Getrieben: Thriller (German Edition)
Militärfahrzeuge umzingelten den C-141 Starlifter, der gerade in Begriff war, auf Startbahn 29 abzuheben. Im letzten Moment gelang es dem Piloten, die Maschine mit qualmendem Fahrgestell abzubremsen. Mit gezückten Waffen näherten sich die Militärpolizisten dem Flugzeug, jederzeit bereit, bei der geringsten Provokation das Feuer zu eröffnen. Eine Treppe wurde zum Flugzeugrumpf gerollt. Sobald die vordere Tür geöffnet wurde, stürmten die Polizisten das Flugzeug.
Von einem etwas abseits geparkten Flugzeug aus beobachtete Sultan Haq angespannt die Stürmung des Starlifters. Zurückgelehnt in seinem weichgepolsterten Sitz und eine eisgekühlte Coca-Cola in der Hand, legte er sich noch eine weitere Schmerztablette auf die Zunge und spülte sie dann mit einem Schluck Cola hinunter.
»Was macht Ihre Verletzung?«, erkundigte sich der attraktive, elegant gekleidete Mann, der Haq in einem Sessel auf der anderen Seite der Kabine gegenübersaß.
»Ich bin schon mit schlimmeren Verletzungen fertiggeworden«, erwiderte Haq. »Sie wird unseren Plänen nicht im Wege stehen.«
»Gut zu wissen«, sagte Prinz Raschid. »Vermutlich wird sich unser Start ein wenig verzögern. Sie sollten sich etwas ausruhen. Das wird morgen ein ereignisreicher Tag.«
75.
Flug 333 der Pakistan International Airlines von Islamabad über Karachi nach New York City überflog soeben mit einer Geschwindigkeit von 590 Knoten in 11 887 Meter Höhe die schneebedeckten Ebenen Mitteleuropas. Die Maschine sollte voraussichtlich um sieben Uhr morgens EST, also fünfzehn Minuten früher als geplant, landen. Die Temperaturen in New York lagen um den Gefrierpunkt, mit Schneefällen war zu rechnen.
Auf seinem Sitz in Reihe 22 entspannte sich Jonathan gerade mit einer Dr Pepper in der Hand. Die PIA war eine muslimische Fluglinie und servierte keinen Alkohol an Bord.
»Wohin, glaubst du, wollte Haq mit der Bombe?«, wandte sich Jonathan fragend an Danni und lehnte seinen Kopf an die Kopfstütze seines Sitzes.
»Haq? Nach New York City, so wie alle. Jeder Terrorist, der etwas auf sich hält, versucht, den 11. September noch zu übertrumpfen. Hast du eine Ahnung, was sein Zielobjekt gewesen sein könnte?«
»Nein.« Jonathan nippte an seinem lauwarmen Getränk. Nicht nur, dass es an Bord keinen Alkohol gab, mit Eis konnten sie auch nicht dienen. »Wohin werden sie ihn wohl bringen?«
»Immerhin ist es euer Marschflugkörper, aus dem die gestohlene Bombe stammt. Ich vermute, dass sie ihn ins Militärgefängnis gebracht haben. Hoffentlich stecken sie ihn in das finsterste Loch und lassen ihn dort verrecken.«
»Amen«, sagte Jonathan und erschrak ein wenig über die Intensität seines Hasses. »Mein ganzes Leben lang habe ich versucht, mich aus der Politik herauszuhalten. Mein Vater war ein Erbsenzähler beim obersten Rechnungshof. Das sind die Typen, die kontrollieren, wie viel Geld tatsächlich in Washington ausgegeben wird. Solange ich denken kann, hat er sich immer über die Regierung aufgeregt, aber im Grunde hat er nur gemeckert und selbst nie etwas unternommen, um die Dinge zu ändern. Sein Lieblingsspruch war, dass man ohnehin nichts gegen die in Washington und ihre Politik ausrichten könne. Genau deshalb habe ich mich entschlossen, Medizin zu studieren. Ich wollte mir und allen anderen beweisen, dass es auch anders geht und dass ich im Kleinen durchaus etwas bewirken und ändern kann. Lange Zeit war ich glücklich damit. Vielleicht hat es mir auch das Gefühl vermittelt, wichtig zu sein. Aber nachdem ich mit dir und Connor zusammengearbeitet habe, hat sich für mich alles geändert. Jetzt kommt es mir so vor, als hätte ich mich mein Leben lang vor meiner Verantwortung gedrückt.« Nachdenklich runzelte Jonathan die Stirn und schüttelte sich bei dem Gedanken an die Tragödie, die der Welt im letzten Moment noch einmal erspart geblieben war. »Die Vorstellung, was ein einzelner, zu allem entschlossener Mann anrichten kann, ist wirklich beängstigend.«
Danni nickte zustimmend. »Ich kenne weder Haq noch seine Beweggründe. Dass er den Westen hasst, kann ich ihm aber nicht verübeln. Immerhin ist es sein Land, und ihr sollt von dort verschwinden. Genauso wie die Palästinenser wollen, dass wir aus ihrem Land verschwinden. Mit der Zeit lernt man, beide Seiten ein wenig besser zu verstehen.«
»Aber das rechtfertigt noch lange keinen Bombenanschlag«, warf Jonathan ein.
Danni lächelte bitter. »Jetzt hörst du dich aber durch und durch politisch
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