Getrieben: Thriller (German Edition)
gemacht?«
Connor nickte.
Jonathan spürte, wie eine unkontrollierbare Wut in ihm aufstieg, und wandte sich ab. In seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Er meinte, dass nichts und niemand ihn daran hindern könne, das Ungeheuer zu bestrafen, das seiner Frau solche Dinge angetan hatte.
Ein schriller Ton hallte ihm schmerzhaft in den Ohren, aber er war sich nicht sicher, ob das Geräusch von der Übermacht seiner Gefühle oder nur vom Flugzeugträger herrührte. »Sie haben gesagt, es spräche einiges dafür, dass Emma trotzdem noch am Leben ist.«
»Es gibt Beweise dafür, dass sie die Folter überlebt hat.«
»Einen Augenzeugen?«
»Nein.«
»Was dann? Immerhin sprechen wir hier von meiner Frau. ›Beweise‹ allein reichen mir nicht.«
»Wir haben Fußabdrücke an der Stelle gefunden, wo Raschid und seine Männer Emma zurückgelassen haben. Sie stammen allem Anschein nach von ihr und beweisen, dass sie noch in der Lage war zu laufen. Wie es scheint, wurde sie mit einem Auto aus der Wüste herausgebracht. Das ist im Augenblick alles, was wir wissen.«
»Elektrische Viehtreiber? Und er hat Emma an sein Auto gekettet und durch die Wüste geschleift?«
Connor verzog das Gesicht. »Prinz Raschid ist ein echtes Monster. Tut mir leid.«
Jonathan spürte, wie ein Teil seiner Seele zu einem harten, unerbittlichen Eisklumpen gefror. Niemals zuvor hatte er gegen andere lange Zeit einen Groll gehegt oder im Stillen eine Liste über erlittenes Unrecht, Tiefschläge, Demütigungen und Beleidigungen geführt, in der fehlgeleiteten Hoffnung, seinen Widersachern die Schmähungen eines Tages heimzahlen zu können. Als junger Mann hatte er seine ganz eigene Methode für den Umgang mit Arschlöchern entwickelt, und dazu hatte er nichts weiter benötigt als eine Flasche Jack Daniel’s Tennessee Sour Mash und seine Fäuste. Mit der Methode ließen sich billig, bequem und äußerst effektiv Meinungsverschiedenheiten ein für alle Mal aus der Welt schaffen. Leider hatte sie ihn aber auch mehr als einmal in Konflikt mit dem Gesetz gebracht, und so war er in den äußerst zweifelhaften Genuss gekommen, in insgesamt zehn Städten quer über sechs Staaten verteilt eine Nacht im Gefängnis verbringen zu dürfen. Als er die wilden Jahre hinter sich gelassen hatte und etwas vernünftiger geworden war, hatte er begriffen, dass Gewalt keine Lösung ist, sondern nur die Dämonen in den tiefsten Abgründen der eigenen Seele nährt und wachsen lässt. Anstatt Menschen zu verprügeln, lernte Jonathan, sie zu ignorieren. Seinen Ruf als Schläger vertauschte er gegen den eines Doktors der Medizin, und seine Hände ballte er nicht länger zu Fäusten, sondern lernte stattdessen, im OP-Saal geschickt mit Pinzette und Skalpell umzugehen. Für den nie enden wollenden Kampf um Menschenleben musste er nun gut auf seine Hände achten.
Doch der Dämon in seiner Seele lauerte noch immer auf seine große Stunde und sammelte in der dunkelsten Ecke Kraft für sein Comeback. Jonathan hatte das die ganzen Jahre über gewusst und alles darangesetzt, nicht in alte Muster zurückzufallen.
Ketten … Elektrische Viehtreiber … Zigaretten … Manchmal schleift er sie ans Auto gekettet durch die Wüste.
Connors Worte waren bis in die dunkelste Ecke seiner Seele gedrungen, und am Tisch dieser Kajüte an Bord eines Flugzeugträgers, dessen Wände gerade wieder nach dem Start eines Kampfjets vibrierten, spürte Jonathan, wie der Dämon zu neuem Leben erwachte und auf Rache sann.
Vergeltung.
»Sie wollen also an Raschid herankommen?«, fragte Jonathan, der die Zusammenhänge jetzt klarer sah.
Connor schüttelte verneinend den Kopf. »Im Augenblick nicht. Die Dinge haben sich ein wenig geändert. Raschid ist im Moment für uns uninteressant. Was uns viel mehr auf den Nägeln brennt, ist die Frage, für wen Raschid die Waffen besorgt hat. Wenn der Endabnehmer neu im Geschäft ist, würden wir gern wissen, wer er ist. Das Gleiche gilt für den Fall, dass er schon länger dabei ist.«
»Aber Raschid hat Emma gefoltert. Damit können Sie ihn doch nicht einfach davonkommen …«
»Raschid ist ein richtiger Scheißkerl, und eines Tages wird er für all seine Taten bezahlen. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Aber im Augenblick ist es unmöglich, an ihn heranzukommen. Er weiß, dass wir hinter ihm her sind, und wird seine Sicherheitsvorkehrungen noch verstärken. Der einzige Weg zu Raschid führt über Balfour. Sie müssen wissen, dass Balfour nicht nur Waffen
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