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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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also ziemlich eindeutig.
    In solchen Fällen ist es tatsächlich empfehlenswert, so weit wie möglich bei der Wahrheit zu bleiben. Dinge, die nicht mehr zu leugnen sind, sollte man allenfalls abschwächen, aber in jedem Fall zugeben. Das erhöhe die eigene Glaubwürdigkeit, riet ich ihm. »Erzähl, wie es war. Die drei rempelten aggressiv und angetrunken mehrere Gäste an. Anstatt sich zu entschuldigen, bedrohten und beleidigten sie die Gäste. Die Situation eskalierte und es entwickelte sich eine Schlägerei. Die anderen Beteiligten, insbesondere mich, kennst du nicht. Im Nachhinein verstehst du auch nicht, wie du dich zu diesem Kopfstoß hinreißen lassen konntest. Dein Verhalten tut dir sehr leid. Pass aber auf: Deine Entschuldigung muss glaubhaft wirken und wird dann der ganzen Sache die Schärfe nehmen. Wenn du das so hinbekommst, wird es vermutlich keine Verhandlung geben und das ganze Verfahren schriftlich per Strafbefehl abgeschlossen.«
    Bei der Vernehmung wurde dann wiederholt und eindringlich nach meinem Namen gefragt. Trotz Androhung einer Strafverschärfung blieb Thomas standhaft bei der abgesprochenen Geschichte. Und wie von mir erwartet, gab es keine öffentliche Verhandlung. Die Anzeige wurde im Schriftverfahren mit einem Strafbefehl abgeurteilt. 90 Tagessätze zu 30 Mark blieben am Ende übrig.
    Nach dem Urteil trafen wir uns auf ein Bier und einigten uns, die Geldstrafe in der Gesamthöhe von 2700 Mark zu teilen. Per Handschlag besiegelten wir unseren Deal, bestellten eine weitere Runde und die Angelegenheit war vom Tisch. Ich hatte wieder einmal Glück und war der Ansicht, dass die Sache für mich abgeschlossen sei. Aber ich sollte mich irren. Diese Geschichte war noch lange nicht zu Ende …

10. Zeugwart –
Zwei Koffer zu viel
    »Ich schwöre, dass ich das mir übertragene Amt nach bestem Wissen und Können verwalten, Verfassung und Gesetze befolgen und verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.«
    Diesen Eid hatte ich abgelegt. Die Verfassung und Gesetze befolgen und verteidigen! Gerechtigkeit gegen jedermann üben! War es nicht langsam an der Zeit, diese Worte zu hinterfragen?
    In Paragraf 1 des Polizeigesetzes von Nordrhein-Westfalen steht: »Die Polizei hat die Aufgabe, Gefahren für die öffentliche Sicherheit abzuwehren. Sie hat im Rahmen dieser Aufgabe Straftaten zu verhüten sowie für die Verfolgung künftiger Straftaten vorzusorgen und die erforderlichen Vorbereitungen für die Hilfeleistung und das Handeln in Gefahrenfällen zu treffen.«
    Galt das auch für mich? Wehrte ich tatsächlich Gefahren ab? Half ich wirklich dabei, Straftaten zu verhüten? Von Montag bis Freitag, ja. An den Wochenenden jedoch, in meiner Freizeit, wurde ich immer mehr zum Straftäter. Dr. Jeckyll und Mr. Hyde. Wie auf Knopfdruck konnte ich meine beiden Persönlichkeiten wechseln. Mit der Uniform war ich der Hüter über Recht und Ordnung – mit meinen New-Balance-Schuhen indes war ich ein Schläger. »Verfassung und Gesetze verfolgen und verteidigen« – das würde ich schon tun! Wenn nichts dazwischenkommt …
    So wie an jenem herrlichen Sommerwochenende im Januar 1993. Die Arminia spielte bei unserem verhassten Lokalrivalen Preußen Münster. Ein Pflichtspiel für Frank, Paul und mich. In einem Sonderzug reisten wir mit 120 Jungs und Tausenden von Bielefelder Fans nach Münster. Der Zug und auch die zu durchfahrenden Bahnhöfe waren durch starke Polizeikräfte gesichert. Und in unserem Wagon fuhren noch zusätzlich die beiden szenekundigen Beamten mit.
    Wir waren bereits auf dem Rückweg. Das Spiel hatten wir gewonnen – Schlägereien gab es zu unserem Leidwesen keine. Einerseits war mal wieder zu viel Polizei anwesend und – noch viel schlimmer – unser Gegner war gar nicht erst angetreten. Auch das kam vor, aber es sollte unsere Hochstimmung an diesem Tag nicht trüben. Das Bier und der Wodka flossen trotzdem in großen Mengen.
    Stark angeheitert trafen wir gegen 20 Uhr in Bielefeld ein. Auf dem Bahnhof herrschte Chaos. Tausende Fans strömten auf die Bahnsteige, die durch die normalen Reisenden schon verstopft schienen, und zusätzlich drängten sich auch noch Dutzende von Polizisten in diese Menschenmenge hinein.
    Hinter uns kämpfte sich eine etwa 65-jährige amerikanische Frau durch das Gedränge. Wir versuchten, die aufgeregte Dame ein bisschen auf Englisch zu beruhigen, und erklärten ihr, weshalb an diesem Abend

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