Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
schön… und sehr beherrscht… und tüchtig und vernünftig – gerade so wie Gerda.“ Harder lächelte. „Nur mit der dummen Sentimentalität war es wohl so, daß ich sie allein repräsentierte. Genau wie jetzt.“
    „Warum reden Sie von dummer Sentimentalität?“ fragte Astrid leise. „Muß man denn warme Gefühle immer lächerlich machen?“
    „Nein. Sie haben recht. Ich meine nur…“ Er brach ab. Die Hummerschalen wurden fortgeräumt, und der Kellner servierte „Rindsfilet Espagnolle“ mit gebratenen Tomaten und Zwiebeln.
    „Ich möchte so gern, daß Gerda glücklich wird“, sagte Harder, als der Kellner sich entfernt hatte. „Ich habe Mostvedt immer gut leiden können, aber… aber…“ Er verstummte. Vielleicht bewirkte es der Wein, daß Astrid den Mut bekam auszusprechen, was sie dachte. Vielleicht fühlte sie auch Mitleid mit dem stattlichen, reichen und eigentlich doch einsamen Mann, den es so sehr drängte, sein Herz zu öffnen.
    „Aber Sie fürchten, daß er diesmal mehr der Stimme der Vernunft als der des Herzens gefolgt ist?“ fragte sie leise.
    Harder biß sich auf die Lippe. Dann richtete er seinen Blick voll auf Astrid.
    „Sie haben es ausgesprochen“, sagte er langsam. „Aber weshalb glauben Sie das?“ fragte Astrid ruhig. „Es ist doch wirklich nicht erstaunlich, daß Mostvedt sich in Gerda verliebt hat. So schön wie sie ist… und so einnehmend… und so…“
    „… reich“, sagte Harder plötzlich mit harter Stimme.
    „Würde nicht jeder Mann, der sich in ein reiches Mädchen verliebt, in den gleichen Verdacht geraten?“ wandte Astrid ein. „Er kann in dem Reichtum doch unmöglich ein ernstes Hindernis sehen, wenn er Gerda wirklich liebt!“
    Es folgte eine lange Pause. Harder blickte Astrid forschend an.
    „Kleines Fräulein Astrid. Wenn ich wüßte, wieviel ich sagen darf, ohne… befürchten zu müssen, daß ich bei Ihnen eine offene Wunde berühre…“
    „Das brauchen Sie nicht zu befürchten. Es hat sich über der Wunde schon eine ganz ordentliche Kruste gebildet.“
    „Ich habe das Gefühl“, sagte Harder langsam, „daß Mostvedt, wenn Gerda nicht so… nun ja: so reich gewesen wäre, statt ihrer Sie gewählt hätte…“
    Astrid schloß eine Sekunde die Augen.
    Was hatte die Mutter gesagt? Waren ihr Mutterinstinkt und Harders Vaterinstinkt zu genau dem gleichen Ergebnis gekommen?
    Da merkte Astrid zu ihrer eigenen Verwunderung, wie eine große, unsagbar wohltuende Ruhe über sie kam. Nichts tat mehr weh.
    Der unsägliche brennende Schmerz der ersten Zeit war völlig verschwunden, und sie fühlte nur noch ein aufrichtiges Mitleid mit Per und Gerda.
    „Vielleicht“, sagte sie nur. Und sie lächelte, lächelte ehrlich und redlich, nicht zum Selbstschutz, nicht, um sich oder Harder etwas vorzumachen.
    „Da kann ich ja nur froh sein, daß es so gekommen ist“, sagte sie. „Wie schrecklich, wenn ich mich mit einem Mann verlobt hätte, der für mich nicht mehr empfand.“
    Eine große braune Hand legte sich auf ihre kleine, die die Spuren der Arbeit trug.
    „Kleine Astrid“, sagte Harder leise.
    „Wir wollen nicht auf dumme Gedanken kommen, Herr Harder“, sagte sie, und sie kam sich plötzlich diesem Manne gegenüber, der alt genug war, um ihr Vater sein zu können, sehr erwachsen vor. „Und nun wollen wir ein Glas auf Gerdas und Pers Wohl leeren und wünschen, daß sie recht, recht glücklich werden mögen.“
    Harder ergriff sein Glas. Er wollte etwas sagen, drückte aber statt dessen Astrid nur stumm die Hand.
    Sie gaben sich dem Genuß des ausgezeichneten Essens hin. Und auf einmal fragte Harder in einem ganz alltäglichen Plauderton, wie lange sie noch in Oslo zu bleiben gedächte und wie die neue Arbeit ihr gefiele.
    Astrid erzählte kleine drollige Geschichten vom Trimmkursus. Harder hörte belustigt zu, ohne viel dazu zu bemerken.
    „Du liebe Zeit, wie bin ich satt!“ seufzte Astrid plötzlich.
    „Das habe ich vorausgesehen“, sagte Harder lächelnd. „Sie bekommen deshalb auch nur einen ganz leichten Nachtisch.“
    Astrid machte große Augen, als der „ganz leichte“ Nachtisch kam. Es war eine Schüssel voller frischer Pfirsiche und taufeuchter blauer Trauben.
    „Das war das großartigste Essen, das mir je in meinem Leben geboten wurde“, sagte Astrid überwältigt.
    „Das sollte es auch sein“, antwortete Harder ruhig.
    Es war für sie beide eine Erleichterung, daß sie sich ausgesprochen hatten. Sie kamen auf das Thema Per - Gerda

Weitere Kostenlose Bücher