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Gewäsch und Gewimmel - Roman

Gewäsch und Gewimmel - Roman

Titel: Gewäsch und Gewimmel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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eine Stunde vielleicht. Die Räume fallen in Glanz und Starre. Ich aber gehe darin herum, wie ich will, wunschlos und unersättlich, und man denkt: Nicht daran rühren, bloß das nicht! In einem anderen Augenblick dann das Entsetzen, unerklärliche Beklemmungen, wenn mir die Pracht plötzlich die Luft absperrt. Darüber zu Zock, Steinert, Herzer, Hehe kein Wort, selbstverständlich, um Himmels willen nicht. Das Geheimnis: Man muß immer, wenn es drauf ankommt, etwas von sich selbst dazutun. Nein, keine Silbe darüber, auch zu dieser Elsa, der mit den vielen Patientengeschichten, lieber nicht.
    Iris Steinert hatte, als wir kurz das Schutzgebiet verließen, merkwürdigerweise zu Hehe gesagt: »Sehen Sie doch nur die butterguten Rinder rechts und links auf den Wiesen. Das schöne alte Bild!« Und prompt ging ihr der Schlachter auf den Leim. Genau wie damals kurz vor seinem Anfall. Und wieder war Ilona nicht dabei, um ihn zu zügeln. Ob er dachte, es sei die letzte Möglichkeit, so etwas loszuwerden, weil Hans es ja nicht in seiner Gegenwart erlaubte? Der Frieden täusche leider, antwortete er schwermütig, die Klimaschädlichkeit der Viehhaltung sei beträchtlich. Bei den Fermentationsprozessen würden circa vierzig Prozent des Methans in Deutschland entstehen. Die Kühe würden alle 40 Sekunden rülpsen und dabei bis zu 230 Liter davon ausstoßen. Und dann das große Problem des Lachgases! Er könne nur sagen: Eßt weniger Fleisch und dafür gutes, nämlich aus Weide- nicht aus Massentierhaltung. Damit sei schon viel, sehr viel gewonnen.
    Iris lachte. »Ist Lachgas so schlimm?« fragte sie und ließ bei »schlimm«, als genügte ihr das Schielen nicht, das ch weg.
    »Das Slimme, wie Sie es nennen, ist der Stickstoffdünger.« Hehe war nicht aufzuhalten. Er sprach mit gesträubtem Schnurrbart. »Je höher der Stickstoffüberschuß, desto gewaltiger die Lachgasemission. Auf den Treibhauseffekt wirkt sich das dreihundertmal stärker aus als Kohlendioxid. Wer Mist und Kompost verwendet, bindet Gase. Das ist viel besser als die Flüssiggülle konventioneller Bauern.«
    Herr Zock war dann so freundlich, mir Gesellschaft zu leisten. Herzer trat hinzu und meinte, hier sei es fast wie in den Hautes Fagnes. Als er einmal Ende März dort gewesen sei, habe man wegen der hohen Brandgefahr, da das frische Gras noch nicht nachgewachsen war unter dem trockenen, honigbraunen, überall die roten Verbotsfahnen aufgestellt. »Herr Herzer, Herr Herzer«, sagte ich als erstes, »wie bin ich froh, Sie zu sehen, zu erkennen, vor allem. Sie haben sich ja einen Bart wachsen lassen. Wie wird Herr Scheffer sich wundern!« »Ich habe es ja nicht seinetwegen getan«, brummte der Gynäkologe. Aber warum dann, gerade jetzt? Bei diesem Mann hatte man stets trotz seiner untadeligen Manieren das Gefühl, ihn in seinen Berufsgedanken zu stören. Und jetzt dieser Bart bis zu den Ohren hoch. Herr Hans jedenfalls, das weiß ich, lehnt solche Bärte ab. Nur bei Hehe nicht. Nein, bei diesem guten Freund nicht. Wuchs bei Herzer der Bart, weil seine Frau sich in einer Art Lampenfieber schon auf Hans zu freuen begann? Wollte er sie damit an sich fesseln? Und was war mit Hautes Fagnes gemeint? Schon half mir der gute Bruno Zock aus meiner Unwissenheit: »Ja, ein kleines Hohes Venn ist das hier, mit anderen Ursprüngen freilich.«
    Als ich wieder in die Nähe von Hehe und der Galeristin kam, hatte sie ihm gerade ein Bild mit einer blutigen Schlachtung darauf verkauft, ich meine, die Gelegenheit beim Schwanz gepackt. Sie brauchte keine Einwände von Ilona zu befürchten.»Ich muß es jetzt nur noch sehen!« rief der Ökometzger fröhlich. Er war es aber nicht. Als ich ihn fragte, warum Ilona nicht mit uns wandere, sagte er, sie fühle sich nicht wohl. Das sei normal. Sie sei schwanger. Dabei sah er mich plötzlich so tieftraurig an, als hätte er die Vorfreude auf Hans, seinen besten Freund, auf einmal ganz vergessen. Auch stolperte er kurz darauf über eine Baumwurzel, er als einziger. Er sagte dazu ein paarmal: »Na! Na! So was!«, bestimmt fünfmal, als würde es was bedeuten, gegen seinen Willen. Am liebsten hätte ich ihn getröstet. Aber ich wußte ja nicht, weswegen. Er ist ein so sympathischer Mensch und der gute und insgesamt beste Freund von Hans. Da war mir ein Verdacht gekommen, über den ich mich sofort sehr schämte. Ob Hehe vermutete, das Kind könnte von Ilonas Chef, von Herrn Herzer sein? Warum? Herzer liebt doch seine Jeanette eifersüchtig. Ja,

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