
    Allein mit Liv und Sable fühlte Aria sich plötzlich wie ein Eindringling. Der Wind hatte die Kerzen auf der gegenüberliegenden Seite des Tischs ausgeblasen. In dem schwächeren Licht wirkte Livs Kleid kalt, wie roter Ton. Alles sah grau und kalt aus.
    »Ich werde deinen Bruder hierherholen lassen«, verkündete Sable und griff nach Livs Hand. »Wir können die Hochzeit so lange verschieben. Sag mir, was du möchtest, und ich werde es tun.«
    Liv schenkte ihm ein Lächeln, ein schnelles, unsicheres Aufblitzen. »Es tut mir leid … Ich … Ich habe keinen Hunger mehr«, sagte sie und verließ den Raum.
    Aria wartete darauf, dass Sable ihr nachging, aber er blieb sitzen. Ruhig nahm er sich eine Feige von seinem Teller und beobachtete Aria, während er kaute.
    »Ich weiß, warum Roar hier ist«, sagte er schließlich. »Aber warum bist
du
hier?«
    Seine Worte klangen beiläufig, doch seine Augen musterten sie durchdringend. Aria schaute zur Tür und schätzte die Entfernung ab. Ihr Instinkt sagte ihr, dass sie auf der Stelle ebenfalls gehen sollte.
    Plötzlich schoss Sables Hand vor und packte ihr Handgelenk. Sofort schnappte Aria sich mit der anderen Hand ein Messer vom Tisch, die Klinge nach unten gerichtet und bereit, es ihm in den Hals zu rammen. Gegen jemanden wie ihn würde es nur eine einzige Gelegenheit geben. Aber das würde ihr nichts nützen. Sie musste ihn zum Reden bringen.
    Sable lächelte und schüttelte leicht den Kopf. Seine Augen schimmerten in der Mitte klar wie Glas, umgeben von dunklem Blau. »Dieses Messer brauchst du doch gar nicht. Ich werde dir nichts tun, solange du mir keinen Grund dafür gibst.«
    Er fuhr mit seiner

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