Getrieben: Thriller (German Edition)
sich einen der Schlüssel so zwischen Zeige- und Mittelfinger, dass der Bart aus Ihrer Faust herausschaut.«
Jonathan betrachtete die Schlüssel in seiner Hand. »Ist das denn unbedingt nötig?«, fragte er und blickte hilfesuchend zu von Daeniken.
»Ich an Ihrer Stelle würde tun, was er sagt«, empfahl ihm der Schweizer.
Jonathan umklammerte den Schlüssel, wie Amman es ihm aufgetragen hatte. Mit einer Hand winkte Amman ihn zu einer der Matten. »Wenn Sie kämpfen, denken Sie immer daran, dass Sie vielleicht nur diese eine Chance haben, sich Ihren Gegner ein für alle Mal vom Hals zu schaffen. Schlagen Sie zu, als ob Ihr Leben davon abhinge. Verstanden? «
»Verstanden«, erwiderte Jonathan.
Schmid hob die geschützten Unterarme und umkreiste Jonathan.
»Nur eine Chance«, wiederholte Amman.
Jonathan holte mit dem Schlüsselbund in der Faust zum Schlag aus. Zögernd stürzte er sich auf Schmid, der mit einer schnellen Bewegung seinen Fausthieb abwehrte und ihm die Schlüssel aus der Hand schlug.
»Mit ein bisschen mehr Schmackes, wenn ich bitten darf«, forderte ihn Amman auf.
»Er kämpft wie ein Mädchen«, spottete Schmid und grinste hämisch.
Jonathan hob die Schlüssel auf und klemmte sich den längsten zwischen die Finger. Schmid kam mit herabhängenden Armen und herausgestreckter Brust auf ihn zu. Dabei warf er seinem Kollegen einen süffisanten Blick zu, der zu sagen schien: »Und, was machen wir jetzt mit dem Weichei?«
Amman zuckte mit den Schultern und machte sich als der Professionellere von den beiden wieder an die Arbeit.
Nichts davon war Jonathans Aufmerksamkeit entgangen. Er verlagerte sein Gewicht auf die Zehen und lockerte die Nacken- und Schultermuskeln. Man sollte sich nie zu sicher sein, dachte er, als Schmid sich mit noch immer hängenden Armen und siegessicher vorgestrecktem Kinn vor ihm aufbaute.
Der erste Schlag traf den völlig überrumpelten Schmid am Ohr. Um ihn so wenig wie möglich zu verletzen, hielt Jonathan die Faust so, dass er Schmids Wange mit dem Schlüssel nur streifte. Noch bevor der Mann reagieren und die Hände schützend vors Gesicht heben konnte, versetzte ihm Jonathan mit der Linken einen Kinnhaken. Schmid sackte auf die Knie.
»Wie ein Mädchen«, kommentierte Jonathan und baute sich vor dem benommenen Schmid auf.
»Sie haben also Kampferfahrung?«, erkundigte sich Amman, während er seinem Kollegen auf die Füße half. »Das hat von Daeniken uns leider verschwiegen.«
»Vielleicht hätten Sie nicht ihn, sondern mich fragen sollen.«
»Unser Fehler.« Amman erteilte Schmid ein paar knappe Anweisungen, woraufhin dieser ihm missmutig die Armschoner aushändigte und danach in den Waschraum eilte, um die Schnittverletzung im Gesicht zu verarzten. »Ich würde sagen, dass reicht fürs Erste mit dem Schlüssel. Kommen wir also zum Kugelschreiber.«
Amman zeigte Jonathan, wie er den Stift halten musste. »Nicht wie ein Messer, sondern wie einen Dolch.« Danach wies er Jonathan an, dass er den Stift wie eine Verlängerung seiner Faust einsetzen solle. »Versuchen Sie nicht, den Gegner damit aufzuschlitzen. Stoßen Sie einfach zu. Rein. Raus. Rein. Raus. Die Kraft für die Bewegung kommt von hier«, sagte er und legte sich die Hand auf die Brust.
Dann war Jonathan an der Reihe. Blitzschnell stürzte er sich auf Amman, der nur mit seinen ausgezeichneten Reflexen verhindern konnte, dass Jonathan ihm mit dem Kugelschreiber ein Auge ausstach.
Aus der Kreditkarte wurde eine scharfe Klinge, die dem unachtsamen Gegner die Kehle durchtrennen konnte. Mit einem gezielten Wurf des schweren Wälzers an die Schläfe konnte man den Gegner ausknocken.
Irgendwann gesellte sich Danni zu ihnen. Aus dem Augenwinkel beobachtete Jonathan, wie von Daeniken ein paar Worte mit ihr wechselte und Dannis Lippen sich zu einem flüchtigen Lächeln verzogen.
»Ich überlasse jetzt Danni das Feld«, sagte Amman, nachdem sie alle Gegenstände auf dem Tisch durchgegangen waren. »Hals und Beinbruch. Verglichen mit ihr sind wir blutige Anfänger. Nehmen Sie sich also in Acht.«
Kurz nachdem Amman und Schmid gegangen waren, verließ auch von Daeniken die Halle. Danni streifte sich die Schuhe von den Füßen und ging zu einer der Matten. »Gibt es noch etwas, was ich über dich wissen sollte?«, hakte sie nach, während sie sich die Haare aus der Stirn strich und zu einem Pferdeschwanz zusammenband. »Wie es aussieht, bist du ein echtes Naturtalent.«
»Wohl kaum«, wiegelte Jonathan ab.
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