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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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beobachtete aufmerksam die Wand hinter Mort.
    »Gönnt man Toten überhaupt keine Ruhe?« fragte Keli bitter. »Ich dachte immer, wenn man gestorben ist, kann man endlich mal richtig ausschlafen.« Sie schien geweint zu haben, und Mort begriff mit erstaunlicher Menschenkenntnis, daß sie ihre Tränen lieber verborgen hätte. Sie fühlte sich ertappt, was noch mehr Ärger in ihr weckte.
    »Das ist nicht fair«, erwiderte er. »Ich bin nur gekommen, um zu helfen. Stimmt's, Schneidgut?«
    »Hmm?« fragte der Zauberer. Mißtrauisch starrte er auf den Bolzen, der sich tief in die Wand gebohrt hatte. »O ja. Er meint es ernst. Aber er wird sich vergeblich bemühen. Äh, hat jemand eine Schnur?«
    »Du willst helfen?« platzte es aus Keli heraus. »Helfen? Wenn du nicht gewesen wärst…«
    »Lägst du bereits in einem Grab«, sagte Mort. Die Prinzessin musterte ihn verblüfft.
    »Aber dann hätte ich alles vergessen«, entgegnete sie nach einer Weile und schluchzte leise. »Tote haben kein besonders gutes Gedächtnis. Tote leiden nicht. Tote…«
    »… sind tot«, warf Mort bedeutungsvoll ein. »Sie zeichnen sich durch einen eklatanten Mangel an Leben aus.«
    »Ich glaube, ihr könnt jetzt gehen«, sagte Schneidgut zu den beiden Wächtern, die versuchten, möglichst unauffällig zu wirken. »Aber gebt mir bitte den einen Speer. Ja, danke.«
    »Mein Pferd steht draußen«, fügte Mort hinzu. »Und du weißt sicher, daß es kein gewöhnliches Pferd ist. Ich kann dich an jeden gewünschten Ort bringen. Du brauchst nicht hierzubleiben.«
    »Mit der Monarchie kennst du dich nicht besonders gut aus, oder?« fragte Keli.
    »Äh, nein?«
    »Sie meint folgendes: besser eine tote Königin im eigenen Schloß als eine lebendige Bürgerliche irgendwo anders.« Schneidgut rammte den Speer dicht neben dem Bolzen in die Wand und sah am Schaft entlang. »Nun, das hätte ohnehin keinen Zweck. Nicht etwa der Palast ist das Zentrum der Kuppel, sondern sie.«
    »Wer?« fragte Keli. Ihre Stimme hätte Milch einen Monat lang frischhalten können.
    »Euer Hoheit«, erwiderte Schneidgut automatisch, preßte die Wange an den Schaft und kniff das eine Auge zu.
    »Vergiß das nicht!«
    »Ich werde es nicht vergessen, obgleich das überhaupt keine Rolle spielt«, antwortete der Zauberer. Er zog den Bolzen aus der Wand und prüfte aufmerksam die Spitze.
    »Wenn du weiterhin im Schloß bleibst, ist dein Tod gewiß!« entfuhr es Mort.
    »Meinetwegen«, sagte Keli. »Dann zeige ich der Scheibenwelt, wie eine Königin stirbt.« Sie gab sich so stolz, wie es ihr rosarotes und mit Blümchen gemustertes Nachthemd zuließ.
    Mort nahm auf dem Fußende des Bettes Platz und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Ich weiß, wie Königinnen sterben«, murmelte er. »Wie alle anderen Menschen auch. Warum bist du so versessen auf den Tod? Ich kenne einige Leute, denen es weitaus lieber wäre, wenn du am Leben bleibst.«
    »Entschuldigt bitte, ich würde mir gern die Armbrust ansehen«, sagte Schneidgut im Plauderton und trat ans Nachtschränkchen heran. »Achtet überhaupt nicht auf mich.«
    »Ich bin bereit, mich meinem Schicksal mit der gebührenden Würde zu stellen«, sagte Keli, doch in ihrer Stimme zitterte eine Spur von Unsicherheit.
    »Nein, da irrst du dich. Ich weiß, wovon ich rede. Glaub mir. Der Tod ist nicht würdevoll. Man stirbt einfach, und damit hat es sich.«
    »Es kommt eben auf das Wie an. Ich werde vornehm sterben, so wie Königin Ezeriel.«
    Mort runzelte die Stirn. Die Geschichte der Scheibenwelt war ihm ein Buch mit sieben Siegeln.
    »Königin Ezeriel?«
    »Sie lebte in Klatsch, hatte viele Liebhaber und setzte sich auf eine Schlange«, sagte Schneidgut, während er die Sehne der Armbrust spannte.
    »Mit voller Absicht! Sie litt an Liebeskummer!«
    »Ich weiß nur, daß sie großen Gefallen daran fand, in Eselsmilch zu baden«, erwiderte der Zauberer. »Tja, die Geschichte ist schon komisch. Man wird Königin, regiert dreißig Jahre lang, erläßt Gesetze, erklärt anderen Staaten den Krieg… Und schließlich erinnern sich die Leute nur daran, daß man nach Joghurt roch und von einer Schlange in den…«
    »Ezeriel gehört zu meinen Vorfahren«, unterbrach ihn Keli scharf. »Ich bestehe darauf, daß ihr Andenken in Ehren gehalten wird.«
    »Wärt ihr bitte endlich still und würdet mir zuhören?« rief Mort verzweifelt.
    Die Prinzessin und der Zauberer schwiegen.
    Schneidgut seufzte leise, richtete die Armbrust auf Morts Rücken und betätigte

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