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Gewagt - Gewonnen

Gewagt - Gewonnen

Titel: Gewagt - Gewonnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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einem Warmwasserspeicher fehlte noch ein „Wartestuhl“ und ein „Wartetisch“, auf dem sogar Aschenbecher und Zeitschriften auf die Kunden warteten. Und Wand an Wand mit dem Arbeitsraum war ein allerliebstes kleines Hundebad eingerichtet.
    Das Schild war groß genug, um von der Straße aus gesehen zu werden. Es war ein sehr hübsches Schild.
    Es kam, wie Harder prophezeit hatte: Rolf Heier mit seinen beiden prämiierten Riesenschnauzern war ihr erster Kunde. Er war hinsichtlich des Trimmens sehr verwöhnt, und Astrid hatte heftiges Herzklopfen gehabt, als sie sich an die Arbeit gemacht hatte. Aber Rolf Heier war zufrieden gewesen und hatte Bemerkungen gemacht, die Erfahrung und Sachkenntnis bewiesen. Auch die Hunde hatten gezeigt, daß die Sache für sie nichts Neues war, und sich sehr manierlich benommen. „Sie haben einen riesigen Vorteil gegenüber anderen Trimmern“, sagte Rolf Heier. „Die Hunde haben zu Ihnen hundertprozentiges Zutrauen, und sie gehorchen Ihnen. Auf diese Weise können Sie in Ruhe arbeiten.“
    „Das meinten sie auf dem Kursus auch“, sagte Astrid froh. Die ersten Tage waren aufregend. Es war ja nicht gerade ein gleichmäßiger Strom von Kunden, und viele waren auch in einem großen Irrtum befangen, denn sie glaubten, Astrid habe eine Hundepension und befasse sich mit Dressuren.
    Aber die Kunden, die kamen, waren zufrieden, und Astrid gab sich auch die größte Mühe, sie zufriedenzustellen.
    Sie hatte auch seltsame Erlebnisse! Noch immer mußte sie lachen, wenn sie an die Dame dachte, die sie der Tierquälerei beschuldigte und die sich vom Gegenteil erst überzeugen ließ, als sie sah, wie ihr Hund vergnügt Astrids linke Hand beleckte, während sie mit der rechten trimmte. Und ihr schauderte bei dem Gedanken an den Mann, der seinem kleinen Cockerspaniel ein schweres Stachelhalsband umgebunden hatte und das damit begründete, das Tier wäre auf der Straße so wild und zöge immer an der Leine. Und sie seufzte – noch in der Erinnerung ganz verzweifelt – über die ältere Dame, die unter allen Umständen mit dabeisein wollte, wenn ihr fetter Schoßhund getrimmt würde, und die ihn dann ganz nervös machte, indem sie ihn grenzenlos bedauerte und die Arbeit alle fünf Minuten unterbrach, um ihrem Liebling Schokolade zu geben.
    O ja! Man erlebte schon so allerlei!
    Es war ein Samstagmorgen.
    Astrid hatte an diesem Tage nur einen einzigen Auftrag. Es handelte sich um einen kleinen Terrier, der um neun Uhr abgeliefert wurde und um elf wieder abgeholt werden sollte. Er war indessen schon nach einer Stunde fix und fertig und wurde in den Auslauf gesetzt, wo die Sonne schien.
    Astrid fegte die weiße Hundewolle zusammen und trocknete den Trimmtisch ab. Da ging hinter ihr die Tür auf. Ein graugelbes Knäuel schoß wie eine Rakete herein und flog mit wild wedelndem Schwanz auf Astrid los, sprang an ihr hoch und machte einen tapferen Versuch, ihr das Gesicht zu lecken.
    „Timian!“ rief eine Stimme, die sich vergeblich bemühte, streng zu klingen.
    Timian machte eine Kehrtwendung und flog auf den Besitzer der Stimme los.
    Astrid lachte und trocknete sich die Nasenspitze ab, die Timians Zunge erwischt hatte.
    Der Besitzer des Hundes hatte das Halsband zu fassen bekommen und hielt ihn einigermaßen in Schach.
    „Entschuldigen Sie…“, sagte er.
    „Keine Ursache“, lachte Astrid.
    „Könnten Sie dieses merkwürdige Tier wohl trimmen? Ich weiß, er ist ein fürchterlicher Bastard und hat unter feinen rauhhaarigen Hunden nichts verloren, aber der arme Kerl tut mir so leid, wenn er mit diesen Zotteln herumlaufen muß.“
    „Du lieber Gott!“ sagte Astrid. „Ich sehe doch wirklich nicht auf die Rasse. Für mich ist nur das Fell von Bedeutung. Komm her, Timian!“
    Sie hatte den ruhigen, bestimmten Stimmklang, dem alle Hunde gehorchen. Timian schlenderte neugierig zu ihr hin. Sie befühlte das Fell.
    „Wirklich, du Ärmster“, sagte sie, „es wird dir guttun, wenn du etwas ausgelüftet wirst.“ Sie wandte sich an Timians Besitzer. „Ihr Hund hat übrigens ein ungewöhnlich schönes Fell. Es macht den Eindruck, als würde es mit größter Sorgfalt gepflegt.“
    „Ich tue mein Bestes. – Aber sagen Sie, es trifft sich wohl nicht so glücklich, daß Sie ihn gleich vornehmen können?“
    „Doch“, erwiderte Astrid lächelnd. „Es trifft sich so glücklich. Sie können ihn um eins abholen.“
    „Vielen Dank. Und bekommen Sie keinen Schreck! Er ist fürchterlich lebhaft und leider

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