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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Hand- oder Mörsergranate unterbrochen. Mit jedem Schusswechsel schienen die Feinde näher zu kommen.
    »Versuch das Blut abzuwischen«, sagte Jonathan.
    Hamid tupfte vorsichtig mit Gaze über die Wunde. Alle paar Sekunden wanderte sein Blick von dem Mädchen zum Fenster. »Haq hat das Dorf erreicht.«
    »Dann kommt er halt. Es gibt nichts, was wir dagegen tun können. Ich brauche dich hier. Und zwar nicht nur deine Hände.«
    Jonathan konzentrierte sich darauf, Knorpelmasse von Aminas Ohr zu entnehmen und daraus mit dem Skalpell einen schmalen Streifen zum Aufbau einer neuen Nase zu schälen.
    Hundert Meter von der Krankenstation entfernt schlug eine Granate ein. Das Gebäude erzitterte in den Grundfesten. Staub und Putz rieselte von der Decke auf sie herab. Aminas Vater schlug erschrocken die Hände vor die Brust, sagte aber kein Wort. Jonathan beugte sich tiefer über das Mädchen und versuchte, alle störenden Geräusche auszublenden. Irgendwo draußen schrie eine Frau, aber Jonathan hörte sie kaum. Für ihn zählte nur noch das kleine Mädchen auf dem OP-Tisch.
    Eine Kugel durchschlug die Außenwand und wirbelte Staub und Holzsplitter durch die Luft.
    »Mist«, fluchte Hamid und duckte sich.
    Jonathan trat einen Schritt zurück. Trotz der Kälte im Raum lief ihm der Schweiß über Gesicht und Körper, und das Hemd klebte ihm am Rücken. »Was hältst du davon?«
    Hamid starrte auf das Gesicht des Mädchens. »Du bist ein echter Zauberer.«
    »Wohl kaum, aber so dürfte es gehen.« Jonathan schob vorsichtig die Haut zurück und glättete die Knorpelmasse. »Ich weiß zwar nicht, ob das hier wie eine afghanische Nase aussieht, aber in Beverly Hills könnte es der letzte Schrei werden.«
    Just in diesem Moment wurde ganz in ihrer Nähe eine Maschinengewehrsalve abgefeuert. Das Rattern der Waffe war so laut, dass Jonathan schmerzhaft das Gesicht verzog und Hamid vor Schreck aufschrie. Aminas Vater griff wortlos nach der leblosen Hand seiner Tochter und starrte auf den Boden.
    Hamid stürzte zum Fenster. Er zog sein Handy aus der Tasche und umklammerte es, als hinge sein Leben davon ab. »Warum hören sie nicht auf zu schießen? Niemand dort draußen leistet ihnen noch Widerstand.«
    »Komm zurück«, sagte Jonathan. »Ein Anruf kann uns jetzt auch nicht mehr helfen.«
    Hamid verkniff sich die Antwort und steckte das Handy wieder ein. Mit gesenktem Kopf schlich er zurück zum OP-Tisch.
    »Als Nächstes werden wir das Loch im Gaumen schließen, damit das Mädchen wieder feste Nahrung zu sich nehmen kann«, sagte Jonathan. »Zieh eine Spritze mit fünf Kubikzentimeter Lidocain auf.«
    Hamid gab keine Antwort. Sein Blick war starr auf das Fenster gerichtet. Am anderen Ende des Dorfes stieg eine Rauchsäule auf. »Das ist ganz in der Nähe von unserem Haus.«
    Jonathan warf einen kurzen Blick aus dem Fenster. »Lidocain, Hamid. Fünf Kubikzentimeter.«
    Irgendwo draußen blökte unablässig ein Kamel. Dann ertönte ein Schuss, und das Tier verstummte. Mit heulenden Motoren näherten sich mehrere Fahrzeuge auf der holprigen Straße.
    »Hamid.«
    »Ja, Dr. Jonathan.«
    »Lidocain.«
    Hamid reichte ihm die Spritze.
    »Habe ich dir eigentlich erzählt, warum ich nach Afghanistan gekommen bin?«, fragte Jonathan.
    Hamid blickte ihm ins Gesicht. »Um das hier zu tun. Um zu helfen, meine ich.«
    Jonathan machte sich wieder an die Arbeit. »Das ist nur einer der Gründe. Es gab noch andere. Vor allem wollte ich einiges wiedergutmachen.«
    »Wiedergutmachen, Dr. Jonathan? Hast du denn etwas Schlimmes getan?«
    »Nicht nur ich, sondern auch meine Frau.«
    »Du hast doch gesagt, dass du nicht verheiratet bist.«
    »Das war eine Lüge. Ich war acht Jahre lang verheiratet. Offiziell bin ich das immer noch, aber nach all dem, was meine Frau getan hat, hat sich das Ganze für mich erledigt. Die ganzen Jahre war ich mit einer Geheimagentin der Regierung verheiratet und hatte keine Ahnung. Sie hat mich geheiratet, weil meine Arbeit bei Ärzte ohne Grenzen für sie die ideale Tarnung war und sie an die politischen Unruheherde in Afrika, dem Mittleren Osten und Europa gebracht hat, wo sie ungestört ihre Aufträge durchführen konnte.
    »Aufträge? Was meinst du damit?«
    »Bombenattentate, räuberische Erpressung, Auftragsmorde.«
    »Sie hat Leute umgebracht?«
    »Das hat sie. Sie hat für einen Geheimdienst namens Division gearbeitet … Sie war ihre beste Agentin.« Jonathan legte eine Pause ein und senkte die Stimme. »Auch ich habe

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