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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Frank wurde gegen eine Mauer gedrängt. Um ihn herum bildete sich ein Halbkreis von sieben oder acht Engländern, von denen einer mit vollem Anlauf in Frank hineinsprang. Da der Engländer nach dem Angriff nicht schnell genug wieder wegkam, versetzte Frank ihm einen kräftigen rechten Haken, der den Soldaten mehrere Meter nach hinten schleuderte. Auch die anderen Briten wichen zunächst einmal vor Frank zurück.
    Bis ihn der Größte und Kräftigste aus dieser Gruppe mit beiden Händen am Hals packte und anfing, ihn zu würgen. Frank traf den Engländer mit einem kräftigen Kopfstoß an der Augenbraue, die sofort
aufplatzte und ungebremst blutete. An mir hingen noch immer zwei englische Soldaten. Sie versuchten, mich vom Eingangsbereich wegzuschieben. Ich stieß sie zur Seite, um Frank beistehen zu können. Um ihn herum standen immer noch sieben Boys, die gerade dazu übergingen, ihn von der Seite aus anzugreifen und zu schlagen.
    Etwa zwei Meter von der Gruppe entfernt hob ich mit viel Anlauf ab und sprang dem ersten, den ich vor mir hatte, mit ausgestrecktem Bein ins Rückgrat. Der Engländer flog nach vorne gegen eine Hauswand, stieß mit dem Kopf gegen den Beton und blieb einfach liegen. Die Sache war nun heiß. Der Streit eskalierte zu einer wüsten Schlägerei.
    Frank wurde von sechs Engländern gleichzeitig angegriffen. Er kämpfte gut, steckte einiges ein und brachte sogar einige Schläge an den Mann – aber die Übermacht war zu groß. Auf mich schlugen drei Engländer ein. Ich konnte mit den Händen meinen Kopf noch halbwegs schützen und eine Vielzahl von Schlägen abwehren – doch zu viele kamen durch. Aufgrund der unzähligen Tritte und Schläge gelang es mir nicht mehr, mich anständig zu verteidigen. Jetzt galt es nur noch, schlimmere Verletzungen zu verhindern. Frank war in einen regelrechten Tumult verwickelt, kam aber einigermaßen zurecht, da die meisten Briten deutlich kleiner waren. Paul konnte ich gar nicht mehr sehen und Fred kniete noch immer kotzend auf dem Gehweg. Der Koch war verschwunden, also gab es nur noch eine Lösung: Rückzug!
    Ich versuchte abzuhauen, aber drei englische Soldaten hefteten sich an meine Fersen. Ich drehte noch einmal meinen Oberkörper, um mich neu zu orientieren, und übersah dabei einen vierten Engländer, der offenbar von der Seite kam und mir völlig unverhofft beide Beine wegtrat. Ich klatschte auf den kalten, gefrorenen Boden. Innerhalb von Sekunden standen die vier Briten um mich herum und traten wahllos auf mich ein. Was war los? Schmerzen. Wie konnte ich da wieder rauskommen? Wut, Angst, Verzweiflung. Flüchtige Gedanken hämmerten durch mein angetrunkenes Hirn.
    Ich stützte mich mit beiden Händen ab und versuchte, wieder aufzustehen. Dabei trat mir ein Engländer mit voller Wucht ins Gesicht. Von der Wirkung des Trittes wurde ich auf den Rücken geschleudert. Er setzte sofort nach und trat mir ein weiteres Mal gegen den Kopf. Die anderen drei bearbeiteten meinen Oberkörper und meine Beine mit Fußtritten. Wie ein Bombenhagel. Erst jetzt erkannte ich den wirklichen Ernst der Lage und riss meine beiden Arme schützend zum Kopf hoch, igelte mich ein und ließ es einfach über mich ergehen. Sie traten und traten weiter auf mich ein. Auf den Kopf, auf die Rippen, in den Magen, gegen die Nieren. Es sollte nicht aufhören.
    Es waren gar nicht so sehr Schmerzen, die ich in diesem Moment empfand. Ich spürte lediglich, wie mein Kopf nach hinten gerissen wurde, weil die Kraft meiner Hals- und Nackenmuskulatur nicht mehr ausreichte, um gegen diese Tritte bestehen zu können. Mein Kopf flog einfach wie ein Punching-Ball hin und her. Blut lief über mein Gesicht. Viel Blut. Es war warm und klebrig und bedeckte meine ganze rechte Gesichtshälfte. Hatten sie mein Auge getroffen? Das Blut kam doch aus meinem Auge? Mein Auge! Würde ich blind werden? War ich blind?
    Die Tritte ließen nach. Sie kamen nicht mehr so schnell aufei­nander. Die Engländer schienen aufzuhören. Vielleicht waren sie zufrieden. Vielleicht hatten sie sich endlich ausgetobt. Es sollte endlich aufhören …!
    Sie mussten wohl erkannt haben, dass ich genug hatte, und ließen von mir ab. Langsam rappelte ich mich auf und bemerkte, dass ich überall mit Blut verklebt und verschmiert war. Es lief rechts über mein Gesicht, die Jacke runter, bis auf meine Jeans. Dann stand Paul bei mir. »Alles okay, alles okay?! Stefan, was ist los mit dir, alles okay? Woher kommt das ganze Blut?« Ich wusste es

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