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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schon aus der Ferne war zu sehen, daß die Architekten der kleinen Gebäude großen Wert auf schalldichte Isolierung gelegt hatten.
    »Lande irgendwo«, sagte der Mönch. Mort setzte ihn dort ab, wo die Häuser besonders dicht beieinander standen. Der Abt schwebte einen halben Meter über dem Schnee und sah sich anerkennend um.
    »Ich hoffe, dein nächstes Leben wird besser«, murmelte Mort.
    Lobgesang hob die Schultern. »Nun, Hoffnung schadet nicht. Erstmal steht mir ein neunmonatiger Urlaub bevor. Die Umgebung gibt zwar nicht viel her, aber wenigstens hab ich's warm.«
    »Alles Gute!« wünschte Mort. »Ich muß jetzt los.«
    »Au revoir«, erwiderte der Abt traurig und wandte sich um.
    Das bunte Flackern über der Scheibenweltmitte projizierte noch immer einen geisterhaften Schein auf die Landschaft. Mort seufzte und griff nach der dritten Lebensuhr.
    Kleine Kronen zierten das silbrige Glas, und der Sand war recht ungleichmäßig verteilt.
    Mort glaubte, daß ihm die Nacht bereits genug böse Streiche gespielt hatte und es kaum schlimmer kommen konnte. Er drehte den kleinen, kristallenen Behälter und las den Namen…
     
    Prinzessin Keli erwachte.
    Sie hatte etwas gehört: Es klang so, als verursache jemand nicht das geringste Geräusch. Der Autor empfiehlt dem Leser, sich von Vorstellungen zu trennen, bei denen es um Erbsen und Matratzen geht. Eine natürliche Auslese führte über die Jahre hinweg zu folgenden evolutiven Ergebnissen: Wer als Mitglied einer königlichen Familie überleben wollte, mußte möglichst rasch lernen, all jene Geräusche zu hören, die kluge Attentäter vermieden. Praktisch an jedem Hof gab es jemanden, der sich die Zeit damit vertrieb, Thronfolgern die Kehle durchzuschneiden.
    Keli lag im Bett und überlegte, was es nun zu tun galt. Unter ihrem Kopfkissen verbarg sich ein Dolch. Vorsichtig schob sie die Hand unter weiche Seide, und gleichzeitig hielt sie aus halbgeschlossenen Augen nach unvertrauten Schatten im Zimmer Ausschau. Mit kühler, majestätischer Logik stellte sie sich einer wichtigen Erkenntnis: Wenn sie durch irgend etwas zu erkennen gab, daß sie nicht mehr schlief, lief sie Gefahr, nie mehr zu erwachen.
    Mattes Licht fiel durch das große Fenster auf der einen Seite, doch die verschiedenen Rüstungen, Wandteppiche und das übrige Brimborium hätten einer ganzen Armee als Versteck dienen können.
    Keli tastete lautlos unters Kopfkissen und mußte enttäuscht feststellen, daß der Dolch fehlte. Wahrscheinlich wäre sie ohnehin nicht in der Lage gewesen, sich damit zu verteidigen.
    Sie überlegte, ob sie schreien und die Wächter rufen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Wenn jemand durchs Zimmer schlich, so waren die Soldaten im Flur sicher überwältigt, gefesselt und vielleicht sogar tot – oder mit Gold betäubt.
    Auf den flachen Steinen am Kamin stand eine Wärmpfanne. Ließ sich die als Waffe verwenden?
    Keli vernahm ein leises metallenes Kratzen.
    Vielleicht ist es doch gar keine so schlechte Idee, aus vollem Halse zu schreien, dachte die Prinzessin.
    Das Fenster implodierte. Blaue und purpurne Flammen loderten, und für einen Sekundenbruchteil sah Keli vor diesem Hintergrund eine seltsame Gestalt: Sie trug einen Kapuzenumhang und saß auf einem geradezu riesigen Pferd.
    Es stand jemand am Bett. Jemand, der gerade ein Messer hob.
    Die Zeit schien sich plötzlich zu dehnen. Keli beobachtete, wie der Arm langsam in die Höhe kam und das Roß mit der Geschwindigkeit eines vorrückenden Gletschers herangaloppierte. Die Klinge befand sich nun genau über ihr, senkte sich Zentimeter um Zentimeter. Und das Pferd… Es stieg auf die Hinterläufe, und der Reiter beugte sich vor, holte mit einer seltsamen Waffe aus. Eine sonderbar glühende Klinge durchteilte die Luft, und es klang so, als riebe jemand mit dem Finger über einen feuchten Glasrand…
    Das Licht flackerte und wich neuerlicher Dunkelheit. Irgend etwas – irgend jemand? – fiel zu Boden. Ein leises Klappern folgte.
    Keli holte tief Luft.
    Eine Hand preßte sich ihr auf den Mund, und unmittelbar darauf erklang eine besorgte Stimme: »Wenn du schreist, wirst du es schon bald bereuen. Bitte? Ich habe bereits genug Schwierigkeiten.«
    Wer mit einer derart authentischen Verwirrung zu flehen verstand, war entweder aufrichtig oder ein so guter Schauspieler, daß er sich seinen Lebensunterhalt auf der Bühne verdienen konnte, ohne des Nachts irgendwelche Leute umbringen zu müssen (abgesehen vielleicht vom

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