Getrieben - Durch ewige Nacht
bestimmt war.
Marron trat neben ihn, die Wangen vor Aufregung gerötet. »Du meine Güte. Peregrine, das wird uns enorm helfen.«
Bear und Molly kamen mit Willow und Old Will auf den Platz gelaufen. Andere eilten aus dem Kochhaus herbei. Die Luft war erfüllt von ihrer freudigen Stimmung; lebhafte Farben schimmerten an den Rändern von Perrys Sichtfeld. Die Erleichterung – seine eigene und die des Stammes – war so überwältigend, dass es ihm fast die Kehle zuschnürte.
Das Mädchen hob eine Augenbraue. Der Wind spielte in ihrem roten Haar, das im Schein des Sonnenuntergangs wie flammendes Feuer aussah. »Wenn wir jetzt auspacken, ist noch genügend Zeit, um ein Mahl zuzubereiten.«
Perrys Blick fiel auf die Zeichnung an ihrem Arm. Er blinzelte einmal und dann noch einmal, als er begriff. Eine Witterin. Sie war wie er. Jetzt musterte er sie neugierig. Abgesehen von seiner Schwester war er noch keiner anderen Witterin begegnet. Ihre gemeinsame Begabung zählte zu den seltensten der extremen Sinne – einer der Gründe, warum es notwendig gewesen war, Livs Heirat zu arrangieren.
»Wie war noch mal dein Name?«
»Kirra. Aber das sagte ich ja bereits.«
»Richtig … Das habe ich vorhin nicht mitgekriegt.«
Sie hatte ein volles, rundes Gesicht, das ihr ein unschuldiges Aussehen verlieh, aber die Rundungen ihres Körpers straften diesen Eindruck Lügen. Genau wie das aufreizende Funkeln in ihren Augen. Sie mochte ein paar Jahre älter sein als er, und ihr Duft war mild und leicht kühl und erinnerte Perry an Herbstlaub.
»Sagtest du, meine Schwester hat Sable geheiratet?«
»Ja, inzwischen müssten sie verheiratet sein.«
Perry wandte sich wieder den Pferdewagen zu. Liv hatte immer zu
ihm
gehört. Als der Älteste der drei Geschwister war Vale von ihrem Vater auf seine Rolle als Kriegsherr vorbereitet worden, aber die beiden jüngeren hatte Jodan sich selbst überlassen. Perry konnte es nicht glauben. Seine Schwester gehörte jetzt zu jemand anderem. Liv, die so schnell lachte, so schnell wütend wurde und so schnell vergab. Liv, die keine halben Sachen machte, war
verheiratet
.
Sosehr er auch davon überzeugt gewesen war, dass sie den Tiden gegenüber ihre Pflicht erfüllen und Sable heiraten sollte, hatte er doch nie erwartet, dass sie es auch wirklich tun würde. Seine Schwester war schon immer unberechenbar gewesen, aber das war die größte Überraschung von allen. Sie war weggelaufen, einfach verschwunden, und hatte schließlich das getan, was man von Anfang an von ihr verlangt hatte.
Perrys Magen ballte sich zusammen, als er an Roar dachte. Wie würde er reagieren, wenn er es erfuhr?
»Na?«, fragte Kirra und riss ihn aus seinen Gedanken. »Es wird spät. Sollen wir abladen?«
Perry fuhr sich mit der Hand übers Kinn und nickte.
Es war geschehen. Liv war verheiratet. Das konnte er nicht mehr ändern.
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Aria
| Kapitel Vierundzwanzig
An diesem Abend wurden Aria und Roar in ein großes Speisezimmer geführt. Kerzenlicht und Silber schimmerten auf einem langen Tisch um die Wette. In der Mitte der Tafel ragte ein Gesteck mit dornigen Zweigen aus einer großen Vase und warf dürre Schatten an die Decke. Entlang einer Seite des Raums gingen Türen auf einen Balkon hinaus. Rostrote Vorhänge bewegten sich im Wind und gaben den Blick auf den wirbelnden Ätherhimmel frei.
Roar sah sich im Zimmer um. »Wo ist Liv?«, fragte er sofort, als er eintrat.
Sable erhob sich von seinem Platz am Tisch. Er trug jetzt sein Kriegsherrensymbol, eine beeindruckende, glänzende Ordenskette, die mit Saphiren besetzt war und auf seinem dunkelgrauen Hemd funkelte. Die Kette veränderte ihn, betonte das Blau seiner Augen und das Selbstvertrauen in seinem Lächeln. Aria fragte sich, wie sie ihn jemals für nichtssagend hatte halten können. Die Kette schien zu ihm zu gehören, und er sah aus, als könne er ganz selbstverständlich mit seiner Macht umgehen. Bei Perry hatte sie dieses Gefühl noch nie gehabt, schoss es ihr durch den Kopf.
»Liv verspätet sich ein wenig«, erklärte Sable. »Anscheinend gefällt es ihr, mich warten zu lassen.«
»Vielleicht meidet sie dich ja«, erwiderte Roar.
Sables Mund verzog sich zu einem matten Lächeln. »Ich bin froh, dass du da bist. Es ist bestimmt schön für Liv, einen Jugendfreund bei unserer Hochzeit dabeizuhaben.«
»Sie hat dir erzählt, wir wären
Freunde
?«, fragte Roar zynisch lächelnd. Er schien sich kaum beherrschen zu können.
Sable antwortete ruhig,
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