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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Reaktion abzuwarten, machte Tom einen Schritt nach vorne, drehte seinen Oberkörper um 90 Grad und trat dem Typen mit voller Wucht direkt ins Gesicht. Der Kerl ging noch im Stehen k.o. Seine Beine knickten einfach weg, er fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus und war schon bewusstlos, bevor sein Oberkörper den Boden berührte.
    Die Freundin des Kerls hielt immer noch dessen Hand, als dieser schon unnatürlich verrenkt auf dem Boden lag. Die Frau war völlig geschockt, fing an zu weinen und wimmerte panisch vor Angst. Wir ließen sie stehen und marschierten weiter. Noch 50 Meter. Das Zelt war schon deutlich zu sehen. Drinnen war es merklich leiser geworden. Einige Gäste schienen wohl schon nach Hause gegangen zu sein. Wie sich später herausstellen sollte, gingen die Veranstalter tatsächlich davon aus, dass wir zurückkommen würden. Sie hatten ihre Gäste gewarnt und etwa die Hälfte der Feiernden schienen das Zelt frühzeitig verlassen zu haben. Nicht so die Engländer. Unsere Soldaten waren noch da.
    Noch 30 Meter. Niemand sprach mehr ein Wort. Ohne Ansage wechselte die gesamte Gruppe wenige Meter vor dem Zelt in einen leichten Trab. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die Monsterwelle, die sich dem Zelt näherte, war kurz vor dem Brechen. Alle waren angespannt, das Adrenalin konnte man geradezu riechen. Mich überholten drei oder vier besonders motivierte Jungs, die den Eingang offenkundig in vorderster Linie stürmen wollten. Ich ging die ganze Sache konzentrierter an, denn ich hatte nur ein Ziel: Ich wollte mir genau die Jungs vornehmen, die mich wenige Stunden zuvor niedergetreten hatten. Die waren nun fällig.
    Noch 10 Meter. Kein Mensch hatte uns bis dahin bemerkt, keiner sah uns kommen. Keiner konnte warnen. In dem Zelt, das nur einen Ausgang hatte, wurde noch immer gefeiert und keiner der Gäste konnte ahnen, dass in wenigen Sekunden das Unglück über sie hereinbrechen würde.
    Die Blue Army stürmte in vollem Laufschritt in das Partyzelt hinein. Direkt rechts neben dem Eingang standen zwei Tische, auf denen die Musikanlage aufgebaut war. Im Bruchteil einer Sekunde wurde der Verstärker vom Tisch gerissen und mitten in das Zelt geschleudert. Frank schoss in Kopfhöhe einen Vogelschreck in die Menge, der mit einem ohrenbetäubenden Knall an der Zeltwand explodierte. Es brach sofort Panik aus. Die rund 50 Leute in dem Zelt versuchten, nach draußen zu flüchten. Bernd griff sich gleich den ersten Typen, der an ihm vorbeihuschen wollte und jagte ihm seine Faust ins Gesicht. Ein paar englische Soldaten rissen die seitliche Zeltplane ein und versuchten zu verschwinden. Die drei Engländer, die ich suchte, hatte ich aber immer noch nicht entdeckt. Irgendwo mussten sie sein. Ich ging weiter nach rechts und sah, wie mein Kumpel Dirk einem Engländer so hart ins Gesicht schlug, dass dieser umgehend zu Boden ging und benommen liegen blieb. Dirk bückte sich zu dem Soldaten runter, griff dessen Kopf und hämmerte ihn mit voller Wucht auf den Zeltboden. Die Geräusche, die dabei entstanden, werde ich nie vergessen. Zuerst die Faust ins Gesicht – tock – und dann der Aufprall des Schädels auf dem knirschenden Holzboden – tock – und noch mal tock, tock. Erst als der Engländer aus mehreren Kopfwunden blutend bewusstlos liegen blieb, ließ Dirk von ihm ab und suchte sich einen neuen Gegner.
    Dann endlich sah ich einen von ihnen. Sein Gesicht hatte ich mir gemerkt. Gut gemerkt. Außerdem fiel mir sein weißes, auffällig gemustertes »Umbro«-T-Shirt auf. Der Typ versuchte gerade, durch die eingerissene Zeltwand zu fliehen. Er sprang raus, ich hinterher. Der Engländer hatte einen Vorsprung von mehr als 20 Metern. Er rannte, als ob der Teufel persönlich hinter ihm her wäre. Und so war es auch. Ich war wie von Sinnen und hatte nur noch eines im Kopf: Rache! Noch im Lauf schrie ich ihm ein verhöhnendes »Come on England!« hinterher.
    Der Soldat stürmte durch die offene Garage des angrenzenden Wohnhauses. In der Garage parkten ein Auto und ein Motorrad. Kanister und sonstiges Autozubehör stapelten sich in den Regalen ringsum. Er war zu weit weg. Ich würde ihn vermutlich nicht erwischen können, aber ungeschoren sollte er nicht davonkommen. Von der Silvesterknallerei hatte ich noch meinen Leuchtstift und Munition übrig. Im vollen Lauf drehte ich eine Signalpatrone auf den Leuchtstift, hob meinen rechten Arm und zielte auf seinen Rücken. Die Distanz betrug vielleicht 25 Meter. In Sekundenschnelle spielte ich

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