Getrieben: Thriller (German Edition)
an.«
»Dann habe ich mich wohl geändert. Oder aber die Welt hat sich geändert.«
Jonathan schaute vor zum Cockpit, aus dem der Pilot gerade mit großen Schritten durch den Gang auf sie zukam. Als er Reihe 22 erreicht hatte, blieb er stehen.
»Sind Sie Mrs. Pine?«, erkundigte er sich mit leiser, eindringlicher Stimme und beugte sich verschwörerisch zu Danni hinunter.
Danni stellte die Rückenlehne ihres Sitzes in die aufrechte Position zurück. »Ja.«
»Ich soll Ihnen eine vertrauliche Nachricht überbringen.« Fragend blickte der Pilot von Danni zu Jonathan und wieder zurück. »Möchten Sie mir vielleicht in den hinteren Teil der Kabine folgen?«
»Das ist nicht nötig. Sie können vor diesem Mann ganz offen sprechen.«
Der Pilot beugte sich noch tiefer zu Danni herunter. »Ein Oberst Yaz vom Direktorat der ISI meines Landes bat mich, Ihnen auszurichten, dass er ein persönlicher Freund von Benny ist.«
Mit einem Nicken gab Danni dem Piloten zu verstehen, dass er fortfahren solle.
»Er lässt Ihnen sagen, dass es offenbar ein Missverständnis gegeben hat. Die Person, mit der Sie in Deutschland verabredet waren, und ihr spezielles Reisegepäck waren nicht an Bord des Flugzeugs. Er lässt fragen, ob Sie zufällig wissen, wohin Ihr Freund als Nächstes reisen wollte. Falls ja, soll ich die Information so schnell wie möglich an ihn weiterleiten.«
Fassungslos sahen sich Jonathan und Danni an, und Jonathan spürte, wie sich seine Muskeln vor Anspannung verkrampften. »Mein Gott«, stieß er hervor. »Das kann doch nicht wahr sein.«
76.
Um halb sieben Uhr morgens landete die Gulfstream G-V auf dem Westchester County Airport, knapp fünfzig Kilometer nordöstlich von Manhattan. Die Passagiere an Bord mussten nicht durch den Zoll. Unmittelbar nach dem Start hatte der Pilot den Transponder zerstört. Beim Anflug auf den Tower hatte er einen Ersatztransponder eingeschaltet und sich als ein Privatjet aus Boston, Massachusetts, ausgegeben. Der Fluglotse war zwar über das plötzliche Auftauchen des Jets erstaunt, hegte aber keinen weiteren Verdacht gegen die Maschine und ihre Besatzung, weil er sich um einen Piloten in der Ausbildung kümmern musste, der mit seinem Flugzeug in den zivilen Luftraum abgedriftet war. Ohne weitere Nachfragen wurde die Landeerlaubnis für die Gulfstream erteilt.
Neben der Haltebucht wartete bereits Prinz Raschids Maybach. Sultan Haq nahm mit seiner kleinen schwarzen Reisetasche aus Leder auf der Rückbank Platz. Prinz Raschid setzte sich neben ihn.
»Steht der Zug schon bereit?«, erkundigte sich der Prinz bei seinem Chauffeur.
»Jawohl, Sir. In der Station North White Plains.«
Sie fuhren zur rund achtzig Kilometer entfernten North White Plains Station, einer weitläufigen Haltestelle mit angeschlossenem Depot und Wartungsareal. Auf einem abseitsgelegenen Nebengleis, umgeben von zahlreichen Waggons, die zwecks Wartung und Reparaturarbeiten da standen, wartete Prinz Raschids Privatzug. Der Zug bestand neben der Lok aus drei Waggons: einem Güterwagen, einem Speisewagen und einem Passagierwagen. Aus der Ferne betrachtet, unterschieden sich die Wagen nicht von denen der amerikanischen Züge. Sie waren silberfarben mit einem blau-roten Streifen unterhalb des Daches. Doch bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, dass auf dem blauen Streifen mit goldenen, verschnörkelten Buchstaben »HRH Prinz Raschid al-Zayid« geschrieben stand.
Ein Steward empfing sie an der Tür des Passagierwaggons. Innen hatte der Wagen keinerlei Ähnlichkeit mit dem eines gewöhnlichen Zuges. Statt zerschlissener Kunstledersitze und klebriger Linoleumböden gab es bequeme Polstersitze, elegante Stühle und schmale Couchtische auf einem edlen Teppichboden. Haq nahm auf einem der dick gepolsterten hohen Sessel Platz. Die lederne Reisetasche verstaute er aber nicht auf dem Boden oder einer der dafür vorgesehenen Abstellflächen, sondern behielt sie lieber auf dem Schoß. Zwei muskulöse, gutgekleidete Bodyguards aus Raschids Prätorianergarde hielten am hinteren Ende des Waggons Wache.
Als sich der Zug in Bewegung setzte, brachte der Steward eine Platte mit dampfenden Eiern, frisch gebackenen Croissants, verschiedenen Marmeladen und frischem Obst an ihren Platz. Aus einer Karaffe goss Raschid frisch gepressten Orangensaft in zwei Sektgläser.
»Auf uns«, sagte er und prostete Haq mit seinem Glas zu. »Bald werden wir noch berühmter sein als Mohammed.«
Sultan Haq hob sein Glas.
Nie zuvor hatte ihm
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