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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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al-Zayid war der zwölfte Sohn des Kronprinzen und regierenden Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate Ali al-Zayid. Er war zweiunddreißig Jahre alt, gut eins achtzig groß und konnte mit seinen breiten Schultern, dem gewinnenden Lächeln und den blitzenden braunen Augen mit dem aufrichtigen Blick Menschen im Nu für sich einnehmen. Raschid gehörte nicht zu den Royals, die nur vom hochherrschaftlichen Namen der Familie leben und mit Geld um sich schmeißen, als wäre es eine olympische Disziplin. Er war das genaue Gegenteil. Mit Auszeichnung hatte er die amerikanische Phillips Exeter Academy, die Universität Cambridge und die renommierte Business School INSEAD abgeschlossen und war danach in sein Heimatland zurückgekehrt, um beim Staat Karriere zu machen. In nur sechs Jahren hatte er sich vom Leiter des Zollamts zum stellvertretenden Außenminister hochgearbeitet und war gerade zum Polizeichef des Landes ernannt worden.
    In seiner Freizeit war Prinz Raschid Vorsitzender eines Pan-arabischen Gipfels zum Klimawandel und vertrat die königliche Familie beim Bündnis »Kampf dem Hunger«, einem Verein, der Spenden von über zweihundert Millionen Dollar für hungernde Kinder in Schwarzafrika gesammelt hatte. Seine Frau war Christin und eine libanesische Schönheit. Seine vier vorbildlichen Kinder besuchten das internationale Lycée im Zentrum von Dubai. In den Augen der Öffentlichkeit war der Prinz der Inbegriff des modernen, weltoffenen Muslims und ein attraktiver Werbeträger für die Vereinigten Arabischen Emirate.
    Doch die Akte des Geheimdiensts zeigte eine ganz andere, dunkle Seite des Prinzen. Danach waren seine öffentlichen Auftritte nichts weiter als die von einem Workaholic bis ins kleinste Detail aufgebaute Fassade, um seine wahre Berufung zu verschleiern: den großangelegten Handel mit Waffen für islamistische Terrorgruppen.
    Als Prinz Raschid ihnen mit ausgestreckten Armen auf dem asphaltierten Platz vor dem Hangar entgegenkam, setzte er sein breitestes Lächeln auf. Im Nahen Osten sagt die Begrüßung alles über die Art einer Beziehung.
    »Ashok, mein Freund«, rief er aus, während er Balfour herzlich in die Arme schloss. »Ich freue mich aufrichtig, dich zu sehen. Ich kann dir gar nicht genug dafür danken, dass du mir … und meinen Freunden … so sehr unter die Arme greifst.«
    »Immer wieder gerne«, sagte Lord Balfour. »Darf ich vorstellen: Miss Lara Antonowa vom FSB.«
    »Ich dachte, Sibirer sind blond«, sagte Prinz Raschid mit einer leichten Verbeugung.
    »Nicht alle«, erwiderte Emma. Prinz Raschid schüttelte ihr die Hand. Einen Moment lang dachte Emma, er würde sie nicht mehr loslassen. Seine Hände waren groß und erstaunlich schwielig. Emma kam eine weitere Information aus der Akte in den Sinn. Der Prinz war ein glühender Fan des Kampfsports. Man erzählte sich, dass er seine Sparringspartner gerne krankenhausreif schlug.
    »Dem Akzent nach würde ich Sie für eine waschechte Britin halten. Aber ich kenne General Iwanow gut genug, um zu wissen, dass das unmöglich ist«, bemerkte der Prinz.
    »Moskau legt Wert darauf, dass unsere englischen Sprachkenntnisse denen der Queen in nichts nachstehen.«
    Raschid lachte, und seine Polizeibeamten fielen in das Gelächter mit ein. Just in dem Moment klingelte das Handy des Prinzen. Er sprach nur ein paar Sätze. »Miss Antonowa, Ihr Flugzeug hat um Landeerlaubnis gebeten. Es ist in zwei Minuten auf dem Boden.«
    Er rieb sich die Hände und überquerte mit großen Schritten die Rollbahn. Balfour und Emma folgten ihm, darauf bedacht, wie vorgeschrieben einen Schritt hinter ihm zu bleiben. Gut zwanzig Polizeibeamte in kurzärmeligen khakifarbenen Uniformen begleiteten sie.
    Sobald die Tupolew gelandet war, wurde sie umgehend zur Parkbucht vor dem Hangar dirigiert. Die Frachtklappe öffnete sich, und die Crew entlud eine Palette hoch aufgestapelter Holzkisten nach der anderen aus dem Bauch der Maschine auf die Rollbahn. Die Kisten waren olivfarben und mit kyrillischer Aufschrift versehen.
    Eine Stunde dauerte es, bis die Fracht gelöscht war. Prinz Raschid lief von Palette zu Palette, deutete scheinbar wahllos auf einzelne Kisten und verglich deren Inhalt mit seiner Bestellliste. Lord Balfour begleitete ihn und versicherte immer wieder: »Alles komplett. Das komplette Paket, wie gewünscht.«
    Emma wartete etwas abseits von ihnen. Mit verschränkten Armen behielt sie sowohl den Prinzen als auch die Scharfschützen auf dem Dach im Auge.

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