Gewäsch und Gewimmel - Roman
bewegte, dafür aber viele andeutende Gesten mit den Händen, sogar den Armen vollführte,auf einen Schlag diese Leute in kleine oder größere Erregung zu versetzen:
Meine gute Sabine ließ mal wieder, mehr noch als sonst, geschmerzt die Mundwinkel hängen.
Jeanette Herzer, unser Nervenbündel, verfärbte sich so deutlich, daß man es fast hören konnte. Sie kämpfte mit den Tränen. Ich sah, wie gerade das die spitzige Iris anspornte. Jeanettes Mund war ein zuckendes Würmchen, bis sie ihn mit der zitternden Hand verdeckte.
In ihrem Mann jedoch, der sie scharf beobachtete, schien bedenklich eine alte Wut aufzusteigen. Sie qualmte richtig aus ihm heraus.
Boris Bäder brachte laufend Grimassen zustande. Mal diese, mal jene. Ich hatte das Gefühl, er bemühte sich, den Eifersüchtigen zu spielen, weil man es von ihm erwartete. Er war es aber nicht, war es in Wirklichkeit gar nicht, wußte nicht mal, wie das mit der Eifersucht geht, das Kerlchen.
Magdalene Zock, das erstaunte mich am meisten, hätte wohl am liebsten mit ihrem Messer nach der boshaften Frau Steinert geworfen, nein, das nicht, mit der Gabel auf sie eingestochen hätte sie gern. Jedenfalls umklammerte sie beides, Messer und Gabel, so fest sie konnte. Auch das freute die Galeristin unbändig. Eigentlich redete sie nur für Jeanette und Magdalena, schielte sie auch gleichzeitig an. Das zu können, ist ja die Spezialität der entzückenden Person. Wir anderen zählten hier nicht so recht für sie.
Bruno Zock ging es ähnlich wie dem Frauenarzt. Die Sache selbst berührte ihn kaum, nur die überaus heftige Reaktion seiner Frau, die machte ihn, trotz der vier Kinder, die sie ihm doch wohl mit Freude geboren hatte, stutzig. Er starrte zu ihr hin. So habe ich ihn noch nie starren sehen.
Finnland, der korrekte Verehrer von Hans? Der fehlte aus irgendeinem Grund entschuldigt.
Ilona und ihr Metzger aber lächelten die Galeristin ungläubig und spöttisch an, lächelten noch eher aber in sich hinein. Hehe vielleicht ein bißchen erzürnt, das Mädchen so, als besäße es viel, viel bessere und ganz andere Informationen über den Fall. Das hätte Iris ärgern müssen, sie kuckte wohl aber nicht dorthin. Ich sehe ja sonst nicht viele Menschen, nur Holterhoff und manchmal diese Elsa mit dem Haar wie junges Blutbuchenlaub. Deshalb fiel mir das Merken leicht, ganz unwillkürlich.
Nein, sehr Genaues verstand ich nicht von der Geschichte, sicher auch, weil ich mir eine Weile das Klokabinettchen, gesprenkelt und übersät von den vielen rosa Kirschblüten, vorstellen mußte. Eigentlich war ich der schillernden Frau dankbar für das Bild. Sie behauptete, es hätte sie poetisch eingestimmt für ihr Treffen mit jenem Herrn, der uns nur allzu bekannt sei. Sollte sie etwa geglaubt haben, Herr Hans hätte das Klo extra und vorsorglich für sie ausgeschmückt? Das wäre diesem phantastisches Dingelchen zuzutrauen. Obendrein habe er draußen furchtbar feierlich unter einem gewaltig blühenden roten Magnolienbaum gestanden. Direkt zum Lachen, denn da er ihr seinen beachtlichen Rücken zugewandt habe, sei ihr sofort unter den Riesenblüten, deren Blätter auf seine Schultern segelten, das Riesenloch in der Jacke aufgefallen. Wie es zu der Verabredung gekommen war, davon habe ich keine Ahnung. Ich hörte es einfach nicht. Sparte sie das aus? Sagte sie es leise und nebenbei? Ihren geschmeidigen Oberkörper, wie immer in glänzendem Stoff natürlich, den bog die kleine Schlange die ganze Zeit hin und her zur Behexung des Publikums. Und wirklich, alle folgten den Verrenkungen mit den Augen.
Windig und kühl sei es gewesen, Mittagszeit, keine Menschenseele weit und breit. Hier blickte Iris besonders, wie nennt man es am besten, besonders foppend in die Runde. Sie seien niemandem begegnet an diesem Tag vor bald schon einem Jahr. Sie sagte das so seltsam, daß Dr. Herzer möglicherweise dachte: Ein Kind ist immerhin nicht dabei herausgesprungen.
»Ah, er ist ein wunderbarer Mann. Sagen wir besser so: Er kann so wunderbar männlich sein!« schnurrte dieses Persönchen plötzlich, ich muß zugeben, richtig impertinent, gurrte regelrecht unflätig. Sie solle gefälligst nicht so pornographisch sein, wenn sie schon unbedingt indiskret sein müsse! fuhr Hehe sie da böse an. Iris kicherte nur und ruckte mit ihrem Köpfchen trotzig hin und her. »Der wunderbarste Mann, wenn er sich ein bißchen müht, den ich je kennengelernt habe.« Und wieder gab sie einen kleinen, irgendwie
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