Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
nichts, sich Sorgen zu machen. Sie hob den Kopf und schaute Liv an. »Was ist mit Sable?« Sie rieb sich das Handgelenk, spürte noch immer seine Umklammerung.
    Liv zuckte die Schultern. »Er ist nicht schrecklich … Ich weiß … das ist nicht gerade viel, was ich über den Mann sagen kann, den ich heiraten werde, aber es ist besser als erhofft. Ich dachte, ich würde ihn hassen, aber das tue ich nicht.«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und zögerte, als sei sie sich nicht sicher, ob sie noch mehr erzählen wollte. Dann setzte sie sich neben Aria auf das Bett. »Als ich im Frühjahr hierherkam, wollte er mich freigeben. Er sagte, ich könne gehen, wann immer ich wolle, aber da ich nun endlich da sei, könnten wir einander genauso gut erst mal kennenlernen. Nachdem er das gesagt hatte, fühlte ich mich nicht mehr so gefangen. Es half mir, mich weniger wie eine
Sache
zu fühlen, die einfach herumgereicht wird.«
    Aria fragte sich, ob Sable das absichtlich gesagt hatte. Witterer waren dafür bekannt, dass sie andere Menschen manipulierten. Aber hätte Liv das nicht merken müssen?
    »Ich schmeichle ihm nicht«, erklärte Liv weiter, »und das gefällt ihm. Ich glaube, er betrachtet mich als Herausforderung.« Sie spielte mit der grünen Kordel um ihre Taille. »Und er fühlt sich zu mir hingezogen. Der Duft, den er verströmt, sobald ich den Raum betrete … So was kann man nicht vortäuschen.«
    Aria blickte zur Tür, lauschte auf die Schritte, die sich draußen entfernten. »Empfindest du das Gleiche für ihn?«, fragte sie, als auf dem Gang wieder Ruhe herrschte.
    »Nein … nicht das Gleiche.« Liv verband die Enden der Kordel zu einem komplizierten Knoten, während sie nachdachte. »Wenn er mich küsst, macht er mich nervös, aber ich glaube, es liegt daran, dass es sich so anders anfühlt.« Sie schaute Aria in die Augen. »Ich habe noch nie jemanden anderes geküsst als Roar, und das ist …«
    Sie schloss die Augen und zuckte zusammen. »Genau das darf ich nicht zulassen. Ich darf nicht hier sitzen und mich erinnern, wie es sich anfühlt, Roar zu küssen, wenn ich in ein paar Tagen einen anderen heiraten soll. Er muss gehen. Es ist einfach zu schwer für mich, und ich ertrage es nicht, ihn leiden zu sehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hasse es, dass ich mich seinetwegen so schwach fühle.«
    Aria lehnte sich gegen das Kopfteil des Betts und erinnerte sich an Perry … an ihren letzten gemeinsamen Abend, verletzt und zerschlagen nach einem Streit, zu dem es nur ihretwegen gekommen war. Am nächsten Tag sollte er einen Teil seines Stammes verlieren. Sie fühlte sich seinetwegen nicht schwach. Im Gegenteil, sie fühlte sich zu stark, als könne sie ihn mit jeder Entscheidung verletzen, und das war das Letzte, was sie wollte.
    »Roar wird damit fertig«, sagte Liv leise. Ihre Augen hatten einen sanften Ausdruck angenommen, und Aria wusste, dass sie ihre Stimmung gewittert hatte. »Er wird mich vergessen.«
    »Das kannst du nicht ernsthaft glauben.«
    Liv biss sich auf die Unterlippe. »Nein, das tue ich auch nicht.«
    »Wirst du ihm die Wahrheit sagen? Roar muss erfahren, was du tust. Er muss den Grund kennen.«
    »Glaubst du, dass das etwas ändert?«
    »Nein. Aber das bist du ihm schuldig.«
    Liv schaute sie lange an. »In Ordnung. Ich werde morgen mit ihm reden.« Dann rutschte sie etwas höher und zog sich die Decke über die Knie. Die Geräusche des Sturms drangen ins Zimmer, und ein kalter Luftzug pfiff unter der Tür hindurch. »Wie macht sich mein Bruder wirklich?«
    Es war noch gar nicht lange her, da hatte sie Aria bedroht. Nun saß sie völlig entspannt neben ihr, in Gedanken versunken.
Heiß und kalt
, dachte Aria. Sie fragte sich, ob es bei Liv irgendetwas dazwischen gab.
    Aria zog die andere Hälfte der Decke über ihre Beine. Bei ihrer letzten Begegnung war Perry verletzt gewesen, und so viele Menschen hatten ihn verlassen. Auch sie hatte ihn verlassen. Der Gedanke, dass sie zu seinem Schmerz beigetragen hatte, erschien ihr fast unerträglich. »Er hat es nicht leicht.«
    »Es gibt so viel zu tun, und er muss sich um so vieles kümmern«, bemerkte Liv. »Ich bin sicher, dass er Talon wahnsinnig vermisst.«
    »Ja, stimmt, aber wir werden Talon zurückholen«, sagte Aria, ehe sie sich eines Besseren besinnen konnte.
    Liv runzelte die Stirn, und ihre grünen Augen wanderten prüfend über Arias Gesicht. »Woher kommst du?«
    Aria zögerte. Sie hatte das Gefühl, als würde die Antwort auf diese

Weitere Kostenlose Bücher