Gewagtes Spiel der Leidenschaft
Ehesache war irgendwie mit viel mehr Aufwand verbunden, als er es für möglich gehalten hätte.
Jonathon wollte nicht den Nachmittag mit dem chaotischen Haufen verbringen, der sich seine Familie nannte. Und er wollte auch nicht über Nacht in dem winzigen Haus bleiben, in dem er aufgewachsen war. Er hatte sogar Wendys Familie durch die Stadt geführt und sie ins Hotel begleitet, nur um so viel Zeit wie möglich zu schinden, damit er nicht mit Wendy zum Haus seiner Schwester fahren musste.
Und aus dem gleichen Grund hatte er sich nun auch in der Hotelbar versteckt, während Wendy ihre Großmutter zu deren Zimmer begleitete. Vor ihm stand eine eiskalte Bierflasche, von der er bisher kaum etwas getrunken hatte. Er überlegte, wie er es doch noch verhindern konnte, bei seiner Schwester zu übernachten, als ihn plötzlich eine Stimme aus seinen Gedanken riss.
„Gott sei Dank, Sie sind hier!“ Es war Big Hank, der zu ihm an die Theke geschlendert kam.
„Wieso? Ist was passiert?“, fragte Jonathon beunruhigt, aber der große Mann winkte ab.
„Nein, nein, ich trinke nur nicht gern allein“, sagte Hank und ließ einen Lacher folgen, als hätte er den Witz des Jahres gerissen.
Jonathon nahm die Antwort mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis, die sich als begründet erweisen sollte, nachdem der Mann gut eine halbe Stunde lang eigentlich nur von sich selbst erzählte.
Dann wurde er ernst und sagte: „Ich möchte mit Ihnen über Gwen reden.“
„Und zwar?“
„Als Sie gestern das Lokal verlassen haben“, begann er, „hat Mema mich losgeschickt, um nachzusehen, ob bei Ihnen alles in Ordnung ist. Dabei habe ich Ihre Unterhaltung mitbekommen.“
„Aha“, machte Jonathon bewusst vage, da er nicht wusste, um welchen Teil der Unterhaltung es sich handelte.
„Ich weiß, dass Sie beide nur zum Schein geheiratet haben.“
„Und?“
„Soll ich Ihnen sagen, was ich glaube? Gwen hat Sie dazu überredet. Auf diese Weise will sie vor Mema gut dastehen, damit sie einen Streit um das Sorgerecht verhindern kann.“ Hank lachte leise und hob sein Glas, als wollte er auf Wendys Raffinesse anstoßen. „Zuerst war mir nicht klar, was sie angestellt haben sollte, damit Sie dabei mitmachen. Sie sind ein intelligenter Mann, und Sie würden sich auf einen solchen Plan sicher nur einlassen, wenn etwas für Sie dabei herausspringt“, folgerte er.
„Ich liebe Wendy“, entgegnete Jonathon, fand aber, dass die einstudierten Worte wenig überzeugend klangen.
„Nein, das glaube ich nicht. Aber ich glaube, sie hat Sie davon überzeugen können, dass eine Heirat für FMJ von Nutzen sein würde. So dürfte sie Sie dazu gebracht haben, sie zu heiraten.“
„Sie hat mich zu gar nichts bringen müssen“, stellte er mit Nachdruck klar. „Ich habe ihr einen Antrag gemacht.“
Hank musterte ihn einen Moment lang. „FMJ leistet außergewöhnliche Arbeit.“
Der abrupte Themenwechsel ließ ihn nur kurz innehalten. „Worauf wollen Sie hinaus?“
„Ich weiß, Sie stellen ein großes Projekt für das Energieministerium zusammen. Diese intelligenten Stromzähler sind wirklich sehr interessant. Matt sprach davon, wenn Sie den Vertrag mit der Regierung bekommen, dann wird jedes staatliche Gebäude im Land mit den Dingern ausgestattet, was die Stromrechnungen um einige Millionen senken dürfte.
„Die Zähler sollte Matt Ihnen gar nicht zeigen.“
„Da war er wohl ein bisschen übereifrig. Auf jeden Fall finde ich diese Geräte sehr interessant.“
„Lassen Sie mich raten“, warf Jonathon ein. „Wenn ich etwas für Sie tue, dann sorgen Sie dafür, dass FMJ den Zuschlag erhält?“
„Nein, auf keinen Fall, das wäre ja Vetternwirtschaft.“ Er verzog den Mund, als widere ihn der bloße Gedanke an, dann fügte er hinzu: „Aber ich könnte dafür sorgen, dass FMJ den Zuschlag nicht erhält.“
„Und was muss ich tun, um das zu verhindern?“
„Annullieren Sie die Ehe, schicken Sie Wendy zurück zu ihrer Familie.“
„Nein“, gab Jonathon prompt zurück.
„Denken Sie doch mal an Ihre Zähler“, sagte Hank in einem gespielt besorgten Tonfall. „All diese hübschen kleinen Geräte, die in irgendeinem Lager herumliegen und allmählich verstauben.“
„Sie drohen mir.“
Hank lächelte. „Genauer gesagt drohe ich FMJ. Aber verstehen Sie mich nicht falsch. Wenn Sie diese Ehe annullieren, dann kann ich für Sie und für FMJ die wunderbarsten Dinge wahr werden lassen.“
Jonathon gab vor, über den Vorschlag
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