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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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gegeben hatten. Sie folgten ihm blind, ohne die Klugheit in seinem Denken zu erkennen, und das fühlte sich auch nicht richtig an.
    »Ich stimme dir zu«, sagte Marron leise. »Falls das etwas nützt.«
    Perry nickte zum Dank. Im Augenblick nützte es ihm sehr viel.
    »Was ist mit dir, Per?«, erkundigte sich Straggler. »Bist du noch immer der Ansicht, wir sollten umziehen?«
    »Ja«, bestätigte Perry und stützte die Arme auf den Tisch. »Kirra hat Nahrung und Kämpfer gebracht, aber sie hat nicht dafür gesorgt, dass der Äther verschwindet. Und wir müssen bereit sein. Wer weiß, sie könnte schon morgen zusammenpacken und wieder verschwinden«, fügte er hinzu und bereute seine Worte, noch während er sie aussprach. Das Würfelspiel wurde unterbrochen, und die Gruppe verfiel in ein unbehagliches Schweigen. Perry wusste, dass er paranoid klang, als fürchtete er, alle könnten davonlaufen.
    Er war erleichtert, als Cinder oben vom Dachboden das Schweigen unterbrach: »Ich mag Kirra auch nicht.«
    »Weil sie das Dach geflickt hat?«
    Cinder spähte über den Rand und hielt seine Mütze fest, damit sie nicht hinunterfiel. »Nein. Ich mag sie halt nicht.«
    Das hatte Perry sich schon gedacht. Cinder wusste, dass Witterer den Äther an ihm bemerkten. Aber da der beißende Geruch ständig in der Luft lag, brauchte er sich wegen Kirra keine Sorgen zu machen.
    Twig verdrehte die Augen und schüttelte die Würfel im Becher. »Der Junge mag doch niemanden.«
    Gren knuffte ihn mit dem Ellbogen. »Das stimmt nicht. Er mag Willow – stimmt’s, Cinder? Und du musst gerade reden, Froschküsser!«
    Im nächsten Moment war das Haus erfüllt von den lauthals quakenden Stimmen der Männer und des Jungen. Marron schloss das Journal, und ehe er ging, beugte er sich zu Perry hinüber und sagte: »Anführer müssen in der Dunkelheit alles klar erkennen können, Peregrine. Und das tust du bereits.«

    Eine Stunde später erhob Perry sich vom Tisch und streckte sich. Im Haus war es ruhig, aber draußen hatte der Wind aufgefrischt. Er hörte dessen leises Pfeifen und sah die schwache Glut im Kamin, die ab und zu noch einmal aufflammte.
    Dann schaute er hinauf zum Dachboden und suchte vergebens nach dem schmalen Lichtstreifen, der dort immer zu erkennen gewesen war. Cinders Fuß hing über den Rand. Der Junge bewegte sich unruhig im Schlaf. Perry stieg über Hayden und Straggler hinweg, öffnete die Tür zu Vales Zimmer und ging hinein.
    Hier war es kühler und dunkler. Da der andere Raum mehr als voll war, ergab es wenig Sinn, diesen hier ungenutzt zu lassen, aber Perry konnte sich einfach nicht dazu überwinden. Er hatte es in diesen vier Wänden noch nie ausgehalten. Seine Mutter und Mila waren hier gestorben, und das Zimmer ließ nur eine einzige gute Erinnerung in ihm wach werden.
    Er legte sich aufs Bett, atmete langsam aus und starrte auf die Holzbalken an der Decke. Inzwischen hatte er sich fast daran gewöhnt, gegen seine Gedanken anzukämpfen, aber jetzt ließ er ihnen freien Lauf und erlaubte sich die Erinnerung an das Gefühl, als Aria kurz vor der Tätowierungszeremonie in seinen Armen gelegen und ihn lächelnd gefragt hatte, ob ihm eigentlich nie etwas entging.
    Seine Antwort war noch immer dieselbe. Sosehr er sich auch dagegen wehrte: Was sie betraf, entging ihm nichts, denn sie fehlte ihm – tagein, tagaus.

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Aria
| Kapitel Achtundzwanzig
    Liv strich mit den Händen über die cremefarbene Seide ihres Hochzeitskleids. »Was meinst du?«, fragte sie. Das Haar fiel ihr in goldenen Locken auf die Schultern, und ihre Augen waren noch verquollen vom Schlaf. »Wie sehe ich aus?«
    Sie befanden sich in Livs Reich, das nur ein paar Türen von Arias Zimmer entfernt lag – ein großer Raum mit angrenzendem Balkon, ähnlich dem des Esszimmers. In einem großen Steinkamin knisterte ein Feuer, und dicke Felle lagen auf den Holzdielen.
    Aria saß auf dem breiten, mit vielen Kissen bedeckten Bett und sah zu, wie eine stämmige Frau den Saum von Livs Kleid absteckte. Sie war müde und wünschte, sie und Liv hätten hier und nicht in ihrem Bett geschlafen. Eine frische Morgenbrise wehte von draußen herein und trug leichten Brandgeruch ins Zimmer – eine Erinnerung an den Sturm der letzten Nacht.
    »Wunderschön«, erklärte Aria. Die geraden Linien des Kleides brachten Livs schlanken, muskulösen Körper zur Geltung und betonten ihre natürliche Schönheit. Sie sah atemberaubend aus. Und nervös. Seit sie das Kleid eine halbe

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