Getrieben: Thriller (German Edition)
sagte sie: »Offensichtlich hast du recht. Traue niemals einem Anwalt.«
Sie tippte eine SMS und drückte auf Senden.
»Was tust du da?«, wollte Connor wissen.
»Ich habe der Schlampe erzählt, dass du tot bist. Entspann dich.« Mit diesen Worten stand sie auf und verschwand im Badezimmer. Kurz darauf kam sie mit Gästehandtüchern zurück, von denen sie eines faltete und auf Connors blutende Schulter presste. »Du hättest Jonathan niemals für deine Zwecke einspannen dürfen.«
»Er war der beste Mann für diese Mission.«
»Trotzdem.«
»Er hat einen guten Job gemacht.«
»So wie immer.«
Connor versuchte aufzustehen, doch der Schmerz war überwältigend. »Warum bist du hier?«
Emma setzte sich und betrachtete ihn nachdenklich. Ihre Wangen waren noch immer rau von der Bergungsaktion auf dem Tirich Mir, und ihre Augen funkelten in einem nahezu gespenstischen Grün. »Um mir eine Art Lebensversicherung zu beschaffen«, erwiderte sie schließlich.
»Was soll das heißen?«
»Das wirst du schon noch herausfinden.«
»Dachtest du, du könntest wieder bei Division einsteigen, wenn du mir das Leben rettest?«
Emma schüttelte den Kopf und lächelte traurig. »Mit der Arbeit hat es nichts zu tun. Du weißt so gut wie ich, dass ich nie wieder zurückkomme. Wenn ich dir das Leben gerettet habe, dann nur, weil ich dich mag.«
»Ich könnte ein gutes Wort für dich einlegen.«
»Dieses Mal würde selbst das nichts mehr nützen. Außerdem will ich aussteigen. Ich muss damit aufhören, solange ich noch nicht vollkommen abgestumpft bin.« Emma erhob sich und reichte Connor ein frisches Handtuch für seine Schulter. »Du musst auf dem schnellsten Weg in ein Krankenhaus. Ich weiß nicht, wo genau die Kugel stecken geblieben ist, und obendrein hattest du vermutlich einen ganz leichten Herzinfarkt.«
Connor dachte über Emmas Worte nach, ein furchtbarer Verdacht stieg in ihm auf. Wenn Emma hier war, konnte es dafür nur eine einzige Erklärung geben. »Haq«, stieß er hervor. »Du lieber Gott, nein! Du wirst doch nicht tatenlos zusehen, wie er uns alle umbringt. Hast du vor, ihn aufzuhalten?«
Emma beugte sich zu ihm hinunter und küsste ihn auf die Wange. »Ich bin und bleibe dein Mädchen, Frank. Bis zum bitteren Ende.«
»Genau das ist es ja, was mir solche Sorgen macht«, entgegnete Connor.
An der Tür zum Geheimgang wandte sich Emma noch einmal um. »Gib mir ein paar Minuten Vorsprung.«
Connor nickte. Er wollte ihr noch »Viel Glück« oder »Hals und Beinbruch« wünschen oder einfach nur »Danke«, sagen, aber er wusste, dass sich die Dinge zwischen ihnen grundlegend geändert hatten. Emma war nicht länger der heißumkämpfte Hauptgewinn und die Topagentin, um die sich die Geheimdienste geradezu rissen. Sie hatte gegen viel zu viele Spielregeln verstoßen und konnte nicht mehr zurück. Darüber war sie sich auch völlig im Klaren, und es schien ihr nichts auszumachen. Sie hatte alle Brücken hinter sich abgebrochen. Von nun an war Emma Ransom ganz auf sich allein gestellt.
Eine Abtrünnige.
Und genau deswegen, stellte Connor mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend fest, war Emma Ransom heute noch viel gefährlicher als je zuvor.
74.
Von einer kleinen, aber durchaus angesehenen Abteilung des Mossads aus wurde die Nachricht an den Attaché der Luftwaffe bei der amerikanischen Botschaft in Jerusalem weitergeleitet. Demzufolge hatte einer ihrer Agenten herausgefunden, dass ein gewisser Terrorist, dessen Ergreifung zudem noch das erklärte Ziel einer streng geheimen Operation des US-Verteidigungsministeriums war, in Islamabad an Bord eines vom Heereskommando für Ausrüstung gecharterten Frachtflugzeugs mit Zwischenstopp in Ramstein AFB in Deutschland gegangen war. Kennnummer des Flugzeugs: N14997. Der gesuchte Terrorist sollte im Besitz eines atomaren Sprengkopfs in einem handlichen Format sein. Die Nachricht war mit dem Zusatz »höchste Dringlichkeitsstufe« versehen.
Von Jerusalem aus ging die Nachricht umgehend weiter an den Kommandanten der US-Luftwaffe in Europa und von dort aus an den Geheimdienst in der Luftwaffenzentrale in Washington, D. C., an die CIA, das Amt für Atomenergie beim amerikanischen Energieministerium sowie an die Internationale Atomenergiebehörde in Wien. Mit einer zeitlichen Verzögerung von vier Stunden erreichte die Nachricht schließlich auch den Kommandanten des Militärstützpunkts Ramstein in Deutschland. Doch da war es fast schon zu spät.
Zehn
Weitere Kostenlose Bücher