Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
großen Hände. »Kann ich kurz mit dir reden, Peregrine?«
    Als er den förmlichen Ton in Bears Stimme hörte, richtete Perry sich unwillkürlich auf. »Natürlich. Worum geht es?«
    Bear seufzte und verschränkte die Finger. »Ein paar von uns haben sich unterhalten. Wir wollen nicht in die Höhle umziehen. Es besteht kein Grund mehr dafür. Wir haben jetzt genug Nahrung, um wieder auf die Beine zu kommen, und Kirras Leute werden uns helfen, uns zu verteidigen. Mehr brauchen wir nicht.«
    Perry drehte sich der Magen um. Bear hatte seine Entscheidungen schon öfter infrage gestellt, aber dieses Mal war es irgendwie anders. Und es schien um mehr zu gehen. Perry räusperte sich. »Ich werde meinen Plan nicht ändern. Ich habe einen Eid geschworen, das zu tun, was für den Stamm richtig ist. Und daran halte ich mich.«
    »Ich verstehe«, erwiderte Bear. »Ich will mich nicht gegen dich stellen. Keiner von uns will das.« Er stand auf, die dichten Augenbrauen zusammengezogen. »Es tut mir leid, Perry. Ich wollte, dass du es weißt.«

    Kurze Zeit später saß Perry zusammen mit Marron und Reef am Tisch in seinem Haus, während der Rest der Sechs würfelte. Sie waren fröhlich und ausgelassen nach einem weiteren Abend mit Musik und Unterhaltung. Außerdem hatten sie sich schon zwei Tage hintereinander satt essen können.
    Abwesend hörte Perry ihnen zu, während sie eine Flasche Luster herumreichten und miteinander scherzten. Die Unterhaltung mit Bear hatte ihn beunruhigt. Wylans Abkehr vom Stamm hatte schon geschmerzt, aber wenn Bear sich gegen ihn wandte, würde ihn das noch viel härter treffen. Denn er mochte und respektierte ihn, und es setzte Perry viel mehr zu, jemanden zu enttäuschen, der ihm wichtig war.
    Perry rückte die Kette um seinen Hals zurecht. Plötzlich erschien ihm Loyalität als etwas sehr Zerbrechliches. Er hätte nie gedacht, dass er sie sich Tag für Tag aufs Neue verdienen musste. Auch wenn er seinem Bruder dessen Taten nicht verzeihen konnte, erkannte Perry allmählich den enormen Druck, der Vale dazu veranlasst hatte, Talon und Clara zu verkaufen. Er hatte einige wenige für das Wohl der Gemeinschaft geopfert. Perry versuchte sich vorzustellen, er würde Willow im Tausch gegen eine Lösung für seine Probleme den Siedlern überlassen. Allein schon der Gedanke drehte ihm den Magen um.
    »Schon wieder Schrott. Verdammte Würfel!«, fluchte Straggler und hob den Becher hoch, unter dem zwei Einsen zum Vorschein kamen.
    Hyde grinste süffisant. »Strag, ich hätte es nie für möglich gehalten, dass jemand so viel Pech haben kann wie du.«
    »Er hat so viel Pech, dass er fast schon wieder
Glück
hat«, meinte Gren. »Das ist so, als hätte er umgekehrtes Glück.«
    »Er sieht auch umgekehrt gut aus«, erklärte Hyde.
    »Ich werd dir umgekehrt eine verpassen«, drohte Strag seinem Bruder.
    »Das war umgekehrt schlau, Mann. Es bedeutet, dass du dir
selbst
eine verpassen wirst.«
    Marron, der neben Perry saß, lächelte amüsiert, während er etwas in Vales Journal notierte. Er entwarf tragbare Öfen, die in der Höhle sowohl Wärme als auch Licht spenden sollten – noch eine seiner nützlichen Ideen, die Perry so beeindruckten.
    Reef lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt, und seine Lider waren schwer. Perry ignorierte das Würfelspiel und erzählte ihm, was Bear gesagt hatte. Reef kratzte sich am Kopf. »Das kommt durch Kirras Anwesenheit«, sagte er. »Seit sie hier ist, hat sich einiges geändert.«
    Aber es hing nicht nur mit Kirra zusammen, überlegte Perry. Es lag in erster Linie an Liv. Durch ihre Hochzeit mit Sable hatte sie den Tiden eine Chance verschafft. Er fragte sich, ob sie wusste, wie sehr der Stamm diese Chance gebraucht hatte. Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz in der Brust, denn er vermisste seine Schwester. Er war ihr dankbar und bedauerte sie zugleich wegen des Opfers, das sie bringen musste. Liv hatte jetzt ein neues Leben. Ein neues Zuhause. Wann würde er sie wiedersehen? Doch er verscheuchte diese Gedanken rasch aus seinem Kopf.
    »Also stimmst du Bear zu?«, fragte er Reef. »Bist du auch der Meinung, dass wir hierbleiben sollten?«
    »Ich stimme Bear zu, aber ich folge dir.« Reef zeigte mit dem Kinn in Richtung der anderen am Tisch. »Das tun wir alle.«
    Perrys Magen krampfte sich zusammen. Er hatte ihre Unterstützung, aber sie gründete auf einem Treueeid, auf einem Versprechen, das sie ihm vor Monaten auf Knien

Weitere Kostenlose Bücher