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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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weitergehen, bevor Sie auf dieser Seite zurückkehren. Danach gehen Sie noch ein Stück weiter die Straße hinunter bis zur Ampel. Dort warten Sie auf uns.«
    Jonathan schätzte die Entfernung mit Blicken ab. »Das sind ja noch nicht mal zweihundert Meter.«
    »Das dürfte für den Anfang reichen«, erwiderte Danni. Sie hatte ihre Dienstmädchenuniform gegen eine Jeans, ein weißes Tanktop und eine schwarze Designersonnenbrille ausgetauscht. »Vier Personen werden Ihnen folgen. Alle sind von hier aus gut zu erkennen. Schauen Sie sich die Menschen in Ihrer Umgebung genau an, und prägen Sie sich die Gesichter ein.«
    Jonathan suchte sich eine Lücke in der Nähe, von der aus er beide Straßenseiten gut überblicken konnte.
    »Was machen Sie denn da?«, fragte Danni und zerrte ihn am Arm zurück.
    »Na das, was Sie mir aufgetragen haben. Ich schaue mir die Menschen in meiner Umgebung genau an.«
    »Und jeder Einzelne von ihnen kann sehen, was Sie vorhaben. Ihre Art, die Leute anzustarren, ist in etwa so unauffällig wie ein Novize in einem Striplokal. Passen Sie genau auf.«
    Danni schlenderte unauffällig bis zur Kreuzung und stellte sich neben eine gedrungene Frau mittleren Alters mit zwei Bast-Shoppern in den Händen. Nachdem sie mit der Frau ein paar Worte gewechselt hatte, richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße. Einmal kratzte sie sich beiläufig am Kopf. Als die Fußgängerampel auf Grün schaltete, überquerten alle bis auf Danni die Straße.
    »So macht man das«, sagte Danni, nachdem sie zu Jonathan zurückgekehrt war.
    »Was denn? Abgesehen von der Frau und dem Bürgersteig direkt vor Ihnen haben Sie doch nichts und niemanden angeschaut.«
    »Stimmt genau.« Während sie den Blick fest auf Jonathans Gesicht gerichtet hielt, fuhr sie fort: »Auf der anderen Straßenseite bei der Kebab-Bude steht ein Mann mit Jeans und rotem T-Shirt. Ein anderer Typ wartet in seiner Nähe an der Kreuzung auf Grün. Dunkler Anzug, Sonnenbrille, kurzgeschorene Haare. Er schaut ständig auf seine Armbanduhr. Schräg gegenüber von uns sind zwei junge Mädchen im Alter von fünfzehn oder sechzehn, die, solange wir hier stehen, immer den gleichen Ständer mit T-Shirts durchsuchen.«
    Ohne hinzusehen, beschrieb Danni alle Passanten in ihrer unmittelbaren Umgebung, egal, ob sie standen, saßen oder sich bewegten. Jonathan hatte keine Mühe, sie in der Menge ausfindig zu machen, und staunte über Dannis Gabe, sich selbst an die kleinsten Details zu erinnern. »Und wer von diesen Leuten ist nun hinter mir her?«, erkundigte er sich schließlich.
    »Das ist doch unwichtig. Ich wollte Ihnen nur deutlich machen, dass Sie Ihre Umgebung beobachten müssen, ohne direkt hinzuschauen. Halten Sie sich an Schaufenster oder Seitenspiegel von vorbeifahrenden Autos. Wenn Sie etwas Zeit brauchen, um sich umzusehen, tun Sie es so unauffällig wie möglich. Sie können zum Beispiel stehen bleiben, um sich die Schuhe zuzubinden. Vertrauen Sie Ihren Instinkten, denn sie nehmen oft mehr wahr als nur das Auge. Versuchen Sie, Ihren Kopf freizukriegen. Verbessern Sie Ihr Gehör. Spüren Sie, was um Sie herum passiert.«
    »Ich dachte, ich bin hier in Israel und nicht in Japan. Das ist fast wie Zen.«
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Schärfen Sie Ihre Sinne. Im Augenblick sind Ihre Sinne so abgestumpft wie ein Buttermesser.«
    »Wie soll man bei diesem Lärm und diesen Menschenmassen denn bitte seine Sinne schärfen? Man kann ja kaum sein eigenes Wort verstehen, geschweige denn sich auch nur einen Meter voranbewegen, ohne von irgendjemandem angerempelt zu werden.«
    Wie aufs Stichwort raste ein Streifenwagen mit heulenden Sirenen an ihnen vorbei. Jonathan trat unwillkürlich einen Schritt vom Straßenrand zurück, musste aber feststellen, dass niemand außer ihm sich so verhielt.
    »Jetzt sind Sie dran«, sagte Danni mit vor der Brust verschränkten Armen. »Hundert Meter bis zur Ampel dort hinten. Auf der Hälfte der Strecke überqueren Sie die Straße. Die Aufgabe lautet, die Personen ausfindig zu machen, die Ihnen folgen. Und lassen Sie sich nichts anmerken.«
    Jonathan hatte Glück. Die Fußgängerampel in ihrer Nähe schaltete eben auf Grün, und die Menschen vor ihnen auf dem Bürgersteig wechselten auf die andere Straßenseite hinüber. Jonathan beeilte sich, ihnen zu folgen. Vier Personen waren ihm auf den Fersen. Er drehte den Kopf bis zur Schulter, zwang sich aber sofort, wieder nach vorne zu blicken. Beobachte deine Umgebung nur

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