Gewagtes Spiel der Leidenschaft
Unternehmen zu arbeiten, das sich mit grüner Energie befasst. Bei FMJ geht es um Innovation und Wandel, für meine Familie zählt nur die Tradition. Vielleicht habe ich nie den Wunsch verspürt zu rebellieren, während ich bei FMJ gearbeitet habe.“
Ihm fiel mit Schrecken auf, dass sie sich in der Vergangenheitsform auf ihre Arbeit bezog, aber er verkniff sich eine Bemerkung dazu.
„Bei FMJ hatte ich immer das Gefühl, eine Funktion zu haben. Ich musste mich nicht durch blau gefärbte Haare, ein Nabelpiercing oder ein Tattoo definieren.“
„Ein Tattoo?“, fragte er und bereute es sofort. Hoffentlich befand sich das an einer harmlosen Stelle, obwohl … nein, ihm wollte keine Körperpartie einfallen, die er an ihr nicht sexy gefunden hätte.
Sie lachte leise. „Das war eine Rebellion, die für mich selbst schmerzhafter war als für alle anderen.“ Dabei hob sie ihr Tanktop ein Stück weit an, bis eine filigrane Blume auf ihrer Hüfte zum Vorschein kam.
Jonathon machte eine Faust, um sich davon abzuhalten, die Tätowierung zu berühren. Sein Verstand schaltete sich im gleichen Moment komplett ab und verhinderte jeden sinnvollen Gedanken.
„Ich war damals achtzehn, ich hatte mein erstes Jahr an der Dartmouth hinter mir, und ich wollte im Ausland studieren. Aber meine Eltern waren dagegen und zwangen mich zu einem Praktikum bei Morgan Oil. Also angelte ich mir einen Freund, der als früheres Gangmitglied eine Weile hinter Gittern gesessen hatte, und ließ mir von ihm dieses Tattoo stechen.“ Sie musste seine erschrockene Miene bemerkt haben, da sie prompt erklärte: „Keine Angst, er hat nur mit sterilen Instrumenten gearbeitet, und ich habe mich später auf all die hässlichen Krankheiten testen lassen, die man sich dabei einfangen kann. Ich bin okay.“
„Und dann wunderst du dich, dass deine Eltern sich Sorgen um dich machen?“
„Joe war eigentlich ein netter Kerl. Na ja, und nachdem er ein Wochenende mit meiner Familie verbracht hatte …“
„Lass mich raten: Er arbeitet jetzt für Morgan Oil. Oder hilft er deinem Onkel im Senat?“
„Nein, er hat ein Buch darüber geschrieben, wie man aus einer Gang aussteigt. In Houston hält er Vorträge zu dem Thema, und er arbeitet mit der Polizei überall in den USA zusammen.“
„Verrat mir doch mal etwas“, sagte er, nachdem er einen Moment über ihre Schilderungen nachgedacht hatte. „Das ist jetzt die zweite Geschichte über einen Ex-Freund, dessen Leben eine Kehrtwende gemacht hat, nachdem er mit deiner Familie zusammengetroffen war. Willst du mir damit irgendwas sagen?“
„Ich will dich warnen“, ließ sie ihn völlig ernst wissen. „Das ist genau das, was meine Leute machen. Sie machen deine Schwäche oder deine besondere Stärke ausfindig, und dann benutzen sie dieses Wissen, um dich dazu zu bringen, dass du dich von mir abwendest.“
„Nein“, widersprach er. „Bei mir wird ihnen das nicht gelingen.“
„Sei dir da mal nicht so sicher.“ Sie musterte ihn betrübt. „Kannst du ganz ehrlich von dir behaupten, dass du nicht darüber nachgedacht hast, wie hilfreich dir mein Onkel sein könnte, damit du diesen Vertrag mit der Regierung bekommst?“
„Der Vertrag hat damit nichts zu tun.“
„Noch nicht, aber sie bearbeiten dich bereits“, fuhr sie fort und ließ ihn nicht zu Wort kommen, als sie merkte, dass er widersprechen wollte. „Du hast mit meinem Dad und meinem Onkel heute Abend Scotch getrunken, obwohl du nie harte Sachen trinkst. Du hast strikte Regeln, was Alkohol angeht, weil es in deiner Familie sehr wahrscheinlich jemanden gab, der ein Alkoholproblem hatte.“
„Meine Mom“, gab er widerwillig zu. „Gibt es sonst noch Wunden, die du gern öffnen möchtest?“, fuhr er sie an und rechnete fest mit einem verletzten Gesichtsausdruck, doch Wendy lächelte nur traurig und drückte seine Hand. „Tut mir leid“, murmelte er.
„Du musst dich nicht entschuldigen. Ich hätte dir das nicht alles so an den Kopf werfen dürfen.“ Sie schwieg eine Zeit lang, und er konnte förmlich hören, wie sich die Zahnräder in ihrem Gehirn drehten. „Aber wenn du mich schon so fragst …“
„Okay, prügel ruhig weiter auf mich ein. Was willst du noch wissen?“
„Ich … ich würde dich gern nach Kristi fragen.“
Er verstummte.
„Sie war deine …“
„Ich weiß, von wem du redest.“ Dann schwieg er wieder, da er hoffte, sie würde das Thema auf sich beruhen lassen. Aber nach einer Weile wurde ihm klar, dass für
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