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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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musterten ihn von Kopf bis Fuß. Sie hatten einen Teil der Dachpfannen entfernt und die darunterliegenden Latten freigelegt. Perry wusste, dass auch ein Dutzend Horcher auf der Lichtung sie gehört hatten. Es war kein Geheimnis, was der Stamm denken würde, denn alle wussten, dass der Spalt sich über seinem Dachboden befand.
    Perry holte tief Luft und unterdrückte seine Wut. Kirra veränderte etwas, das nicht verändert werden musste. Seit er sich erinnern konnte, hatte er den Äther durch diesen Spalt beobachtet, aber er konnte die Arbeiten jetzt nicht mehr unterbrechen. Aus der schmalen Öffnung war ein Loch von fast einem halben Meter Durchmesser geworden, das den Blick auf die Balken im Inneren freigab … und auf die Decken auf seinem Dachboden.
    »Bear hat mir noch ein paar andere Sachen genannt, um die wir uns kümmern könnten, während wir hier sind«, meinte sie.
    »Lass uns ein paar Schritte gehen, Kirra«, forderte er sie auf.
    »Liebend gern.« Der zuckersüße Klang ihrer Stimme zerrte an seinen Nerven.
    Perry spürte, wie die Blicke der Umstehenden sie verfolgten, als sie die Leiter hinunterkletterten und dann den Dorfplatz überquerten. Er schlug den Weg zum Hafen ein, denn er wusste, dass sie dort unbeobachtet sein würden. Die Fischer waren um diese Zeit noch nicht zurück.
    »Ich dachte, wir machen uns ein wenig nützlich«, sagte Kirra, als sie schließlich stehen blieben.
    Es ärgerte ihn, dass sie als Erste sprach. »Wenn du Arbeit suchst, dann wende dich an mich, nicht an Bear.«
    »Das habe ich ja versucht, aber ich konnte dich nirgendwo finden.« Sie hob eine Augenbraue. »Bedeutet das, dass wir bleiben sollen?«
    Perry hatte den ganzen Vormittag darüber nachgedacht, während er Marrons Ausführungen über die Arbeiten zugehört hatte, die in der Höhle ausgeführt werden mussten. Er sah keinen Grund, eine Gruppe tüchtiger und kräftiger Leute abzuweisen. Wenn seine Prognosen über den Äther zutrafen, blieb dem Stamm nicht mehr viel Zeit.
    »Ja«, antwortete er. »Ich möchte, dass ihr bleibt.«
    Kirras Augen weiteten sich vor Überraschung, aber sie hatte sich schnell wieder gefasst. »Ich hatte erwartet, dass du ein bisschen mehr Widerstand leisten würdest. Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen gehabt.«
    Ihre Worte klangen kokett, aber ihre Stimmung ließ sich schwer deuten – eine seltsame Mischung aus heiß und kalt, bitter und süß.
    Sie lachte und strich sich eine Locke hinters Ohr. »Du machst mich nervös, wenn du mich mit diesen Augen anschaust.«
    »Es sind die einzigen, die ich habe.«
    »Ich meinte damit nicht, dass sie mir nicht gefallen.«
    »Ich weiß, was du damit gemeint hast.«
    Kirra verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, und ihr Duft wurde wärmer. »Gut«, bestätigte sie, schaute zuerst auf seine Brust und dann zu der Kette, die er um den Hals trug.
    Sie fühlte sich wirklich zu ihm hingezogen, daran bestand kein Zweifel. Aber Perry wurde das Gefühl nicht los, dass sie versuchte, ihn zu ködern.
    »Also, wo sollen wir arbeiten?«, fragte sie schließlich.
    »Macht das Dach fertig. Morgen werde ich euch die Höhle zeigen.« Er wandte sich zum Gehen.
    Sie berührte ihn am Arm, woraufhin Perry abrupt stehen blieb. Ein Adrenalinstoß jagte durch seinen Körper. »Perry, es wäre einfacher, wenn wir einen Weg fänden, miteinander auszukommen.«
    »Wir kommen schon miteinander aus«, erwiderte er nur und ging davon.

    Beim Abendessen war Kirras Gruppe genauso ausgelassen wie am Tag zuvor. Lark und Forest, die beiden Männer, die das Loch in Perrys Dach repariert hatten, stammten aus dem tiefen Süden, genau wie Kirra. Lautstark erzählten sie Witze und Geschichten, wobei sie sich gegenseitig zu übertreffen versuchten. Als das Essen vorüber war, grölten die Tiden vor Lachen und forderten Zugaben.
    Kirra passte perfekt zu dem Stamm. Perry beobachtete sie, wie sie mit Gren und Twig und später auch mit Brooke lachte. Sie unterhielt sich sogar ein Weilchen mit Old Will und sorgte dafür, dass dessen Gesicht unter dem weißen Bart rot anlief.
    Es überraschte Perry nicht, als er sah, wie schnell sie die Dorfbewohner für sich gewann. Er verstand ihre Erleichterung, die Neuankömmlinge bei sich zu haben, und wünschte, er könnte ebenso empfinden. Aber alles, was Kirra sagte und tat, sorgte nur dafür, dass er sich wie eine Zielscheibe vorkam.
    Als sich das Kochhaus fast geleert hatte, setzte Bear sich Perry gegenüber an den Tisch und rang die

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