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Gewalt ist eine Loesung

Gewalt ist eine Loesung

Titel: Gewalt ist eine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schubert Stefan
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Kumpels vom Fußball traf ich nur noch, wenn ich hundertprozentig sicher sein konnte, nicht unter Polizeibeobachtung zu stehen – also nur noch bei privaten Feiern.
    Nur wenige Tage nach dem Focus-Bericht beorderte mich der Bielefelder Polizeipräsident in sein Büro. Meinem Rechtsanwalt wurde untersagt, bei dieser Unterredung anwesend zu sein, und so stand ich an einem Montag pünktlich um 11 Uhr im Vorraum des obersten Polizeichefs. Der Polizeipräsident ließ mich selbstverständlich 20 Minuten warten – das gehört zu einer guten Show einfach dazu – und empfing mich schließlich, widerwillig an seiner Pfeife saugend, zum Rapport: »Herr Schubert, es gibt ganz fürchterliche, schreckliche Anschuldigungen gegen Sie. Sie haben bei der Polizei nichts verloren. Ich werde alles daransetzten, Sie aus dem Polizeidienst zu entfernen.« Das war deutlich.
    Ich entgegnete, dass er bislang nur die Schilderungen aus der Presse kennen würde und eine Stellungnahme meinerseits noch gar nicht vorläge. Er fuhr mir jedoch ins Wort: »Ihre Schilderungen sind mir vollkommen egal. Die können Sie sich für das Gericht sparen. Und im Übrigen« – er klopfte vehement mit dem Finger auf ein Schriftstück –, »hier ist Ihre Kündigung. Es wäre für alle Beteiligten am besten, wenn Sie sofort unterschreiben würden.« Das tat ich selbstverständlich nicht und wurde deshalb auch ohne Umschweife wieder aus seinem Büro geschmissen.
    »Das Gespräch ist beendet. Ich werde alles daransetzen, Sie aus dem Polizeidienst zu entfernen.«
    Ich war erbost. War dieses armselige Verhalten eines Mannes würdig, der einer Behörde mit mehr als 1000 Beamten vorstand? Das passiert, wenn hohe Ämter nicht nach Befähigung, sondern nach Parteibüchern besetzt werden. Aber spielten solche Begleiterscheinungen überhaupt noch eine Rolle? Der Termin für die Gerichtsverhandlung zog sich weiter hin. Ich selbst war mir bis dahin gar nicht sicher, wie ich beruflich weiter verfahren sollte. Die Entscheidung darüber schob ich vor mir her. Es war ohnehin sehr wahrscheinlich, dass ich nach der Gerichtsverhandlung aus disziplinarrechtlichen Gründen aus dem Polizeidienst entfernt werden würde. Warum also nicht abwarten?
    Die erste Stellungnahme von meiner Seite stand an. Mein Anwalt diktierte eine offizielle Distanzierung von Hooligans und Gewalt. Er beklagte die verbreiteten Presseberichte, die mit vertraulichen Polizeiinformationen gespickt und einer Vorverurteilung nahegekommen waren. Wir widersprachen dem Vorwurf des Landfriedensbruchs und stellten mich als einen neugierigen Menschen dar, der an jenem Abend lediglich schauen wollte, was los war. Des Weiteren gab ich an, abends den Klosterplatz ohne Gruppenanbindung überquert zu haben und dabei zufällig in die Krawalle geraten zu sein. Mir habe jemand einen Barhocker vor die Füße geschmissen, den ich wieder aufgestellt hätte, um danach die Tumulte schleunigst wieder zu verlassen. Wir beantragten die Einstellung des Verfahrens und beim Staatsanwalt die Einsicht in das WDR-Band.
    Und so kam es dann zu dem Film-Vorführungstermin bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Anwesend waren der Leiter der Ermittlungen, ein Kriminalhauptkommissar sowie die zuständige Staatsanwältin. Ein Polizeibeamter durfte nicht von einem anderen Polizeibeamten vernommen werden, sondern nur von einem Staatsanwalt – so war die Gesetzeslage. Mein Verteidiger sah den WDR-Film zum ersten Mal. Die entscheidende Szene (anzuschauen bei YouTube unter den Suchbegriffen WDR – Bielefeld–Hannover – 1996) dauerte nur wenige Sekunden. Ich war gespannt, wie mein Anwalt auf diese Bilder reagieren würde. Und meine Erwartungen wurden voll bestätigt.
    Die Filmsequenz war zu Ende, mein Verteidiger lehnte sich zurück und schaute der Staatsanwältin und dem Kriminalhauptkommissar belustigt in die Augen:
    »Das ist alles? Wegen diesem Video sitzen wir hier? Da ist ja nichts zu erkennen! Und deswegen die ganze Aufregung? Das kann doch nicht Ihr Ernst sein!?« Die junge Staatsanwältin schaute verlegen zu Boden. Sie konnte einem in diesem Moment fast schon leid tun. Der erfahrene Ermittler erkannte ihre Unsicherheit und übernahm das Gespräch. Er habe Gelegenheit gehabt, das Band in verlangsamter Form zu sehen, und dabei sei deutlich zu erkennen, wie ich in die Krawalle hinein und bis nach vorne durchlaufe, mit dem Barhocker in der Hand in vorderster Front stünde und aushole. Daher der Tatvorwurf des schweren Landfriedensbruchs. Ich

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