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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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aber sein Blick war finster. »Liv hat mir erzählt, was du einmal
warst
. Aber jetzt hat sie dich nun mal als Freund bezeichnet.«
    Eine kräftige Brise wehte ins Zimmer, hob die Tischdecke hoch und warf einen Zinnbecher um, der scheppernd zu Boden fiel. Weder Sable noch Roar rührten sich von der Stelle.
    Aria trat zwischen die beiden. »Sieht so aus, als würde ein Sturm aufziehen«, sagte sie und wandte sich in Richtung Balkon. Natürlich war das ein klarer Ablenkungsversuch, aber er schien zu funktionieren, denn Sable folgte ihr.
    Der kalte Wind blies ihre Haare nach hinten, als sie die Vorhänge teilte, zu der niedrigen Balustrade ging, die den Balkon umfasste, und schützend die Arme um den Oberkörper schlang. Die zerklüftete Fassade der Festung reichte mehrere Stockwerke hinab, direkt bis zum Snake River tief unter ihnen. Ätherlicht zuckte über die dunkle Wasseroberfläche.
    Sable trat neben sie. »Aus der Entfernung sieht es wunderschön aus, nicht wahr?«, sagte er und blickte zum Äther hinauf. Die Ströme drehten sich zu wirbelnden Spiralen. Schon bald würden Trichter herabgehen. »Aber es ist etwas anderes, wenn man sich direkt darunter befindet.« Er musterte Aria. »Bist du schon einmal in einen Sturm geraten?«
    »Ja.«
    »Das dachte ich mir. Ich wittere deine Angst, aber ich könnte mich auch irren. Vielleicht fürchtest du dich ja vor etwas anderem. Hast du Höhenangst, Aria? Hier geht es sehr tief nach unten.«
    Ein Schauder lief über Arias Rücken, doch ihre Stimme klang fest, als sie erwiderte: »Ich habe kein Problem mit der Höhe.«
    Sable lächelte. »Das überrascht mich nicht. Du sagtest, du kommst von den Tiden?« Er löcherte sie mit Fragen, witterte ihre Stimmungen und suchte nach ihren Schwachpunkten.
    »Ja, ich bin von dort gekommen.«
    »Aber du hast Liv bis heute nicht gekannt.«
    »Nein.«
    Wieder musterte er sie, eindringlich und prüfend. Aria konnte förmlich sehen, wie sich seine Gedanken überschlugen und seine Neugier immer größer wurde. Sie fürchtete schon, es keinen Moment länger ertragen zu können, als Livs Stimme seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Sable drehte sich kurz zur Tür, ging aber nicht zu ihr hinein.
    »Wo ist Sable?«, wandte Liv sich drinnen an Roar.
    Aria erblickte Perrys Schwester durch den Spalt zwischen den Vorhängen. Sie wirkte wie ein völlig anderer Mensch und besaß nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit dem Mädchen, das sie noch vor wenigen Stunden gesehen hatte. Liv trug ein glänzend orangefarbenes Kleid im Stil des alten Griechenlands, das ihren bronzefarbenen Teint zur Geltung brachte. Eine grüne Kordel schlang sich um ihre Taille, und sie hatte die dichte, blonde Mähne hochgesteckt.
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte Roar.
    »Ich konnte mich nicht für einen Gürtel entscheiden«, erwiderte Liv unbekümmert.
    »Ich habe nicht von deinem Kleid gesprochen.«
    »Ich weiß.«
    »Warum bist du dann …«
    »
Hör auf
, Roar!«, sagte Liv scharf. Sie ging zum Tisch und setzte sich.
    Roar folgte ihr und hockte sich neben sie. »Willst du mich einfach ignorieren und so tun, als wäre zwischen uns nichts geschehen?«
    Er senkte die Stimme, aber Aria verstand jedes Wort. Der Raum mit seinen Wänden und dem Boden aus Stein war wie eine Bühne: Er verstärkte die Geräusche und trug sie ins Freie, wo sie und Sable in der Dunkelheit standen. Aria fragte sich, ob Sable ihn auch hören konnte.
    »Olivia«, drängte Roar leidenschaftlich, »was
tust
du hier?«
    »Ich warte auf das Essen«, entgegnete sie und starrte stur geradeaus. »Und auf Sable.«
    Roar fluchte und riss sich von ihr los, als hätte sie ihn fortgestoßen.
    Sable lachte leise. »Wollen wir?«, fragte er Aria, ging dann wieder hinein, trat zu Liv an den Tisch und küsste sie auf den Mund.
    »Du bist wunderschön«, flüsterte er, bevor er sich wieder aufrichtete.
    Livs Wangen röteten sich. »Du machst mich ganz verlegen.«
    »Warum?«, fragte Sable und setzte sich neben sie. Amüsiert schaute er zu Roar. »Ich glaube nicht, dass dem irgendjemand hier widersprechen würde.«
    Aria drehte sich der Magen um. Roar sah aus, als würde er jeden Augenblick einen Satz nach vorn machen und Sable in Stücke reißen. Ihr Puls raste, als sie zu den Wachen an der Tür schaute. Beide Männer erwiderten ihren Blick. Ihnen entging nichts.
    Als Roar neben ihr Platz nahm, streifte sie seinen Arm und sandte ihm eine schnelle Warnung.
Roar, bleib an meiner Seite. Beruhige dich. Bitte!
    Sowohl

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