Getrieben: Thriller (German Edition)
eingewickeltes Päckchen von der Größe einer Zigarettenschachtel. In dem Päckchen steckte ein schmaler Aluminiumstab mit Kabeln, die zu einem LCD-Timer führten. Crockett wusste sofort, was das zu bedeuten hatte und dass er in höchster Lebensgefahr schwebte. Als Soldat hatte er selbst schon mit ähnlichen Sprengsätzen gearbeitet. Er knipste die Lampe an seinem Helm an und drehte den Kopf zur Seite, um die Ziffern auf dem Display lesen zu können.
Auf der Anzeige der Zeitschaltuhr, die mit einem halben Kilo C4-Plastiksprengstoff verbunden war, stand: 0:00:06.
Sechs Sekunden.
»Sofort abdrehen«, befahl er dem Piloten über Funk und stellte erstaunt fest, wie ruhig und gefasst seine Stimme klang. »Ich stecke bis zum Hals in der Scheiße.«
Captain Kyle Crockett wusste, dass jeder Versuch, sich zu retten, zwecklos war. Mit offenen Augen beobachtete er, wie der Zähler rückwärtslief. 5-4-3-2-1-0. Das Letzte, was er sah, war ein greller Blitz. Dann wurde um ihn herum alles schwarz.
Von der Explosion spürte er nichts.
41.
Als Frank Connor die Nachricht von Crocketts Tod erfuhr, schien ihn das nicht sonderlich aus der Fassung zu bringen. Abgesehen von einem flüchtigen und kaum sichtbaren Zucken um die Mundwinkel, zeigte er keinerlei Emotionen. Er hatte in seinem Leben schon zu viele Schlachten geschlagen, um bei jedem Rückschlag sofort das Handtuch zu werfen. Eine Niederlage bedeutete noch lange nicht, dass die Gegenseite den Krieg gewonnen hatte und alles für ihn verloren war. Mit Peter Erskine an seiner Seite saß er in seinem Büro und lauschte gleichmütig dem Bericht des Hubschrauber-Crewchefs über die fehlgeschlagene Operation.
»Captain Crockett hat uns über Funk mitgeteilt, dass sich die feindlichen Kämpfer wahrscheinlich ganz in der Nähe versteckt hielten, bevor er bei der Explosion ums Leben kam.«
»Was war die Ursache für die Explosion? Landmine? USBV? Handgranate?«, hakte Connor nach. »Können Sie mir detailliertere Informationen geben?«
»Es war ganz sicher keine Landmine oder Handgranate«, erwiderte der Crewchef in der lang gezogenen Sprechweise der Texaner. »Wir standen direkt über ihm und haben ihn aufgefordert, unverzüglich wieder an Bord zu kommen. Die Flugbedingungen waren katastrophal, Mr. Connor. Etwa die Hälfte der Jungs hatte sich bereits übergeben, und Major McMurphy, unser Pilot, wollte so schnell wie möglich raus aus dieser Hölle. Als wir die bösen Jungs aufgespürt hatten, war schon über die Hälfte des Sprits verbraucht. Jedenfalls, während wir Crockett noch über Funk zum Rückzug auffordern, meldet er sich plötzlich und sagt, dass wir uns sofort aus dem Staub machen sollen. Er muss gewusst haben, in was für einem Schlamassel er steckte, denn drei Sekunden später flog dort unten alles in die Luft. Wenn Sie mich fragen, war es C4. Allein schon wegen der leuchtend orangen Farbe. Die verfluchte Druckwelle hat uns beinah vom Himmel geholt, ohne Scheiß.«
»Was meinen Sie mit: Dort unten flog alles in die Luft? Wo genau hielt sich Crockett denn zum Zeitpunkt der Explosion auf?«
»In einem Zelt, Sir. Habe ich das noch nicht erwähnt? Das war auch der Grund, weshalb er abgeseilt werden wollte. Weil dort oben mitten auf dem Berg ein verdammtes Zelt aufgestellt worden war.«
Connor tauschte einen vielsagenden Blick mit Erskine und sagte: »Er hat es tatsächlich gefunden.« Dann wandte er sich wieder an den Crewchef. »Hat Crockett Ihnen verraten, was in dem Zelt war?«
»Nein, Sir. Er hat überhaupt nichts gesagt, nur dass der Feind ganz in der Nähe sein musste.«
»Gab es denn irgendwelche Anzeichen dafür, dass die feindlichen Kämpfer sich zuvor dort oben aufgehalten hatten?«
»Die Wärmebildkamera hat etwa zwanzig Sekunden lang ein Signal gesendet, aber als wir zu der Stelle kamen, war nichts mehr davon zu sehen. Deshalb haben wir den Suchscheinwerfer angeschaltet, und da hat Crockett das im Wind flatternde Zelt entdeckt.«
»Konnten Sie herausfinden, ob das Wärmesignal von einem Menschen stammte?«
»Nein, Sir. Wie schon gesagt, es war eigentlich nur ein kurzes Aufflackern auf dem Monitor. Das hätte alles Mögliche sein können, aber welches Tier würde sich schon freiwillig in so einem Schneesturm vor die Höhle wagen? So verrückt ist nur ein gottverdammter Marine, das können Sie mir glauben.«
Oder meine beste Agentin, die wild entschlossen ist, eine Atombombe zu bergen, dachte Connor. »Ist Ihnen nach der Explosion dort unten noch
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