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Gewalt

Gewalt

Titel: Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Pinker
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Zerstörungen, Opfern und veränderten Prioritäten erdulden mussten. Abbildung  5 - 12 zeigt für die einzelnen Vierteljahrhunderte den Prozentsatz der Jahre, in denen die Großmächte der jeweiligen Zeit sich im Kriegszustand befanden.
    Abbildung  5 – 12 :
    Prozentsatz der Jahre, in denen die Großmächte einander bekriegten, von 1500 bis 2000
    In zwei der ersten Vierteljahrhunderte (nämlich 1550 – 1575 und 1625 – 1650 ) stößt die Linie gegen die Decke: Die Großmächte kämpften in sämtlichen 25  Jahren. In diese Perioden fallen die entsetzlichen europäischen Religionskriege, darunter der erste Hugenottenkrieg und der Dreißigjährige Krieg. Danach zeigt der Trend eindeutig nach unten. Die Großmächte kämpften mit fortschreitenden Jahrhunderten während eines immer geringeren Anteils der Zeit gegeneinander. Einige Male kehrte sich der Trend jedoch um, so in den Vierteljahrhunderten mit der Französischen Revolution und den napoleonischen Kriegen sowie während der beiden Weltkriege. Ganz rechts unten in dem Diagramm erkennen wir die ersten Anzeichen des Langen Friedens. In dem Vierteljahrhundert von 1950 – 1975 gab es einen Krieg zwischen Großmächten (den Koreakrieg von 1950 – 1953 mit den Vereinigten Staaten und China als Kriegsparteien), danach ereignete sich kein einziger mehr.
    Nehmen wir jetzt einmal eine größere Distanz ein und richten wir einen umfassenderen Blick auf die mehr als 100 Kriege, in denen auf der einen Seite eine Großmacht und auf der anderen irgendein mehr oder weniger großer Staat stand. [568] Mit diesem größeren Datenbestand können wir den Maßstab der Kriegsjahre aus dem vorherigen Diagramm auf zwei Dimensionen erweitern. Die erste Dimension ist die Häufigkeit. Abbildung  5 - 13 zeigt, wie viele Kriege in den einzelnen Vierteljahrhunderten stattfanden.
    Abbildung  5 – 13 :
    Häufigkeit von Kriegen, in die Großmächte verwickelt waren, von 1500 bis 2000
    Auch hier erkennen wir über fünf Jahrhunderte hinweg einen Abwärtstrend: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Großmächte in Kriege verwickelt werden, wird immer geringer. Im letzten Viertel des 20 . Jahrhunderts entsprechen nur vier Kriege Levys Kriterien: die beiden Kriege zwischen China und Vietnam ( 1979 und 1987 ), der von den Vereinten Nationen sanktionierte Krieg zur Aufhebung der irakischen Invasion in Kuwait ( 1991 ) und die Bombenangriffe der NATO auf Jugoslawien, mit denen die Vertreibung der Albaner im Kosovo verhindert werden sollte ( 1999 ).
    Die zweite Dimension ist die Dauer. Abbildung  5 - 14 zeigt, wie lange sich diese Kriege im Durchschnitt hinzogen:
    Abbildung  5 – 14 :
    Dauer der Kriege, in die Großmächte verwickelt waren, von 1500 bis 2000
    Auch hier zeigt der Trend nach unten, Mitte des 17 . Jahrhunderts erkennt man jedoch einen Spitzenwert. Er ergibt sich nicht aus der einfältigen Berechnung, wonach der Dreißigjährige Krieg genau 30  Jahre dauerte; wie es der Praxis anderer Historiker entspricht, unterteilte Levy diesen langen Konflikt in vier genauer abgegrenzte Kriege. Aber trotz der Aufteilung hatten die Religionskriege jener Zeit eine brutale Länge. Von da an jedoch bemühten sich die Großmächte darum, ihre Kriege möglichst bald nach ihrem Beginn wieder zu beenden; der Höhepunkt war im letzten Viertel des 20 . Jahrhunderts erreicht, als die vier Kriege, an denen Großmächte beteiligt waren, im Durchschnitt 97  Tage dauerten. [569]
    Wie steht es mit der Zerstörungswirkung? In Abbildung  5 - 15 ist die Zahl der getöteten Kämpfer in den Kriegen, an denen mindestens eine Großmacht beteiligt war, logarithmisch aufgetragen:
    Abbildung  5 – 15 :
    Todesfälle in Kriegen, in die Großmächte verwickelt waren, von 1500 bis 2000
    Die Zahl der Todesopfer steigt von 1500 bis zum Beginn des 19 . Jahrhunderts, fällt im weiteren Verlauf dieses Jahrhunderts steil ab, nimmt den Aufwärtstrend über die beiden Weltkriege hinweg wieder auf und geht dann in der zweiten Hälfte des 20 . Jahrhunderts in den Keller. Man gewinnt den Eindruck, dass die Kriege, die stattfanden, während des größten Teils dieses halben Jahrtausends immer zerstörerischer wurden, was vermutlich auf die Fortschritte in Militärtechnik und -organisation zurückzuführen ist. Wenn das stimmt, würden die gegenläufigen Trends – weniger Kriege, die aber zerstörerischer waren – mit Richardsons Vermutung übereinstimmen, wobei sie sich aber über eine fünfmal größere Zeitspanne

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