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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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feiern oder einige der umliegenden Diskos besuchen. Wir ließen es offen.
    Durch Zufall erfuhren wir dann doch von einer größeren privaten Silvesterparty in unserem Stadtteil. Mark, mit dem wir zusammen die Realschule besucht hatten, veranstaltete die Feier im Hinterhof seines Wohnhauses. Er hatte ein großes Partyzelt angemietet, einen DJ gebucht und um die 120 Personen auf die Gästeliste gesetzt. 120 Leute – wir gehörten nicht zu dem erlesenen Kreis. Was uns auch nicht weiter wunderte, schließlich kannten wir Mark, aber mit ihm und seiner Clique befreundet waren wir eher nicht.
    Zwei Wochen vor Silvester lief uns Mark in einem Supermarkt über den Weg. Wir redeten ein wenig belanglosen Smalltalk, bis Frank das heikle Thema ansprach: »Was ist denn mit der Silvesterparty, die du da veranstaltest?« Mark wurde sichtlich nervös, errötete leicht und murmelte ausweichend, er würde die Fete mit ein paar Freunden organisieren und jeder könne nur 20 bis 25 Leute aus dem eigenen Freundes- und Bekanntenkreis einladen. Die Party wäre bereits absolut überfüllt.
    Frank musste lachen. »Bleib cool, Mark, wir wollen doch gar nicht kommen. Wir gehen in die Stadt. Vielleicht schauen wir auf dem Weg mal auf ein Bierchen vorbei, mehr nicht.« Der arme Junge wurde erneut bleich. Er schluckte und wollte uns offensichtlich etwas mitteilen, suchte aber verzweifelt nach den passenden Worten. Er fing an zu reden, verhaspelte sich mehrmals: »Zwei meiner Kumpels, mit denen ich feier … die spielen in der dritten Mannschaft von Tura 06 Fußball … und … in dieser Mannschaft sind sie die einzigen beiden Deutschen. Alle anderen sind englische Soldaten.«
    In unserem Stadtteil gab es eine große englische Kaserne. Bei voller Auslastung waren dort bis zu 2000 Soldaten stationiert. Etwa 20 von ihnen spielten Fußball bei Tura 06 und waren also zu dieser Silvesterparty eingeladen. Mark stammelte weiter. »Ganz ehrlich – ihr wisst ja selbst … englische Soldaten … wenn die getrunken haben … und ihr dann mit fünf, sechs Leuten vorbeikommt … ich glaube, das wird nicht gut gehen. Ich glaube, es wäre besser, ihr geht zu einer anderen Party.«
    Alles klar! Mark wollte nicht, dass wir auf einen Sprung vorbeikommen würden. Aber mussten wir uns das tatsächlich bieten lassen? Frank und ich waren mittlerweile ziemlich geladen. Frank ergriff erneut das Wort: »Hör mal zu, wir müssen sowieso an der Party vorbeigehen. Und dann kommen wir auch auf ein Bier rein, hast du das verstanden?« Marks Oberkörper wankte ängstlich zurück. »Wer soll uns denn daran hindern, Mark? Du? Die Engländer? Wir schauen bei euch vorbei, und wem das nicht gefällt, der hat Pech gehabt!«
    Wir ließen Mark stehen, drehten uns um und erledigten unsere Einkäufe. Abends beim Boxtraining sprachen wir noch einmal über dieses merkwürdige Gestottere. Auch wenn wir nicht mit ihm befreundet waren – sein Ton und vor allen Dingen sein Unterton gefiel uns gar nicht. Es war klar: Allein wegen dieses unverschämten Gestammels würden wir der deutsch-britischen Silvesterparty einen Kurzbesuch abstatten. Unbedingt!
    Und den Besuch einer Party würden wir sicherlich nicht davon abhängig machen, ob unser Erscheinen auch wirklich jedem gefallen würde. Wir nicht! Nicht in unserer Stadt. Und schon gar nicht wegen ein paar Briten!
    Wie ich heute weiß, hatte diese Neuigkeit gleich beim folgenden Fußballtraining unter den englischen Soldaten die Runde gemacht. Einer der Party-Mitveranstalter konnte es sich wohl nicht verkneifen, bei den Briten sechs oder sieben üble Hooligans aus Bielefeld anzukündigen. Mit der völlig überflüssigen Bemerkung versehen, dass es deswegen doch hoffentlich keinen Ärger geben würde …
    Wer englische Soldaten kannte, wusste, dass genau das Gegenteil der Fall sein würde. Diese Jungs freuten sich von Herzen auf diese unerwartete Abwechslung – ein Kräftemessen mit dem ewigen deutschen Rivalen. Ein Kampf, dem keiner aus dem Weg gehen wollte.
    Silvesterabend. Paul, Frank und ich trafen uns um 18 Uhr. Michael kam noch dazu, er war vier Jahre Koch bei der Bundeswehr und zu jener Zeit Kantinenchef eines großen Bielefelder Unternehmens. Fred und seine Freundin Karin vervollständigten unsere Runde. Fred gehörte wie Michael zu unserer engeren Fußball-Bande. Er war ausgebildeter Elektriker und stellte – in unseren Augen – etwas äußerst Sinnvolles her: Zünddrähte für deutsche U-Boot-Torpedos. Und Karin war eines der wenigen

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