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Gevatter Tod

Gevatter Tod

Titel: Gevatter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Loyalitätsmuskeln in Topform zu halten. Ach, was tut man nicht alles für sein Volk… Kümmer dich darum. Raketen. Mit Runen drauf.«
    Kurz nach dem Gespräch blätterte Schneidgut in einem magischen Buch mit dem Titel Ungeheurer Spaß und seine Geheimnisse. Er sah im Stichwortverzeichnis nach, sammelte vorsichtig einige ganz gewöhnliche Ingredienzien, wie man sie in jedem Haushalt fand – und hielt ein brennendes Streichholz an die Masse.
    Mit den Brauen ist das schon eine komische Sache, dachte er. Man bemerkt sie erst, wenn sie fehlen.
    Schneidgut roch ein wenig nach Rauch und rieb sich die geröteten Augen, als er in Richtung der königlichen Gemächer durch die langen Korridore des Palastes wanderte. Unterwegs kam er an einigen Dienstmädchen vorbei, die mit typischen Dienstmädchenangelegenheiten beschäftigt waren. Der Zauberer wußte nicht genau, worum es sich dabei handelte, aber die geheimnisvollen Aufgaben schienen immer mindestens drei junge Frauen und häufiges Gekicher zu erfordern. Wenn sie ihn sahen, schwiegen sie plötzlich, eilten mit gesenktem Kopf weiter und setzten in einer sicheren Distanz von mehreren Metern ihr pflichtbewußtes Lachen fort. Ihr Verhalten ärgerte ihn. Er sah nicht etwa einen persönlichen Affront darin (wie er sich hastig versicherte), vertrat schlicht die Ansicht, daß Zauberer mehr Respekt verdienten. Hinzu kam: Einige Zofen sahen ihn auf eine Art und Weise an, die unmagische Gedanken in ihm weckte.
    Die Philosophen haben recht, fuhr es ihm durch den Sinn. Der Pfad der Erleuchtung ist streckenweise voller Glassplitter.
    Er klopfte an Kelis Tür, und eine Bedienstete öffnete.
    »Ist deine Herrin zugegen?« fragte er in einem möglichst gebieterischen Tonfall.
    Die junge Frau hielt sich die Hand vor den Mund. Ihre Schultern bebten, und in den Augen funkelte es. Ein leises Glucksen filterte durch die Finger.
    Ich kann nichts dagegen unternehmen, dachte Schneidgut. Immer wieder habe ich diese erstaunliche Wirkung auf das weibliche Geschlecht.
    »Ist es ein Mann?« erklang Kelis Stimme. Der Blick des Dienstmädchens trübte sich, und es neigte verwirrt den Kopf zur Seite.
    »Ich bin's, Schneidgut«, sagte Schneidgut.
    »Oh, na gut. Komm herein!«
    Der Zauberer schob sich an der Bediensteten vorbei und versuchte ein leises Kichern zu überhören, als die Zofe durch den Flur davoneilte. Es war natürlich allgemein bekannt, daß ein Magier keine Anstandsdame benötigte, doch das gleichgültige ›Oh, na gut‹ der Prinzessin betrübte ihn.
    Keli saß an ihrer Frisierkommode und kämmte sich das Haar. Nur sehr wenige Männer auf der Scheibenwelt erfahren, was eine Prinzessin unter ihren Kleidern trägt, und Schneidgut gesellte sich dieser auserwählten Gruppe mit großem Widerstreben und gleichzeitig bemerkenswerter Selbstbeherrschung hinzu. Nur das nervöse Tanzen seines Adamsapfels verriet ihn. Kein Zweifel: Die Zauberei blieb ihm auf Tage hinaus verwehrt.
    Keli drehte sich um, und eine dünne Wolke aus Körperpuder wehte Schneidgut entgegen. Nein, verbesserte er sich in Gedanken. Es wird Wochen dauern, bis ich wieder zu thaumaturgischer Muße finde.
    »Wieso sind deine Wangen so rot?« fragte die Prinzessin. »Ist dir heiß? Fühlst du dich nicht gut?«
    »Aargh.«
    »Bitte?«
    Der Zauberer schüttelte sich. Konzentrier dich auf die Bürste, dachte er. Einzig und allein auf die Bürste. »Die Folgen eines magischen Experiments«, brachte er hervor. »Nur einige leichte Verbrennungen.«
    »Kommt es noch immer näher?«
    »Ich fürchte, ja.«
    Keli starrte in den Spiegel und schnitt eine Miene, die trotzig-energische Entschlossenheit zum Ausdruck brachte.
    »Bleibt uns Zeit genug?«
    Diese Frage erfüllte Schneidgut mit vagem Entsetzen. An seinen Vorbereitungen gab es nichts auszusetzen. Er hatte dem Königlichen Astrologen lange genug seinen Wein entzogen, um ihn zu der Auskunft zu bewegen, daß die Krönungszeremonie nur am nächsten Tag stattfinden konnte – nach dieser rituellen Botschaft setzte Schneidgut den Beginn der Feierlichkeiten auf genau eine Sekunde nach Mitternacht fest. Aber damit noch nicht genug. Er reduzierte das traditionelle Fanfarenkonzert auf einen kurzen Trompetenstoß. Er verkürzte den obligatorischen Auftritt des Hohepriesters und redigierte auch den Text, mit dem er göttlichen Segen beschwor – vermutlich kam es zu einem ziemlichen Krach, wenn die Götter davon erfuhren. Die langwierige Salbung mit geweihten Ölen sollte sich auf einen kurzen

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