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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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brauchen würden, während sie gleichzeitig beweglich genug bleiben mussten, um den Ätherstürmen auszuweichen? Sie konnte sich nicht vorstellen, wie er das anstellen wollte. Vielleicht wusste er es selbst nicht und hatte es deshalb auch noch nicht in Angriff genommen.
    Liv blieb vor einer windschiefen Tür stehen, von der die rote Farbe abblätterte. »Wenn Roar irgendwo ist, dann hier.«
    Aus dem Inneren drang Stimmengewirr an Arias Ohren. Als sie den Raum betraten, ließ Aria den Blick über die langen Tische schweifen, an denen Männer und Frauen saßen. Der honigsüße Geruch von Luster hing in der muffigen Luft. »Eine Kneipe.« Sie schüttelte den Kopf, musste aber zugeben, dass es nicht der schlechteste Ort war, um mit der Suche zu beginnen: Bei ihrer ersten Begegnung hatte Roar eine Flasche Luster in der Hand gehalten, und auch danach hatte sie ihn noch viele Male auf diese Weise erlebt.
    Roar war nicht da, aber sie fanden ihn zwei Kneipen weiter, allein an einem Tisch in einer dunklen Ecke. Als er Liv und Aria sah, zuckte er zusammen und ließ den Kopf hängen.
    Er saß noch immer vornübergebeugt da, die Fäuste auf dem Tisch, als Aria zu ihm trat. Er sah mitgenommen aus.
    Langsam nahm Aria ihm gegenüber Platz. »Ich habe mir Sorgen gemacht«, sagte sie so ungezwungen wie möglich. »Und ich hasse es, mir Sorgen zu machen.«
    Roar schaute sie aus rot geäderten Augen an und schenkte ihr ein kurzes, müdes Lächeln. »Tut mir leid.« Dann funkelte er Liv wütend an, die sich neben ihn gesetzt hatte. »Wolltest du nicht heiraten?«
    Liv konnte ein Lächeln kaum unterdrücken und legte ihre Hand auf seine. Er zuckte zusammen und wollte seine Hand wegziehen, aber Liv hielt sie fest. Sekunden verstrichen, in denen Roars Blick von ihrer Hand zu ihren Augen wanderte und in denen sich sein Gesichtsausdruck verwandelte: von verloren zu gerettet, von zerbrochen zu heil.
    Der Anblick schnürte Aria die Kehle zu, und sie musste die Augen abwenden. Am anderen Ende der schummrigen Kneipe schaute ein Mann mit fahler Haut in ihre Richtung und erwiderte ihren Blick einen Moment zu lange.
    »Liv«, warnte Aria leise. Sie wurden beobachtet.
    Liv zog ihre Hand fort, aber Roar rührte sich nicht von der Stelle. Die Adern an seinem Hals waren hervorgetreten, und Tränen standen ihm in den Augen. Er hielt den Atem an und hatte Mühe, nicht auch noch das letzte bisschen Selbstbeherrschung zu verlieren.
    »Du hättest mich fast umgebracht«, flüsterte er heiser. »Ich hasse dich, Liv. Ich hasse dich.«
    Was für eine Lüge! Seine Worte hätten nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein können. Aber hier, umgeben von Sables Leuten, konnte er nicht mehr sagen.
    »Ich weiß«, erwiderte Liv.
    Eine ältere Frau mit griesgrämigem Gesicht hatte ihre Augen auf Aria gerichtet. Plötzlich schienen alle im Raum zu ihrem Tisch zu schauen und die Ohren zu spitzen.
    »Wir müssen von hier verschwinden«, flüsterte Aria.
    »Liv,
du
musst verschwinden«, sagte Roar leise. »Sofort. Es ist zu riskant. Er wird erfahren, was du empfindest.«
    Liv schüttelte den Kopf. »Das ändert auch nichts mehr. Er wusste es in dem Augenblick, als du aufgetaucht bist.«
    Aria beugte sich zu den beiden vor. »Gehen wir.« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, stürmten auch schon Sables Wachen durch die Tür.

    Sie nahmen Aria und Roar die Messer ab und schleppten sie durch die Straßen der Stadt. Als Liv sah, wie die beiden behandelt wurden, brüllte sie vor Wut und wollte schon ihr Halbschwert ziehen, aber die Wachen blieben unnachgiebig. Befehl von Sable, wie sie sagten.
    Aria tauschte einen besorgten Blick mit Roar, während sie sich Sables bedrohlich aufragender Festung näherten. Liv hatte zwar gesagt, Sable kenne ihre wirklichen Gefühle für Roar. Und offenbar hatte sie das nicht beunruhigt: Schließlich handelte es sich um eine arrangierte Ehe, bei der von Liebe nie die Rede gewesen war. Dennoch konnte Aria ihre Angst nicht abschütteln.
    Die Wächter schleiften sie an der großen Halle vorbei, die jetzt still und leer dalag, und durch die verschachtelten Korridore zum Esszimmer mit den dornigen Zweigen auf dem Tisch und den rostroten Vorhängen an den Fenstern. Sable saß dort und unterhielt sich mit einem Mann, den Aria von irgendwoher kannte. Er sah heruntergekommen aus, und an seinem Mantel baumelten Löffel und billiger Schmuck. Die wenigen Zähne, die er im Mund hatte, waren krumm und schief.
    Er kam ihr vertraut vor, wie eine Gestalt aus

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