Getrieben: Thriller (German Edition)
gewöhnlich nicht vor Ort.«
Geschlagen gab Grant die Suche auf. »Steckt sie dahinter?«, bohrte er weiter. »Gehört sie auch zu deinen Leuten?«
»Wie ich gestern schon sagte, Joe. So gerissen bin ich nicht. Sie ist nur eine ganz gewöhnliche Vierzehnjährige, die die Sidwell Friends School besucht.«
Grant bückte sich, sammelte die belastenden Fotos und Papiere ein und steckte alles zurück in den Umschlag. »Sind das die einzigen Abzüge?«
Connor schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht.«
»Warum tust du das?«
»Betrachte es als eine Art Druckmittel. Um ehrlich zu sein, es verschafft mir eine gewisse Genugtuung, wenn ich so überhebliche Moralapostel wie dich und deine Freunde in die Schranken weisen kann. Aber im Grunde geht es mir vor allem um Effizienz. Ich muss dafür sorgen, dass ich meine Arbeit tun kann, ohne dass ihr mir ständig dazwischenfunkt.«
Ein ungeheuerlicher Verdacht ließ Grants Miene noch eine Spur finsterer werden. »Springst du etwa mit allen so um?«
»Du lieber Himmel, nein«, sagte Connor beschwichtigend. »Dazu wären wir personell und finanziell gar nicht in der Lage. Außerdem ist nicht jeder der Vorsitzende des Unterausschusses, dem ich Rechenschaft schuldig bin. Der Haushaltsausschuss hat nichts von mir zu befürchten, ebenso wenig wie der Bankenausschuss.«
Nervös lief Grant im Zimmer auf und ab. Alle paar Schritte blieb er stehen, warf Connor einen Blick zu und schüttelte den Kopf. »Alles was recht ist, Frank, dieses Mal hast du den Finger mitten in die Wunde gelegt.«
»Ich trage nur Informationen zusammen, Joe. Für diese hier bist meines Erachtens du der richtige Mann.«
»Das war ich vielleicht mal vor fünfundzwanzig Jahren.«
»Soweit ich weiß, ist die Halbwertszeit von Uran doch ein bisschen länger.«
»Frank, was du verlangst, ist schlicht unmöglich …«
»Ich warte.«
Grant ließ sich auf einen Stuhl fallen, als bräche er unter einer übergroßen Last auf den Schultern zusammen. »Weißt du, was eine Spiegel-Mission ist?«
»Das ist nicht mein Metier.«
»In den Jahren, als Russland noch der Staatsfeind Nummer eins war, haben wir unsere Kampfjets Langstreckenflüge absolvieren lassen, um Flugprofile für den Fall eines Atomkriegs zu bekommen.
Die Testflüge sollten nach Möglichkeit genauso ablaufen wie im Ernstfall. Deshalb der Name Spiegel-Mission. Auf einem dieser Testflüge ist es passiert. Bei einer B-52 fingen die Motoren Feuer, und das Flugzeug mit zwei Atombomben an Bord stürzte ab. Da der Flug topsecret war, konnten wir keine großangelegte Bergungsaktion starten. Obendrein wären die USA vor der ganzen Welt blamiert gewesen. Wir konnten den Verlust der Bomben nicht zugeben, solange wir sie nicht wiederhatten. Das Ganze war von Anfang bis Ende eine einzige Katastrophe.«
»Ihr habt die Bomben also einfach abgeschrieben?«
»Bei unseren Nachforschungen stellte sich heraus, dass eine der Bomben beim Aufprall explodiert war und somit nicht mehr geborgen werden konnte. Das Problem hatte sich folglich auf nur noch eine Bombe reduziert. Wir hatten zwar eine ungefähre Vorstellung davon, wo das Flugzeug abgestürzt war, aber du darfst nicht vergessen, dass wir von einem Vorfall aus dem Jahr 1984 sprechen und die Ortungssysteme in jener Zeit nicht mit denen von heute zu vergleichen sind. Die Absturzstelle konnte auf eine Fläche von zweihundertsechzig Quadratkilometern eingegrenzt werden, aber das größte Problem war das bergige Terrain. Zweihundertsechzig Quadratkilometer im Hindukusch waren für ein Bergungsteam so unübersichtlich wie ein zehntausend Mal so großes Gebiet im Flachland. Drei Jahre lang haben unsere Teams heimlich nach der Bombe gesucht. Es war eine monumentale Aktion, weil es nahezu unmöglich ist, dort oben herumzukraxeln, ohne Aufsehen zu erregen. Das ganze Gebiet ist eine menschenleere Einöde, selbst ein einzelner Wanderer ist dort schon ein Ereignis. Da kannst du dich nicht einfach in einer Nacht-und-Nebel-Aktion anschleichen, dir die Bombe schnappen und gleich wieder verschwinden. Schließlich handelt es sich um das gottverdammt höchste Gebirge der Welt.«
»Habt ihr es mit Satelliten versucht?«
»Um einen unserer Satelliten im Weltall so auszurichten, dass er eine spezielle Stelle absucht, muss man eine Genehmigung vom Kongress einholen. Heimlich einen Schalter umlegen und dann alle Spuren hinter sich verwischen, das wäre zu einfach. Zumindest damals war an so etwas nicht zu denken. Keiner von uns wollte,
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