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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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Bei einem Blick über die Schulter bemerkte sie auch den Mann. Er war klein und drahtig, trug, wie fast alle anwesenden Männer mit Ausnahme des Prinzen, einen Vollbart und verhielt sich irgendwie sonderbar. Weil er direkt neben dem Mercedes des Prinzen stand, vermutete Emma, dass er auf dem Beifahrersitz gesessen hatte. Er war also ein VIP. Seine Gesichtsfarbe war dunkel, und eine Hand ruhte auf der geöffneten Beifahrertür des SUVs. Seine gesamte Körperhaltung wirkte nervös, so als fürchte er, entdeckt zu werden. Er trug die traditionelle Robe der Araber, aber nicht die eines reichen Mannes, sondern nur eine schlichte weiße Dischdascha mit einem schwarzen Turban. Es war die Kleidung eines gewöhnlichen Mannes, doch ein gewöhnlicher Mann fuhr nicht mit dem Prinzen in dessen Wagen mit.
    Emma blickte so lange in seine Richtung, bis die Kamera ein gutes Bild von dem Mann für Frank Connor und seine Mitarbeiter bei Division eingefangen hatte.
    Dieser Mann war der Endabnehmer: Prinz Raschids Terrorist des Monats. Einen Beweis dafür gab es nicht, aber Emma wusste es trotzdem. Aus Erfahrung.
    »Alles komplett.« Dieses Mal war es der Prinz, der sprach. Emma wandte sich um und sah, dass dieser auf sie zukam. »Wirklich beeindruckend. Ich freue mich schon auf das nächste Geschäft mit General Iwanow.« Er winkte einen Adjutanten heran, und ehe sie sich’s versah, hielt Emma zwei glänzende Metallkoffer mit je fünf Millionen Dollar in den Händen.
    »Wir haben zu danken«, sagte Emma. »Deshalb möchte ich Ihnen auch im Namen des Generals ein Geschenk überreichen.«
    »Ach ja?«
    Emma sah dem Prinzen fest ins Gesicht. Irrte sie sich, oder spielte er tatsächlich nur den Überraschten? Mit der Hand gab sie der Flugzeugcrew ein Zeichen, und kurz darauf kamen zwei Männer mit einem schwarz lackierten Gewehrkoffer zwischen sich aus dem Rumpf der Maschine. »Stellt ihn dort drüben ab«, sagte Emma und zeigte auf eine Kiste ganz in ihrer Nähe.
    Feierlich klappte sie den Deckel der Koffers auf, unter dem ein Vychlop-Scharfschützengewehr auf kastanienbraunem Samt zum Vorschein kam. Direkt unter der Waffe lagen in speziell dafür gefertigten Aussparungen drei 12,7 Zentimeter lange Patronen vom Durchmesser einer Cohiba-Zigarre. Auf jeder einzelnen Patrone waren der Name des Prinzen und sein Familienwappen eingraviert. Was jedoch noch wichtiger war: Jede Patrone hatte genug Durchschlagskraft, um einen gepanzerten Humvee aus gut neunhundert Meter Entfernung zu durchlöchern.
    Prinz Raschid hob die zehn Kilo schwere Waffe an die Schulter, als wäre es ein Luftgewehr.
    »Ich hoffe, Sie sind mit der Wahl der Waffe zufrieden«, sagte Emma.
    »Gar keine Frage«, sagte der Prinz. Er ließ das Gewehr sinken und strich mit einer sorgfältig manikürten Hand über den Lauf. »Es ist eine wahre Schönheit. Eine todbringende Waffe in elegantem Design.«
    »Schön, dass sie Ihnen gefällt.« Emma warf einen prüfenden Blick auf ihre Uhr. »Ich muss mich jetzt aber leider von Ihnen verabschieden. Mein Flug nach Zürich geht um drei Uhr früh. Tut mir leid, dass ich nicht länger bleiben kann …«
    »Unsinn«, fiel ihr Prinz Raschid ins Wort. »Ich rufe sofort am Flughafen an und sorge dafür, dass das Flugzeug auf Sie wartet. Ich bestehe darauf, dass Sie wenigstens so lange bleiben, bis ich General Iwanows Geschenk ausprobiert habe.«
    Emma spürte, dass der Prinz keinen Widerspruch dulden würde. Er wirkte entschlossener denn je. Doch seine Höflichkeit war nur gespielt. Dahinter steckte etwas ganz anderes, viel Bedrohlicheres. »Das würde ich ja gerne«, sagte sie, obwohl ihre innere Stimme ihr riet, die Beine in die Hand zu nehmen und so schnell wie möglich zu verschwinden. »Aber es ist schon spät, und ich kann wirklich nicht mehr länger bleiben. General Iwanow erwartet mich.«
    Prinz Raschid setzte sein Filmstar-Lächeln auf. »Ich habe vorhin noch mit Igor Iwanow telefoniert. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn Sie noch eine Weile bleiben. Seinen Worten zufolge sind Sie das Beste, was Russland zu bieten hat. Und jetzt, wo ich Sie kennengelernt habe, teile ich seine Meinung voll und ganz.«
    Emmas Blick wanderte zum Dach des Hangars. Die Scharfschützen hatten sich mit schussbereiten Waffen in Position gebracht. Im Fadenkreuz der Zielfernrohre befand sich ihr Kopf, dessen war sich Emma sicher. Für Prinz Raschid war das Geschenk tatsächlich keine Überraschung gewesen, so viel stand fest. Einen Moment lang ruhte ihr Blick

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