Getrieben: Thriller (German Edition)
aus den Augenwinkeln. Jonathan versuchte, sich so gut wie möglich daran zu halten. Die jungen Mädchen neben dem T-Shirt-Ständer schienen ihn von der anderen Straßenseite aus anzuschauen. Der Geschäftsmann im dunklen Anzug telefonierte mit seinem Handy. Sein Blick blieb an einer schwangeren Frau und einem Jungen mit Lakers-Käppi hängen. Möglicherweise waren sie es, die ihn verfolgten. Danni dachte vielleicht, dass er niemals einen Jungen verdächtigen würde, der eine amerikanische Basketballkappe auf dem Kopf trug. Als Jonathan die Straße überquert hatte, stieß er auf dem Bürgersteig fast mit zwei Chassidim zusammen und stellte erschrocken fest, dass er sich beim Betrachten der Leute fast den Hals verrenkte.
Auf dem Bürgersteig kam er in der Menge der zahllosen Passanten nur im Schneckentempo voran. Mit eingezogenem Kopf bahnte sich Jonathan einen Weg durch die Menschen und versuchte, nicht stecken zu bleiben. Nach ein paar Metern hatte er die jungen Mädchen aus den Augen verloren. Auch von dem Geschäftsmann war weit und breit nichts mehr zu sehen. Sosehr sich Jonathan auch anstrengte, er fand in der Menge kein einziges vertrautes Gesicht mehr. Vollkommen entmutigt gab er die Suche auf. Stattdessen konzentrierte er sich darauf, auf seinem Weg mit niemandem zusammenzustoßen. Als er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, trat er an den Straßenrand und wechselte bei der nächstbesten Gelegenheit im Laufschritt auf die andere Seite.
Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig war das Gedränge deutlich weniger stark. Jonathan ging in die Hocke, um sich die Schuhe zuzubinden, musste aber feststellen, dass er Slipper ohne Schnürsenkel trug. Verlegen tat er so, als müsste er etwas Schmutz von den Schuhen abwischen, und blickte sich dabei verstohlen nach beiden Seiten um. Doch alles, was er sah, waren Knie, Schuhe und Männer mit Bierbäuchen, die ihm unangenehm dicht auf die Pelle rückten. Frustriert stand er auf und setzte seinen Weg bis zum Ende des Blocks fort.
Vor einem Handyladen blieb er stehen und betrachtete die Auslage. Er hoffte, dabei in der Schaufensterscheibe einen seiner Verfolger zu entdecken. Doch die Sonne blendete ihn so sehr, dass er im gleißenden Licht niemanden erkennen konnte. Jonathan gab es auf und brachte die letzten Meter bis zur Ampel hinter sich. Dort angekommen, betrachtete er die Gesichter der vorbeieilenden Leute. Ohne Erfolg. Keiner von ihnen kam ihm bekannt vor.
»Na, und? Haben Sie Ihre Verfolger erkannt?«
Erschrocken fuhr Jonathan herum und entdeckte Danni, die unmittelbar hinter ihm stand. »Wie sind Sie …?«, stieß er überrascht hervor. »Wann sind Sie … ach, egal.«
»Es war ein bisschen zu offensichtlich, oder?«, fuhr Danni fort. »Sie stachen aus der Masse heraus wie ein Farbtupfer auf einem Schwarzweißbild.«
Jonathan musterte die Menschen in seiner Umgebung ein letztes Mal. »Das ist eine Fangfrage, oder? Niemand hat mich verfolgt.«
Dannis Augen verengten sich zu Schlitzen. »Wirklich niemand?«
Jonathan drehte beschämt den Kopf zur Seite. Das Ganze war ihm peinlicher, als er zugeben wollte. »Tut mir leid.«
»Okay, dann werde ich sie Ihnen zeigen.« Danni deutete auf eine blonde Frau vor der Tür eines Musikgeschäfts. Einen Moment später gesellte sich eine andere Frau zu ihr. Etwas an den beiden kam Jonathan bekannt vor. Die Frauen zogen ihre Jacken aus, und eine der beiden löste ihren Pferdeschwanz. Jonathan erkannte, dass es die beiden jungen Frauen vor dem T-Shirt-Laden waren. Als Nächstes machte Danni Jonathan auf einen durchtrainierten Mann in einer Trainingsjacke und einer Sportmütze auf dem Kopf aufmerksam. Der Mann nahm die Mütze ab und stülpte die Innenseite seiner Trainingsjacke nach außen. Jonathan stellte fest, dass der Sportler und der eifrige Geschäftsmann ein und dieselbe Person waren.
»Ich habe Sie sogar schon vorher auf die drei aufmerksam gemacht«, sagte Danni. »Noch mehr konnte ich Ihnen wirklich nicht helfen.«
»Aber sie haben die Kleider gewechselt.«
»Das ist ein ganz verbreiteter Trick. Meine Mädchen ziehen sich oft eine Jacke über und binden sich die Haare hoch. Wenn Sie genauer hinsehen, können Sie feststellen, dass sie noch immer die gleichen Hosen und Schuhe anhaben.«
Jonathan fiel auf, dass die eine gelbe Shorts und Nike-Tennisschuhe trug und die andere eine weiße Caprihose mit farblich passenden Ballerinas. Er hatte nur auf Gesichter geachtet.
»Ihre Aufgabe ist es, die Dinge
Weitere Kostenlose Bücher