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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Theaterdirektor).
    »Wer bist du?« fragte Keli.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen darf«, erwiderte die Stimme. »Du lebst noch, oder?«
    Die Prinzessin setzte zu einer ironischen Antwort an und klappte gerade noch rechtzeitig den Mund zu. Die Frage erschien ihr eigentümlich bedeutungsvoll.
    »Bist du dir nicht sicher?«
    »Nicht ganz…« Kurze Stille schloß sich an. Keli versuchte, die Dunkelheit mit ihren Blicken zu durchdringen und der Stimme ein Gesicht hinzuzufügen. »Vielleicht habe ich dir etwas Schreckliches angetan.«
    »Hast du mir nicht gerade das Leben gerettet?«
    »Um ehrlich zu sein: Ich weiß nicht genau, was ich gerettet habe. Gibt es hier irgendwo eine Lampe?«
    »Manchmal läßt die Zofe Streichhölzer auf dem Kaminsims liegen«, sagte Keli und spürte, wie sich die fremde Gegenwart entfernte. Sie hörte einige unsichere Schritte, ein mehrmaliges Pochen, untermalt von leisem Stöhnen, und schließlich ein lautes Klappern – obgleich dieser Ausdruck nur wenig geeignet ist, um das metallene Getöse im Zimmer zu beschreiben. Keli vernahm sogar das traditionelle Klirren, das für gewöhnlich einige Sekunden später folgt, wenn man glaubt, es sei alles vorbei.
    »Ich liege unter einer Rüstung«, sagte die Stimme. Sie klang nun ein wenig gedämpft. »Ist es noch weit bis zum Kamin?«
    Keli stand auf und tastete sich vorsichtig zur Feuerstelle. Das matte Glühen der Asche zerrte einige widerstrebende Konturen aus der Finsternis, und nach kurzer Suche fand sie die Streichhölzer, zündete eins an, hustete im aufsteigenden Schwefeldampf und griff nach einer Kerze. Damit trat sie an den Hügel aus Rüstungsteilen heran, entdeckte eine mit Edelsteinen verzierte Scheide, zog das Schwert heraus – und verschluckte fast ihre Zunge, als ihr jemand seinen heißen und feuchten Atem ins Ohr blies.
    »Das ist Binky«, ertönte es aus dem Haufen. »Er will nur nett sein. Wenn du ein wenig Heu für ihn hast…«
    »Dies ist der vierte Stock«, entgegnete Keli mit königlicher Selbstbeherrschung. »Du wärst sicher überrascht, wenn du wüßtest, wie wenige Pferde sich hierher verirren.«
    »Oh. Könntest du mir bitte aufhelfen?«
    Die Prinzessin ließ das Schwert sinken und zog eine Brustplatte beiseite. Darunter kam ein schmales, blasses Gesicht zum Vorschein.
    »Erklär mir besser, warum ich nicht sofort die Wächter rufen soll«, sagte sie. »Allein dein Aufenthalt in meinem Schlafzimmer genügt, um dich zu Tode zu foltern.«
    Keli starrte wütend auf den Unbekannten hinab.
    Mort räusperte sich. »Nun, äh, würdest du bitte meine Hand freigeben? Danke. Zunächst einmal: Wahrscheinlich könnten mich die Wächter überhaupt nicht sehen. Zweitens: Du errätst nie, warum ich hier bin, und du siehst ganz so aus, als wolltest du es auch gar nicht wissen. Drittens…«
    »Drittens was?« beharrte Keli.
    Mort öffnete den Mund und schloß ihn wieder. Er wollte antworten: Drittens, du bist wunderschön, oder zumindest hübsch, beziehungsweise attraktiv, wenigstens attraktiver als die meisten Mädchen, die ich bisher kennengelernt habe, obgleich ich zugegebenermaßen nicht vielen begegnet bin. Aus dieser glücklicherweise rein gedanklichen Bemerkung geht hervor, daß Mort aufgrund einer tief in ihm verwurzelten Ehrlichkeit nie Dichter werden kann. Man stelle sich jemanden vor, der junge Frauen mit Sommertagen verglich – und gleich darauf eine umfassende Erklärung hinzufügte, um genau zu erläutern, welcher Tag gemeint war und ob es zur betreffenden Zeit regnete. Unter diesen Umständen braucht man es eigentlich kaum zu bedauern, daß Tods Lehrling nicht die richtigen Worte fand.
    Keli hielt die Kerze hoch und sah zum Fenster.
    Es wies nicht die geringsten Beschädigungen auf. Am steinernen Rahmen zeigte sich kein einziger Kratzer, und die bunten Scheiben mit den Sto Lat-Wappen glänzten vertraut fest und stabil. Die Prinzessin richtete den Blick wieder auf Mort.
    »Lassen wir den dritten Punkt«, schlug sie vor. »Kehren wir statt dessen zum Zweitens zurück.«
    Eine Stunde später erreichte das Glühen der Morgendämmerung die Stadt. Das Tageslicht auf der Scheibenwelt zeichnet sich nicht durch besondere Eile aus – in dem starken magischen Feld tröpfelt es, anstatt zu fließen. Um einen anderen Vergleich zu verwenden: Es glitt wie goldener Sirup über die Landschaft, und das Schloß auf dem granitenen Sockel ragte wie eine Sandburg aus der trägen Flut. Der Tag spülte zögernd heran und kroch in

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