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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Hause, das mit Klematis und wildem Wein bewachsen war. „Wie hübsch ist es hier!“ sagte Astrid.
    „Ja. Es ist ein schöner Besitz.“
    Ehe sie noch läuten konnten, kam eine schlanke Gestalt um die Ecke. Es war Fräulein Harder im Overall und mit hohen Schaftstiefeln. Ihr volles Haar wurde von einem breiten Band zusammengehalten.
    „Wenn ich nicht irre, sind Sie der Tierarzt“, sagte sie. „Nett, daß Sie gekommen sind!“
    Sie tauschten einen Händedruck aus, und Mostvedt stellte vor.
    „Wir haben ja schon miteinander gesprochen. Ich wußte nur nicht, daß Sie Fräulein Liberg heißen. – Und nun gehen wir wohl am besten gleich zu meinen Untieren?“
    Die „Untiere“ hatten ihr Heim in einem Kaninchengehege, das jedem Kaninchenzüchter als Vorbild hätte dienen können. „Wie sind Sie darauf gekommen?“ fragte Mostvedt, indem er auf die Reihe von Außenkäfigen deutete, die mit dem eigentlichen Kaninchenstall durch Luken in Verbindung standen.
    „Ich habe das in zoologischen Gärten im Ausland gesehen“, antwortete Gerda Harder. „Die Geschichte war verflixt teuer, aber wenn schon, denn schon! Und glauben Sie nur ja nicht, daß die Kaninchen so dumm sind, wie die Leute immer sagen. Mehrere von ihnen haben es schon gelernt, die Luke mit dem Maul zu öffnen, so daß sie nach Belieben von drinnen nach draußen und von draußen nach drinnen wechseln können. Diese Tiere sehen gesund aus. Die verdächtigen Exemplare habe ich dort drüben isoliert.“
    Fräulein Harder wirkte energisch, sachlich und intelligent, und Astrid fühlte sich hier überflüssig. Fräulein Harder nahm selbst die Kaninchen aus den Käfigen. Sie hatte flinke und geübte Hände. Sie kannte ihre Tiere und gab kurze Erläuterungen. Der Tierarzt ließ sich Zeit. „Ich glaube, ich kann Sie beruhigen“, sagte er, als er mit seiner Untersuchung fertig war. „Das Allgemeinbefinden ist so gut, daß es der Annahme, es könne sich um Kaninchenpest handeln, widerspricht. Wenn es Pseudotuberkulose ist – und ich glaube, wir dürfen das voraussetzen –, dann haben Sie Ursache, zufrieden zu sein. Mit der werden wir schon fertig. Aber halten Sie diese verdächtigen Tiere zur Sicherheit noch eine Weile isoliert. Und waschen Sie sich sorgfältig die Hände, wenn Sie sie versorgt haben.“
    „Das ist selbstverständlich“, sagte Fräulein Harder. „Ich wechsele auch den Overall und koche die Freßnäpfe aus.“ Sie führte ihre Besucher anschließend stolz im Kaninchenstall herum. Jeder Käfig war mit einem Pappschild versehen, auf dem Alter und Stammbuchnummer des Tieres verzeichnet standen. In einem abgeteilten Raum befanden sich ein Schreibtisch, ein Regal mit Kaninchenliteratur und Waschgelegenheit mit fließendem Wasser. Ein anderer, recht geräumiger Raum diente als Futterkammer.
    „Das ist doch etwas anderes als drei Kaninchen in einer alten Kiste auf dem Hinterhof“, sagte Astrid.
    Gerda Harder lachte.
    „Einer meiner Grundsätze lautet: ,Wenn schon – denn schon!’ Und mein Herr Papa mußte sich fügen, wenn er auch etwas erschrak, als er die Rechnungen sah. Aber ich treibe die Kaninchenzucht ja nicht zu meinem bloßen Vergnügen. In ein bis zwei Jahren müßte ich so weit sein, daß Sie sich ein paar Felle kaufen können, wenn Sie für Chinchillapelze etwas übrig haben. Und das Fleisch läßt sich ja auch leicht verkaufen. Hier ist übrigens meine Schlachterei.“
    Die „Schlachterei“ war ein kleiner Schuppen in der Nähe des Stalles. Sie war praktisch eingerichtet und enthielt alles, was zu diesem Zweck benötigt wurde. Vier frische Felle hingen zum Trocknen ausgespannt.
    „Schlachten Sie selbst?“ fragte Astrid.
    „Gewiß. Müßte ich mir dazu jemand mieten, so würde die Sache zu verwickelt. Im übrigen halte ich es auch für eine Art Ehrensache, daß man das selbst erledigt. Bisher ist alles glattgegangen. Ehe die Tiere wußten, wie ihnen geschah, waren sie schon tot.“
    Der Tierarzt lächelte.
    „Sagen Sie, Fräulein Harder, das haben Sie wohl in Paris gelernt?“
    „In Paris?“
    „Ja. Als ich das letztemal hier war, erzählte Ihr Vater, Sie wären in Paris.“
    „Ja, das stimmt. Aber wenn Sie glauben… Nein, wissen Sie! Mein neuer Beruf ist eher ein lauter Protest gegen alles, was ich im Ausland zu lernen versuchte. Aber was sollte mein armer Papa tun? Irgendwo mußte er seine mutterlose und eigenwillige achtzehnjährige Tochter ja doch unterbringen! So schickte er sie denn auf eine Internatsschule – erst

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