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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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auf Balfour, doch der hatte von der Waffe bestimmt nichts gewusst. Die ganze Sache war von Anfang an allein Connors Spiel gewesen.
    »Natürlich können Sie noch bleiben«, pflichtete Balfour dem Prinzen in beiläufigem Ton bei. Doch der Ausdruck in seinen Augen sprach eine ganz andere Sprache.
    »Nun gut. Wenn Sie unbedingt darauf bestehen«, lenkte Emma ein, um Zeit zu gewinnen.
    Mit lauter Stimme rief der Prinz seinen Männern einen Befehl zu, und unvermittelt erstrahlte ein von Gestrüpp überwucherter Streifen gleich neben dem Hangar in gleißendem Scheinwerferlicht. Am hinteren Ende der illuminierten Fläche wiegte sich ein Schaukelstuhl mit einer Schaufensterpuppe sacht im Wind. Die Puppe trug die Uniform eines US-Marine. Hier also war Emmas Beweis. Raschid hatte genauestens über die Waffe Bescheid gewusst.
    Der Prinz reichte das Gewehr an Emma weiter. »Bitte nach Ihnen. Es wäre mir eine Ehre, wenn Sie den ersten Schuss abgeben würden.« Er nahm eine der Patronen aus dem Kasten. »Und keine Widerrede.«
    Energisch klappte Emma den Lauf auf, steckte eine Patrone hinein und schlug das Schloss wieder zu. Ihre Chancen standen eins zu drei. Sie war schon aus schlimmerem Schlamassel heil wieder herausgekommen, beruhigte sie sich, während das mulmige Gefühl in ihrem Inneren einer unbändigen Wut Platz machte. Man hatte sie verraten. Sie wusste zu viel, und das war ihr jetzt zum Verhängnis geworden. So einfach war die Sache. Doch was auch geschah, sie würde sich von nichts und niemandem unterkriegen lassen.
    »Kommen Sie her«, sagte sie und winkte den Prinzen mit der Hand zu sich. »Ich zeige Ihnen, wie man am besten mit der Waffe schießt. Der Lauf des Gewehrs ist ziemlich schwer. Sie müssen Ihr Gewicht auf den hinteren Fuß verlagern. Beim Zielen müssen Sie die Wange dicht an den Schaft drücken. Kommen Sie ruhig noch etwas näher. Von dort hinten können Sie doch gar nichts sehen.«
    »Ich sehe ausgezeichnet«, erwiderte Prinz Raschid.
    »Wie Sie meinen.« Emma zielte mit dem Gewehr auf die Brust der Schaufensterpuppe und presste den Kolben gegen die Schulter. »Der Abzug geht erstaunlich leicht. Sie müssen nur ganz leicht draufdrücken, sollten sich aber auf den verteufelt stärksten Rückstoß Ihres Lebens gefasst machen.«
    Eins zu drei.
    Sie presste die Wange an den Schaft, holte tief Luft und krümmte den Finger um den Abzug.
    Eine ohrenbetäubende Explosion hallte durch die Nacht.
    Mit schützend erhobenem Arm kauerte der Prinz am Boden. Im Schaukelstuhl auf dem Seitenstreifen wippte die Schaufensterpuppe, doch ihr Kopf und die Hälfte der linken Schulter waren verschwunden.
    »Leider ein bisschen zu hoch.« Emma zuckte gleichmütig mit den Schultern und gab dem Prinzen das Gewehr zurück. »Sie kriegen das bestimmt besser hin.«
    Mit der Waffe in der Hand ging der Prinz zurück zu dem lackierten Koffer, wählte eine der übrig gebliebenen Patronen aus und steckte sie in den Lauf. Ohne ein Wort kehrte er zur Feuerlinie zurück, klappte die Waffe zu, legte an, zielte und schoss.
    Der Schuss verfehlte das Ziel, schlug in die Erde und wirbelte eine Staubwolke auf.
    »Was für ein Rückstoß«, bemerkte Prinz Raschid und rieb sich die schmerzende Schulter. »Meine Frau wird sich wundern, woher ich die blauen Flecken habe.«
    Jetzt lag nur noch eine Patrone in dem mit Samt ausgeschlagenen Koffer. Raschid streckte Balfour das Gewehr hin. »Na, wie steht’s mit dir, Ashok? Lust auf ein kleines Wettschießen?«
    Balfour hob abwehrend die Hände. »Ich verkaufe die verdammten Dinger nur. Seht selbst. Das Ding reicht mir ja fast bis zum Haaransatz!«
    »Doppelte Ausrede«, sagte Prinz Raschid. Mit einem abschätzenden Blick auf Emma nahm er die letzte Patrone aus dem Koffer und steckte sie in den Lauf. »Vielleicht können Sie mir dieses Mal ein wenig helfen«, sagte er zu ihr. »Wie ziele ich noch mal?«
    Emma trat hinter den Prinzen, legte einen Arm um seine Schulter und half ihm, die Wange an die richtige Stelle des Schaftes zu legen. Mit der anderen Hand half sie ihm, mit dem Lauf der Waffe genau auf die Schaufensterpuppe zu zielen. »Sie dürfen den Abzug erst drücken, wenn Sie das Ziel genau im Fadenkreuz haben. Zielen Sie wegen des Rückstoßes einen halben Meter tiefer. Pressen Sie den vorderen Fuß fest auf den Boden. Jetzt spannen Sie die Bauchmuskeln an.«
    Emma trat neben den Prinzen und sah zu, wie er den Finger um den Abzug krümmte. »Nur ganz leicht«, sagte sie. »Tief einatmen und dann

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