Gewalt
zerlegen. Der Eiserne Vorhang wird verschwinden, und die Staaten Mittel- und Osteuropas werden zu liberalen Demokratien ohne sowjetische Vorherrschaft werden. Die Sowjetunion wird nicht nur den totalitären Kommunismus abschaffen, sondern sie wird freiwillig aus dem Dasein scheiden. Die Republiken, die Russland seit Jahrzehnten und Jahrhunderten besetzt hatte, werden sich zu unabhängigen, in vielen Fällen demokratischen Staaten entwickeln. In den meisten dieser Länder wird das geschehen, ohne dass ein einziger Tropfen Blut vergossen wird.
Ebenso wird der Faschismus aus Europa und dann aus dem größten Teil der übrigen Welt verschwinden. Portugal, Spanien und Griechenland werden freiheitliche Demokratien werden. Ebenso wird es Taiwan, Südkorea sowie den meisten Staaten Süd- und Mittelamerikas ergehen. Die Generalissimos, die Obristen, die Juntas, die Bananenrepubliken, die alljährlichen Militärputsche werden im größten Teil der weiter entwickelten Staaten von der Bühne verschwinden.
Auch der Nahe Osten hat Überraschungen in petto. Sie sind kürzlich Zeuge des fünften Krieges zwischen Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten in 25 Jahren geworden. Diese Kriege haben 50 000 Menschen das Leben gekostet, und kürzlich bestand die Gefahr, dass die Supermächte in einen nuklearen Konflikt hineingezogen werden. Aber schon in drei Jahren wird der Präsident Ägyptens den israelischen Premierminister im israelischen Parlament umarmen, und die beiden werden einen Friedensvertrag unterschreiben, der von unendlicher Dauer ist. Auch Jordanien wird einen dauerhaften Frieden mit Israel schließen. Syrien wird in Friedensgespräche mit Israel eintreten, und die beiden Länder werden keinen Krieg gegeneinander führen.
In Südafrika wird man das Apartheidregime stürzen, und die weiße Minderheit wird die Macht an die schwarze Mehrheit abgeben. Das wird ohne Bürgerkrieg geschehen, ohne Blutbad, ohne gewalttätige Vergeltung gegen die früheren Unterdrücker.
Viele dieser Entwicklungen werden das Ergebnis langer, mutiger Kämpfe sein. Aber manche von ihnen werden auch zur Überraschung aller einfach so geschehen. Vielleicht werden einige von Ihnen herausfinden wollen, wie das alles passiert ist. Ich gratuliere Ihnen zu Ihren Leistungen und wünsche Ihnen für die Jahre, die vor uns liegen, Erfolg und Zufriedenheit.«
Wie hätte das Publikum auf diesen überschäumenden Optimismus reagiert? Wenn überhaupt jemand zugehört hätte, wäre höhnisches Gekicher die Folge gewesen, und man hätte den Verdacht gehabt, dass der Redner noch den braunen Stoff aus Woodstock intus hatte. Und doch hätte der Optimist in allen Fällen recht gehabt.
Kein Tourist kann ein Land verstehen, wenn er sich in jeder Stadt nur einen Tag aufhält, und auch mein Schnelldurchgang durch die Jahrhunderte hat vermutlich niemanden überzeugt, dass in der Vergangenheit mehr Gewalt herrschte als in der Gegenwart. Aber jetzt, wo wir wieder zu Hause sind, stellen sich sicher viele Fragen. Foltern wir nicht immer noch Menschen? War das 20 . Jahrhundert nicht das blutigste der Menschheitsgeschichte? Sind nicht neue Formen des Krieges an die Stelle der alten getreten? Leben wir nicht im Zeitalter des Terrors? Hat man nicht schon 1910 gesagt, Kriege seien überholt? Was ist mit den ganzen Hühnern in der Massentierhaltung? Und könnten nicht Terroristen, die in den Besitz von Atomwaffen gelangt sind, schon morgen einen großen Krieg lostreten?
Das sind ausgezeichnete Fragen, und ich werde versuchen, sie im weiteren Verlauf des Buches mit Hilfe historischer Untersuchungen und quantitativer Daten zu beantworten. Aber ich hoffe, ich habe mit meiner Plausibilitätsprüfung die notwendigen Voraussetzungen dafür geschaffen. Sie erinnert uns daran, dass die Vergangenheit trotz aller Gefahren, denen wir heute gegenüberstehen, noch gefährlicher war. Die Leser dieses Buches (und, wie wir noch erfahren werden, auch die Menschen in den meisten anderen Teilen der Welt) brauchen keine Angst vor sexueller Sklaverei, göttlich befohlenem Völkermord, tödlichen Zirkusspielen und Turnieren oder dem Kreuz zu haben; sie müssen nicht befürchten, wegen unerwünschter Überzeugungen auf der Streckbank, dem Rad, dem Scheiterhaufen oder durch Strappado gefoltert zu werden; sie werden nicht enthauptet, weil sie keinen Sohn zur Welt bringen, nicht aufgeschlitzt, weil sie sich mit einem Mitglied der Königsfamilie getroffen haben, die Ehre wird nicht mehr mit
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