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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ich wohl den Zärtlichkeitsdrang und einen unglückseligen Hang zu – ich hätte beinahe gesagt: zur Poesie – verdrängt… verdrängt und in meinem Innern gut verschlossen… und da kommen Sie, schleichen sich in mein Dasein und schließen auf… Aber nun wollen wir von anderen Dingen reden. Stecken Sie Ihre Hand in meine Tasche. Sie finden da eine Tafel Schokolade. – Ich möchte das Lenkrad nicht loslassen.“ Astrid steckte ihre Hand in seine Manteltasche. Diese leichte Berührung erzeugte bei ihr ein Gefühl der Vertraulichkeit – sie wußte nicht, ob es ihr angenehm oder unangenehm war.
    „Wollen Sie mich hungern lassen?“ lachte Harder. „Könnten Sie mir nicht ein kleines Stück in den Mund stecken?“
    Der Wagen fraß die Kilometer. Zum Lunch waren sie in Sundvollen. Während des Essens und des nachfolgenden Kaffees sprachen sie nur über ganz allgemeine Dinge, und Astrid hatte das befreiende Gefühl, daß Harder sie nicht aus Gutmütigkeit eingeladen hatte. Hier war nicht von Mitleid, von „arme kleine Astrid“ die Rede. Harder brauchte sie ganz einfach. Und das zu wissen tat wohl.
    Sie ließen den Wagen stehen und machten in der klaren, reinen Herbstluft einen Nachmittagsspaziergang. Harder nahm ihren Arm, und sie gingen langsam und plauderten leise und gemütlich miteinander. Sie konnten auch längere Zeit zusammen schweigen, ohne daß die Stille bedrückend wurde.
    Ganz beiläufig erwähnte Harder seine Tochter, und Astrid fragte, wann sie und Mostvedt heiraten würden.
    „Darüber wird wohl noch einige Zeit vergehen“, sagte Harder. „Sie wissen ja, wie Gerda ist. Wenn schon – denn schon! Diesmal steht ihr der Sinn nach einem eigenen Haus mit einem großen Grundstück, einer Kaninchen-Musterfarm und dergleichen. So etwas braucht ja Zeit.“
    „Ja. Natürlich.“
    Sie ließen das Thema fallen. Und wieder konnte Astrid feststellen, daß sich über ihrer Wunde Borke gebildet hatte.
    Sie fuhren nach der Stadt zurück. Harder setzte sie vor der Pension ab und bat sie, ein Abendkleid anzuziehen. Er wollte sie in einer Stunde wieder abholen.
    „Ich will nur den Wagen in die Garage bringen“, erklärte er. „Heute abend nehmen wir ein Taxi… sonst darf ich ja kein Glas Wein mit Ihnen trinken!“
    Nach dem Theater soupierten sie und tanzten.
    Astrid hatte zwei blaßgelbe Rosen auf der Schulter befestigt. Ihre Augen glänzten. Der Tag in freier Luft hatte ihren Wangen eine frische Röte verliehen. Und sie war so jung und so natürlich und unmittelbar, daß die Leute nach ihr hinblickten. Sie stach von all den geschminkten und zurechtgemachten und affinierten Damen an den verschiedenen Tischen rundum auffallend ab.
    Bei der Heimfahrt im Taxi legte Harder den Arm um sie und drückte sie an sich. „Was soll ich Ihnen aus dem Ausland mitbringen, Astrid?“ fragte er.
    „Mitbringen? – Mir? – Aber nein…“
    „Das werde ich doch wohl noch dürfen? Mein Gott, kleine Astrid, ich könnte ja Ihr Papa sein! – Kann ich Sie da nicht adoptieren… wenigstens so halb? Ich brauche eine solche kleine Tochter wie Sie…“
    Er preßte sie fester an sich. Astrid blickte auf und sah ihm ins Gesicht. Und da löste sie sich still aus seinem Arm. Sie wußte selbst nicht, warum.
    Harder ließ es geschehen. Vielleicht wußte er, warum.

Sie können ihn um eins abholen…
     
     
    „Hier Fräulein Liberg! - Ja, das ist richtig! - Ja, morgen habe ich Zeit. Paßt es um zehn? – Welche Rasse? – Da müssen Sie schon drei bis vier Stunden rechnen. – Das macht zwanzig Kronen. – Wie war der Name…?“
    „Hier Fräulein Liberg! – Nein, das kann ich leider nicht! - Dressuren übernehme ich nicht. – Es ist eine Trimmanstalt… eine Hundescheranstalt, wenn Sie wollen. – Bedaure, aber da kann ich Ihnen nicht dienen…“
    „Hier Fräulein Liberg! – Gewiß! Einen Augenblick, bitte! Ich werde gleich nachsehen. – Montag um zwölf bin ich frei. - Nein, baden Sie ihn bitte nicht vorher. Das macht das Trimmen nur schwieriger. – Zwei Stunden werden genügen, wenn er nicht zu zottiges Haar hat. Fünfzehn Kronen. - Jawohl.“
    Eigentlich hatte Astrid es Rolf Heier zu verdanken, daß der Start so gut gelungen war. Zuallererst natürlich der Mutter. Astrid war ganz sprachlos gewesen vor Überraschung, als sie bei der Heimkehr ihre Trimmanstalt schon fix und fertig vorgefunden hatte. Der Arbeitsraum war schimmernd weiß und hellgrün gehalten. Weder das fließende Wasser mit einem Porzellanwaschbecken und

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